Der staatliche Zuschuss für den Kauf von Plug-in-Hybriden soll nach den Plänen des Bundeswirtschaftsministeriums Ende 2022 auslaufen. Auch die Förderung von Elektroautos will das Ministerium schrittweise senken.
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"Wir wollen bei der künftigen Förderung von E-Autos den Fokus schärfen und stärker auf Klimaschutz ausrichten", sagt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. "Plug-in-Hybride sind unserer Meinung nach marktgängig und brauchen keine öffentliche Förderung mehr", so der Grünen-Politiker gegenüber der Funke-Mediengruppe. Wie es aus einem Schreiben des Parlamentarischen Staatssekretärs Michael Kellner an Abgeordnete der Ampel-Koalition hervorgeht, ende die Förderung für PHEVs am 31.12.2022. Eine Förderung dieser Fahrzeuge in Abhängigkeit von der elektrischen Fahrleistung hätte zu "unverhältnismäßig hohem Aufwand geführt" und sei deshalb verworfen worden."
Habeck-Vorstoß noch nicht abgestimmt
Ursprünglich sollte die Förderung laut Koalitionsvertrag ab 2023 dahin gehend reformiert werden, dass sie nur für Fahrzeuge gelten sollte, die nachweislich einen positiven Klimaschutzeffekt haben. Dazu hätte der elektrische Fahranteil und die elektrische Mindestreichweite den Ausschlag gegeben. Diese Mindestreichweite hätte dann bei 80 Kilometer gelegen und die Nutzer von PHEV sollten künftig zur Nutzung von Steuervorteilen nachweisen, dass sie ihre PHEV überwiegend im Elektromodus betreiben. Diese Vorgaben scheinen nun Makulatur zu sein, allerdings muss der Vorstoß von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck noch innerhalb der Regierungskoalition abgestimmt werden.
Die Fördersätze für die rein elektrischen Fahrzeuge sollen wie im Koalitionsvertrag zwischen der SPD, der FDP und den Grünen vereinbart, vom 1.1.2023 bis 2025 schrittweise gesenkt werden. "Über das Ende des Jahres 2025 hinaus ist die Innovationsprämie nicht mehr erforderlich", steht in dem Papier. Entsprechend fällt für die Käufer von Elektroautos ab 2026 jegliche staatliche Förderung weg. Aktuell subventioniert der Steuerzahler den Stromer-Erwerb mit dem Umweltbonus und seit Juni 2020 mit besagter Innovationsprämie. Das sind jeweils 3.000 Euro. Dazu kommen weitere 3.000 Euro vom jeweiligen Hersteller. Für Elektroautos mit einem Listenpreis von unter 40.000 Euro liegt die gesamte Fördersumme derzeit also bei 9.000 Euro (für teurere Fahrzeuge gibt es maximal 7.500 Euro). Für den Umweltbonus ist bereits eine Ablauffrist zum 31.12.2025 beschlossen.
Verbände kritisieren Habecks Plan
Für die Käufer von Elektroautos gibt es damit eine gewisse Planungssicherheit, wenngleich die Lieferzeiten für E-Autos aktuell extrem lang sind und der Kauf womöglich in die Zeit nach dem 1.1.2023 fällt. Hier müssen die Kunden dann mit reduzierter Prämie rechnen. Doch wer auf die Finanzspritze für einen PHEV gebaut hatte, könnte nun böse auf die Nase fallen. Wie bereits Jürgen Karpinski, Präsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe, im Vorfeld kritisierte, ist die Verunsicherung groß, die die Förderungsvorgaben verursachen. Denn die Lieferschwierigkeiten könnten vielen Kunden einen Strich durch die Rechnung machen, wenn die PHEV-Förderung weiter an das Zulassungsdatum gekoppelt bleibt. Er forderte, "dass die Prämie jetzt sehr schnell an das Bestelldatum geknüpft wird".
Dass nun ab 2023 wohl gar kein Geld mehr für die PHEV fließt, verschlechtert die Situation nur weiter. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Autos inzwischen teilweise mehr als 100 Kilometer Reichweite mitbringen. Das sind Dimensionen, in denen sich vor nicht allzu langer Zeit noch E-Autos bewegten.
Daher kritisiert auch VDA-Präsidentin Hildegard Müller Habecks Plan: Die Überlegung "gefährdet in einer ohnehin angespannten Zeit den Hochlauf der E-Mobilität und ignoriert die Lebenswirklichkeiten der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland". Gerade mit Blick auf die noch auszubauende Lade-Infrastruktur dienen ihrer Ansicht nach PHEV als Wegbereiter für den Umstieg. Ähnlich blickt auch Reinhard Zirpel, Präsident des Verbands der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK), auf die Situation. Er sieht außerdem "das Vertrauen, das durch die Vereinbarungen im Koalitionsvertrag entstanden ist, nachhaltig zerstört".
PHEV-Kunden zahlen drauf
Abgesehen davon müssen sich Interessenten nun auf die höheren Kosten für PHEV einstellen. Dass die Brückentechnologie aufgrund der beiden Antriebsstränge sowie der oft üppigeren Basisausstattung und stärkeren Motorisierung im Durchschnitt am teuersten ist, stellt ja kein Geheimnis mehr dar. Doch gerade deshalb war die Förderung so entscheidend für deren Erfolg. Ob die Marken die Preise selbst anpassen und ihre Rabatte erhöhen, ist abzuwarten. Viele wollten sich auf Anfrage ohne eine politische Entscheidung nicht zur künftigen Preisgestaltung äußern. Ein Ford-Sprecher prognostiziert jedoch, dass "die Her- steller diese Effekte nicht vollständig kompensieren können".
Auf politischer Ebene zeigt sich die SPD erwartungsgemäß konform mit Habecks Plänen: "Der Klimabeitrag von PHEV ist fraglich, da die Nutzung des E-Antriebs nicht nachgewiesen werden kann", so Bernd Westphal, Sprecher der Arbeitsgruppe Wirtschaft der SPD-Bundestagsfraktion. Dagegen zeigt sich die Opposition verwundert über die Richtung, die Habeck einschlägt."Ich halte das für falsch, und es ist entgegen allen ursprünglichen Ankündigungen", sagt Bundestagsmitglied Thomas Bareiß (CDU). "Eine Dauersubvention kann es nicht geben. Aber der Ausstieg muss sinnvoll organisiert werden."
Scheinbar keine Einigung innerhalb der Koalition
Ob hier schon das letzte Wort gesprochen ist, bleibt fraglich – vor allem, weil man sich auch in der Koalition nicht ganz einig zu sein scheint: "Brückentechnologien wie Hybride helfen auch maßgeblich dabei, den Umstieg von fossilen Verbrennungsmotoren zum Elektromotor zu erleichtern", meint Bernd Reuther, Mitglied des FDP-Verkehrsausschusses.
Die Neuwagenbörse "Carwow" hat eine aktuelle Übersicht der Lieferzeiten für Plug-in-Hybride erstellt. Demnach gibt es nur noch wenige PHEVs, die bis Jahresfrist lieferbar sind.
Tabelle
Welche Fahrzeuge sich aktuell für das noch laufende Förderprogramm eignen, erfahren Sie in unserer Fotoshow oben im Artikel. Sie interessieren sich für ein Elektroauto? Dann finden Sie hier die besten Leasing-Schnäppchen im Privatleasing!
Fazit
Mit staatlichen Subventionen soll der Kauf von Elektroautos angeschoben werden. Dass diese Mittel nicht ewig zur Verfügung stehen können, ist klar. Doch der neuesten Vorstoß von Bundeswirtschaftsminister Habeck ist ein Schlag in das Gesicht aller Kunden, die sich auf eine Förderung verlassen haben und nun angesichts der langen Lieferzeiten leer ausgehen werden. Ja, PHEV sind schon lange marktgängig, und ja, der positive Klimaschutzeffekt der Plug-in-Hybride ist überschaubar. Dennoch handelt es sich bei den Modellen um eine Brückentechnologie hin zur Elektromobilität, sie machen den Erstkontakt mit der mobilen Elektrfizierung möglich und reduzieren diffuse Reichweitenängste.
Bei aller Diskussion um das Für und Wider der PHEVs muss aber eine Bundesregierung für die Bürger Planungssicherheit herstellen. Sollte tatsächlich die Förderung zum 1.1.2023 auslaufen, so benötigen die Kunden, die jetzt bestellt haben einen neuen Modus Oprandi. Entsprechend darf nicht mehr das Zulassungsdatum gelten. Sollte weiterhin die Politik mit Nebelkerzen agieren, auch im Hinblick auf die unklare Situation für die rein elektrisch betriebenen Fahrzeuge, würgen sie höchst selbst die hoch gesteckten E-Mobilitätsziele ab.
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