Das Manager-Magazin nannte Bernd Osterloh einst den "mächtigsten Arbeiterführer". Doch nun endet die 16 Jahre währende Ära von Bernd Osterloh an der Spitze des Gesamt-Betriebsrats des Volkswagen-Konzerns plötzlich. Bereits zum 1. Mai übernimmt der 64-Jährige den Posten des Personalvorstands bei der Traton SE. An dem börsennotierten Bus- und Lkw-Hersteller, zu dem unter anderem die Marken MAN und Scania gehören, hält Volkswagen die Aktienmehrheit.
"Unternehmerischer Gestaltungswille und Durchsetzungsstärke"
"Der Aufsichtsrat ist überzeugt, dass Bernd Osterloh mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung im Volkswagen-Konzern genau die richtige Besetzung ist, um die anstehenden Aufgaben der Traton SE und ihrer Marken weiter voranzutreiben", sagt Hans Dieter Pötsch, der Aufsichtsratsvorsitzende der Volkswagen AG und Traton SE. Pötsch bescheinigt Osterloh enorme Kompetenzen im Personalbereich vor allem unternehmerischen Gestaltungswillen und Durchsetzungsstärke.
Aufgrund dieser Merkmale galt Osterloh in der öffentlichen Wahrnehmung oft als verkappter Manager, der auch keine Probleme damit hatte, sich publikumswirksam und lautstark zu Wort zu melden. Öffentlich ausgetragene Machtkämpfe mit den VW-Chefs, zuletzt mit dem aktuellen Vorstandsvorsitzenden Herbert Diess, gehörten bei ihm zum Standard-Programm. Osterloh war seit 1977 bei Volkswagen beschäftigt. In seiner Funktion als Betriebsrats-Vorsitzender gehörte er auch dem Präsidium des Volkswagen-Aufsichtsrats an. Seit 2019 hatte der geborene Braunschweiger diese Funktion auch bei Traton inne.
Daniela Cavallo wird Nachfolgerin
Der Zeitpunkt des Wechsels ist durchaus pikant. In Kürze startet vor dem Landgericht Braunschweig ein Prozess gegen ehemalige VW-Personalmanager. Darin geht es um angeblich überhöhte Vergütungen für Betriebsräte. Diesem Vorwurf sah sich auch Bernd Osterloh ausgesetzt; durch seinen Fall erlangte das Thema ein großes Interesse in der Öffentlichkeit. Allerdings ist er nicht selbst angeklagt.

Osterlohs Nachfolgerin wird vorerst seine Stellvertreterin: Daniela Cavallo, Jahrgang 1975, rückt nun an die Spitze der Arbeitnehmervertretung. Erst im kommenden Jahr stehen bei Volkswagen die regulären Betriebsratswahlen an. Cavallo gilt als zentrale Figur beim aktuell zielstrebig umgesetzten Umbau der deutschen VW-Standorte zu Produktionsstätten für Elektroautos. Es heißt, sie kommuniziere zurückhaltender als ihr Vorgänger, sei in der Sache aber ähnlich – um Hans Dieter Pötsch zu zitieren – durchsetzungsstark.