Gewinneinbrüche: Magenschwinger für deutsche Autobauer

Gewinneinbrüche bei Autoherstellern
Mehr als ein Magenschwinger für die Deutschen

Gewinn einbruch neagtiv Getty grafik
Foto: Getty Feodora Chiosea fhm

Die medienwirksame Inszenierung der Mercedes-CLA-Weltpremiere in Rom scheint die Sorgenfalten im Gesicht von Mercedes-Chef Ola Källenius quasi zu überstrahlen: Bis zu 792 Kilometer rein elektrische Reichweite, 800-Volt-Schnelladesystem, neues Betriebssystem MB.OS und ein virtueller Sprachassistent inklusive KI-Anwendung stehen einem Gewinneinbruch im Jahr 2024 gegenüber. Im Rahmen dessen fiel das Konzernergebnis um 31 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro.

Einen neuen Flop kann sich Mercedes nicht leisten

Das ist auch Ergebnis einer gescheiterten EQ-Strategie mit Modellen wie EQS und EQE, die trotz hervorragender Fahreigenschaften so schmerzhaft floppten. Rettet der CLA als zunächst rein elektrisch konstruiertes E-Auto diese Bilanz? Sicherheitshalber kommen in schneller Abfolge nun auch hybridisierte Verbrenner als 1,5-Liter-Turbobenziner mit 48-Volt-Hybridisierung vom chinesischen Partner Geely. Fest steht: Einen neuen Flop kann sich Ola Källenius zusammen mit Designchef Gorden Wagener nicht leisten – dann wird es für beide an der Spitze des Unternehmens eng.

Überraschend groß fällt auch der Gewinneinbruch bei BMW mit minus 37 Prozent aus. Nach Steuern bleiben auch hier immerhin noch 7,7 Milliarden Euro Gewinn und der Konzern verbreitet die Hoffnung, dass es 2025 wieder besser wird. Völlig unkalkulierbar ist aber die Drohung von US-Präsident Donald Trump, Zölle auf Autos aus Europa zu erheben. BMW importiert unter anderem den 5er und 7er aus Deutschland – renditestarke Modelle, die wichtig für den Gewinn sind.

Auch der VW-Konzern vermeldet heftige Turbulenzen und einen Einbruch des Gewinns von 30,6 Prozent auf 12,4 Milliarden Euro. Dramatisch fällt der Rückgang selbst bei Porsche aus: Das Konzernergebnis gab im Jahresvergleich um 30,3 Prozent auf rund 3,6 Milliarden Euro nach. Dem neuen und jetzt nur noch elektrisch betriebenen Macan kommt da wie dem Mercedes CLA die Rolle des Züngleins an der Waage zu: Floppt das Modell, wird es auch für Oliver Blume eng. Denn die Strategie bei Porsche hat er in den letzten Jahren entwickelt – und im Zuge dessen die Entscheidung getroffen, den Macan nur noch als Stromer anzubieten.

Besonders die Luxusmarken leiden

Jetzt kommt der Konter: "Angesichts veränderter Rahmenbedingungen haben wir unsere Produktstrategie in allen Segmenten adjustiert", lässt Blume wissen. Im Klartext: Der Macan bleibt ein E-Auto, aber es wird im SUV-Segment eine eigenständige Modellreihe mit Verbrennungs- und Hybridantrieb geben, die zum Ende der Dekade auf den Markt kommt. Porsche und E-Antrieb, das klingt nicht gerade nach einer Liebesbeziehung. Und wie alle hier genannten Marken lahmt der Absatz in China gewaltig.

Dabei sind es besonders die Luxusmarken, die Rückgänge hinnehmen müssen. Skoda und Cupra, die am anderen Ende der Preisliga positioniert sind, weisen in dem schwierigen Jahr 2024 Zuwächse auf: Skoda kann sogar auf das erfolgreichste Jahr der Firmengeschichte blicken. Der Gewinn stieg um rund ein Drittel auf 2,3 Milliarden Euro, der Fahrzeugabsatz um 6,9 Prozent auf 926.600 Einheiten. VW-Tochter Cupra setzt bei der auto motor und sport-Leserwahl mit 92.531 notariell bestätigten Teilnehmern einen ganz neuen Maßstab: Sie ist offiziell zur Trendmarke des Jahres 2025 mit 72 Prozent der Stimmen gewählt worden. Vor den Luxusmarken BMW (70 Prozent), Porsche (64 Prozent) und Mercedes (59 Prozent).