Consumer Reports: Tesla Vorletzter im Verbraucherschutz-Ranking

Neue Auswertung von Consumer Reports (USA)
Tesla erneut Vorletzter im US-Qualitäts-Ranking

Consumer Reports (CR) ist eine Verbraucherschutz-Organisation in den USA, die sich in etwa mit der deutschen "Stiftung Warentest" vergleichen lässt. Regelmäßig überprüft CR Autos und befragt Konsumenten nach den Erfahrungen mit ihren Fahrzeugen. Die Datenbasis ist ordentlich: Den Verbraucherschützern werden jährlich Daten zu mehr als 300.000 neuen und gebrauchten Autos übermittelt. Die Ergebnisse dieses "Auto Brand Reliability Reports" führen zu einem entsprechenden Ranking und einer offiziellen Kaufempfehlung. Oder eben zu einer Warnung vor dem Kauf.

Gäbe es mehrere Ligen unter den in den USA angebotenen Automarken, wäre Tesla – gemessen an der CR-Rangliste – ein dauerhafter Abstiegskandidat. Wie schon im vergangenen Jahr belegt der Elektroauto-Hersteller den vorletzten Platz (nur Fords Edelmarke Lincoln ist erneut schlechter). Vor allem ihr jüngstes Modell Model Y macht den Kaliforniern Sorgen. Zentral sind dabei Karosserie-Probleme: Immer wieder werden Consumer Reports Lackschäden sowie schief eingepasste Türen und Heckklappen gemeldet. Kaum besser ist es bei den deutlich teureren E-Autos Model S und X: Zu den fehlerhaften Karosserien gesellen sich hier noch Probleme an der Elektronik und Klimatisierung. Das Model 3 schneidet als bestes Tesla-Produkt immerhin durchschnittlich ab.

CR sieht auch andere Sorgenkinder

Es ist nicht das erste Mal, dass Tesla und speziell das Model Y von Consumer Reports abgestraft werden. Bereits im Frühjahr 2020 zog die Verbraucherschutz-Organisation ihre zuvor erteilte Kaufempfehlung für den kompakten Elektro-SUV zurück. Dieses Schicksal teilte er seinerzeit übrigens mit den Konkurrenten Audi e-tron und Kia Niro EV. Basis der Entscheidung war damals ebenfalls die Befragung unter den Abonnenten des Consumer Reports-Magazins. Bei den Elektroautos wiesen die drei genannten Modelle besonders viele Mängel auf.

Tesla Model Y, Spoiler
Hans-Dieter Seufert

Beim Audi E-Tron beschwerten sich die Besitzer überdurchschnittlich häufig über Ausfälle des Elektroantriebs und nicht näher spezifizierte Probleme mit eingebauter Elektronik-Ausstattung. Ein häufig genannter Mangel beim Kia Niro EV sei ein Lagerschaden beim Elektromotor gewesen. Und beim Tesla Model Y zieht sich damals wie heute die inzwischen gewohnte Kritik an der Verarbeitungsqualität wie ein roter Faden durch die Umfrage-Ergebnisse. Besonders erwähnenswert findet Consumer Reports die Meldung eines Mitglieds, das Schmutz und Haare im Lack seines Model Y entdeckte. Wobei die rege kommunizierende Tesla-Community im Internet über viel schwerwiegendere Mängel berichtet; die heftigsten von ihnen sammeln wir kontinuierlich in diesem Artikel.

Porsche Taycan wird nicht mehr empfohlen – weil er neu ist

Auf Anfrage reagierte Audi USA laut Consumer Reports damit, die angesprochenen Probleme zu kennen und sie bereits zu beheben. Bei Kia hieß es, die Problematik sei bekannt und durch eine Änderung in der Produktion ebenfalls bereits behoben. Lediglich von Tesla gab es wie üblich keine Stellungnahme, der E-Auto-Hersteller hat seine Presseabteilung inzwischen komplett aufgelöst. Allerdings zeigen auch unsere Testerfahrungen mit dem Tesla Model Y ("Stark, schnell und mies verarbeitet"), dass bei der Tesla-Qualitätskontrolle noch Luft nach oben ist.

Die Kaufempfehlungen von Consumer Reports haben Gewicht in den USA und werden von vielen Verbrauchern als Richtschnur für deren Käufe verwendet. Entsprechend empfindlich trifft es Firmen, wenn von ihren Produkten wie jetzt bei den drei E-Autos abgeraten wird. Etwas kurios wird die Angelegenheit jedoch, wenn Consumer Reports die Sippenhaftung einführt. Mit der Begründung, dass bei hoher Komplexität in der Ausstattung und bei neuen Produkten generell die Fehlerquote voraussichtlich höher sein könnte, wurden auch gleich noch der Porsche Taycan und der Mercedes EQC herabgestuft, ohne entsprechende Erfahrungen zu deren Langzeitqualität zu besitzen.

Hierzu schreibt Consumer Reports wörtlich: "Der Taycan hat uns auf unserer Teststrecke beeindruckt. Wir haben zwar keine ausreichenden Daten von unseren Mitgliedern für den Taycan, aber da die neuen Daten Probleme mit anderen Elektroautos aufzeigen, haben wir unsere Zuverlässigkeits-Prognose für das Fahrzeug von durchschnittlich auf unterdurchschnittlich herabgestuft, und der Taycan wird nicht mehr empfohlen."

Im Video: Porsche Taycan gegen Tesla Model S

Generell weist Consumer Reports darauf hin, dass speziell komplett neu eingeführte Modelle überdurchschnittlich häufig mit Mängeln auffallen, vor allem bei einem hohen Grad an elektronischer Zusatzausstattung wie neuen Infotainment-Systemen oder Ähnlichem. Ein Urteil, das anhand unserer ersten Testerfahrungen mit dem VW ID.3 nicht gänzlich von der Hand zu weisen ist: Das erste Testmodell des VW ID.3 enttäuschte mit unfertig wirkender Software und nachlässiger Verarbeitung (hier der erste Test des ID.3 mit den erwähnten Problemen). Wie neuere Testautos des ID.3 zeigten, wurde hier inzwischen stark nachgebessert.

Consumer Reports belegt die These der unzuverlässigeren Erstlingswerke im Bereich der E-Autos mit anderen Modellen. So seien die bereits seit Längerem produzierten Modelle Chevrolet Bolt (in Deutschland als Opel Ampera-e bekannt) und Nissan Leaf aufgrund ihrer Bauzeit und weniger komplexer Ausstattung vertrauenswürdiger als andere E-Autos.