Seit dem Neustart der Schulen nach dem ersten Lockdown weiß das in Deutschland jedes (Schul-)Kind: Regelmäßiges Lüften kann helfen, das Risiko einer Corona-Infektion zu reduzieren. Der regelmäßige Luftaustausch soll helfen, den Anteil von Aerosolen in der Luft zu verringern. Diese superfeinen Tröpfchen können bei einer SARS-CoV-2-Infektion (Überblick: Wo der Lockdown auch Autofahrer trifft) das Virus auf andere Personen übertragen, halten sich im schlimmsten Fall über Stunden in der Luft und lassen sich auch durch einfache Mund-Nasen-Bedeckungen nicht vollständig aufhalten. Forscher der Brown University im US-Bundesstaat Rhode Island haben sich jetzt anhand von Computersimulationen damit beschäftigt, wie sich Aerosole in Fahrzeugen ausbreiten. Ihr Versuchsaufbau: Ein Toyota Prius, besetzt mit zwei Personen (Fahrer vorne links, Passagier hinten rechts), der mit knapp 80 km/h durch die Gegend fährt.

Nicht alle Fenster müssen geöffnet werden
Keine Überraschung: Bei geschlossenen Fenstern und aktivierter Heizung bzw. Klimaanlage ist die Belastung mit Aerosolen am höchsten. Sind dagegen alle vier Fenster geöffnet, findet ein maximaler Luftaustausch statt. Weil der Luftdruck auf den Rücksitzen tendenziell etwas höher ist, strömt die Luft allerdings nicht von vorne nach hinten, sondern durch die hinteren Fenster ins Auto und vorne wieder heraus. Nachteil: Bei 80 km/h zieht es ganz gewaltig. Die US-Forscher haben allerdings ebenfalls festgestellt, dass auch lediglich ein oder zwei geöffnete Fenster die Aerosolbelastung im Innenraum effektiv reduzieren können. "Das beste Szenario haben wir bei vier geöffneten Fenstern gefunden!", erklärt Asimanshu Das, einer der Forscher. "Aber auch mit nur einem oder zwei geöffneten Fenstern war das Ergebnis deutlich besser, als bei vier geschlossenen Fenstern!"

Das richtige Fenster ist wichtig
Wichtig, so die Forscher, sei es vor allem, die richtigen Fenster zu öffnen. Und das sind in der erforschten Konfiguration (Fahrer vorne links, Passagier hinten rechts) nicht die Fenster direkt neben den Personen, sondern immer die gegenüberliegenden Fenster. So entsteht eine Luftzirkulation, die die Aerosole vom einem vermeintlich infizierten Passagier im Fond am Fahrer vorbei durchs Beifahrerfenster nach draußen leitet. Der Fahrer selbst sitzt damit in einer vergleichsweise sicheren "Low-Speed-Zone". Obwohl die Erkenntnisse auch auf rechtsgelenkte Fahrzeuge übertragbar sind, betonen die Fahrer, dass sich die Ergebnisse in Fahrzeugen mit unterschiedlicher Bauform oder zum Beispiel mit Schiebedächern signifikant unterscheiden können. Und trotz der Erkenntnis, dass die richtigen geöffneten Fenster die Aerosol-Belastung der Fahrzeugluft deutlich senken können, sind sich die Forscher abschließend einig, dass nur das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung das Risiko einer Corona-Infektion (Corona: Wohin mit der Maske im Auto?) im Fahrzeug effektiv senkt.