Sogar Donald Trump ist es schon aufgefallen: „Wenn man durch die 5th Avenue geht, hat jeder einen Mercedes-Benz vor seinem Haus stehen, stimmt’s?“, sagte der US-Präsident im Januar 2017 kurz vor seiner Amtseinführung in einem Interview. Doch die Besitzer dieser schwäbischen Premiumautos sollten vor Fahrtantritt vermehrt überprüfen, ob ihr Fahrzeug noch über seine Außenspiegel verfügt. New Yorks Autoteile-Diebe haben es neuerdings nämlich genau darauf abgesehen.
Hightech-Außenspiegel mit eingebauten Kameras
Zwischen Anfang März und Ende April schlugen die Verbrecher 19 mal zu, sagt das New York City Police Department (NYPD). Allein 14 mal war die edle Gegend zwischen Central Park und Hudson River betroffen. Allerdings reißen sich die Langfinger natürlich nicht normale Spiegel unter den Nagel. Ihnen geht es um echte Hightech-Autoteile mit eingebauten Kameras, wie sie vor allem bei Premiumautos von Herstellern wie Audi, BMW, Lexus, Mercedes oder Porsche zum Einsatz kommen.

In diesem Diebesgut sind Kameras eingebaut, die für den Totwinkel-Assistenten genutzt werden oder zu jenen 360-Grad-Rundumblick-Bildern beitragen, die immer mehr Autos auf ihrem zentralen Cockpit-Monitor beim Rangieren anzeigen. Zwischen 1.500 und 2.000 Dollar soll ein Außenspiegel-Paar auf dem Schwarzmarkt bringen, schätzt das NYPD. Das erscheint ein bisschen übertrieben; hierzulande werden auf den einschlägigen Verkaufs- und Auktionsportalen solche Spiegel einzeln für 300 bis 500 Euro angeboten. Dennoch scheint sich für die Diebe ein lohnendes Geschäft zu ergeben.
Geklaute Außenspiegel sind hier noch kein Thema
In Deutschland sind die Kriminellen noch ein bisschen konservativer unterwegs. Hier beschränken sie sich auf die Klassiker: Bordcomputer, Navigationssysteme, Lenkräder oder Airbags. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) erkennt einen anderen Trend: Zwar gehen die Straftaten zurück (2017 wurden 90.000 Fälle von Autoteile-Klau verzeichnet, 2016 waren es noch 106.000 und 2014 sogar 117.000), aber die gestohlenen Teile werden immer teurer. Betrug 2014 die Schadenssumme pro Fall noch 1.670 Euro, stieg der Wert 2017 auf 2.210 Euro. Insgesamt mussten die deutschen Versicherer 2017 knapp 200 Millionen Euro aufwenden, um den durch Autoteile-Diebstahl entstandenen Schaden zu bezahlen.
„80 bis 90 Prozent der Autoteile landen auf der Plattform Ebay“, sagt Polizeihauptkommissar Jürgen Zöls, der auf gestohlene Autoteile spezialisiert ist und in Passau eine entsprechende Fahndungsgruppe leitet. Lenkräder, Airbags und Navigationsgeräte seien bei den Dieben besonders beliebt – und bei solchen Teilen sei „die Wahrscheinlichkeit, dass diese gestohlen sind, erheblich höher als bei ‚normalen‘ wie Stoßstangen, Türen oder sonstigen gebrauchten Verschleißteilen.“ Das Phänomen gestohlener Außenspiegel ist dem Experten allerdings hierzulande noch nicht begegnet.