Jahrelang kämpften insbesondere Großstädte wie Stuttgart, München oder Berlin mit hohen Feinstaub- und Stickstoffdioxidbelastungen – verursacht durch den Straßenverkehr, Industrieanlagen und Heizungen. Doch nun zeigen die Messstationen des Umweltbundesamtes (UBA) ein deutlich verbessertes Bild.
Noch vor wenigen Jahren sah die Lage in vielen deutschen Städten besorgniserregend aus. Stickstoffdioxid (NO₂), das vor allem aus Dieselabgasen stammt, überschritt regelmäßig die von der EU festgelegten Grenzwerte. Feinstaub (PM10) aus Verkehr, Industrie und Heizungen führte zu gesundheitlichen Risiken, besonders für Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Atemwegserkrankungen. In Städten mit hoher Verkehrsbelastung waren Grenzwertüberschreitungen an der Tagesordnung, trotz politischer Bemühungen und Umweltzonen. Jetzt hat sich dieses Bild erstmals grundlegend verändert. In keiner der über 400 Messstationen in Deutschland wurden die geltenden Grenzwerte überschritten.
Welche Maßnahmen haben die Luftqualität verbessert?
1. Fortschritte in der Verkehrswende
Der Erfolg ist das Ergebnis mehrerer Entwicklungen, die über die letzten Jahre hinweg eingeleitet wurden. Unter anderem hat die Verkehrswende deutlich dazu beigetragen. Der Straßenverkehr galt lange als Hauptquelle von Stickstoffdioxid und Feinstaubbelastungen. Durch Umweltzonen, Fahrverbote für ältere Diesel und Kaufprämien für Elektroautos sind deutlich weniger hoch emittierende Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs. Der Anteil an E-Autos stieg dank der staatlichen Subventionen und des Ausbaus der Ladeinfrastruktur an. Außerdem verbesserten sich in vielen Städten die Angebote des öffentlichen Nahverkehrs. Viele Pendler stiegen daher vom Auto auf die Bahn um. Zusätzlich bauten viele Kommunen die Radwege und autofreien Zonen aus. Das trug ebenfalls zur Verbesserung der Luft bei.
2. Strengere Vorgaben für Industrie und Heizungen
Neben dem Verkehr sind auch Industrie und private Heizsysteme bedeutende Quellen für Luftverschmutzung. Viele Unternehmen haben ihre Produktionsanlagen mit effizienteren Abgasreinigungssystemen ausgestattet, um Emissionen zu senken. Der Austausch alter Öl- und Kohleheizungen gegen klimafreundlichere Alternativen wie Wärmepumpen oder Fernwärme hat zur Senkung von Feinstaub und Stickoxiden beigetragen. Auch meteorologische Faktoren spielten eine Rolle. Manchmal können bestimmte Wetterlagen dazu führen, dass sich Schadstoffe in der Luft anreichern – 2024 blieb Deutschland weitgehend von solchen Bedingungen verschont.
Reicht das für die Zukunft? Neue Grenzwerte ab 2030
Trotz des Erfolgs warnt das Umweltbundesamt davor, sich auf diesen Zahlen auszuruhen. Denn die EU plant, die Grenzwerte für Schadstoffe ab 2030 weiter zu verschärfen. Die neuen Vorgaben werden unter anderem Feinstaubgrenzen senken und Stickstoffdioxid-Grenzwerte weiter anpassen. Um diese künftigen Standards einzuhalten, sind weitere Maßnahmen notwendig:
- Noch weniger Verbrenner-Autos – möglicherweise ein früheres Zulassungsverbot für neue Benziner und Diesel.
- Stärkere Förderung erneuerbarer Energien, um Emissionen aus Industrie und Heizungen weiter zu reduzieren.
- Mehr autofreie Innenstädte und eine noch stärkere Umstellung auf den öffentlichen Verkehr.