Audi-Fabrik Brüssel: Das Ende des Audi Q8 E-Tron

Audi-Q8-Fabrik in Brüssel am Ende
Die letzten Tage des Audi Q8 E-Tron

Eine letzte Runde für den Vorreiter: 2018 startete der große Elektro-SUV als erstes Audi-Elektroauto in Großserie, damals noch ohne den Zusatz Q8 vor der Bezeichnung E-Tron. Diese Ära biegt nun auf die Zielgerade ein. Nach einem turbulenten Jahr 2024 mit Streiks und Protesten wegen der bevorstehenden Schließung des Audi-Werks in Brüssel stand die Produktion zuletzt still. Am 6. Februar 2025 liefen die Bänder noch einmal an, um bis zum 28. Februar den Q8 E-Tron zu produzieren. Dann gehen in Brüssel endgültig die Lichter aus. Durch den längeren Produktionsstopp werden offenbar nicht alle Bestellungen dieses Modells abgearbeitet werden können.

Ende Februar gehen die Lichter aus

Das Portal electrive.net zitiert dazu einen Audi-Sprecher: "Aufgrund der Umstrukturierungen am Standort Brüssel und daraus resultierenden Folgeeffekten in den vergangenen Wochen und Monaten konnten weniger Fahrzeuge produziert werden als ursprünglich geplant. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen müssen wir teilweise bereits erfolgte Kundenbestellungen leider stornieren. Betroffene Kunden werden wir umgehend über unseren Handel informieren. Selbstverständlich werden wir ihnen die Möglichkeit anbieten, auf ein anderes attraktives Modell unseres neuen BEV-Portfolios zu wechseln." Bedeutet: Nicht alle Kunden, die sich auf ihren bestellten Q8 E-Tron gefreut haben, werden auch einen bekommen.

Schon Ende Oktober 2024 hatte Audi mitgeteilt, dass die Produktion im Werk in der belgischen Hauptstadt Ende Februar 2025 eingestellt werden soll. Damals liefen laut Audi noch Gespräche mit einem potenziellen Investor. Audi plante schon länger, den Standort aufzugeben und war, wie in Belgien gesetzlich vorgeschrieben, über mehrere Monate mit Betriebsräten und Gewerkschaften in Verhandlungen.

Erweiterter Sozialplan

Audi Brussels hatte schließlich im Rahmen des Sozialplans ein früheres Angebot für die Beschäftigten erweitert. Neben einer freiwilligen Unternehmensprämie beinhaltet der Sozialplan Unterstützungsangebote, die laut Audi allen Beschäftigten offenstehen. Dazu zählen spezielle Altersregelungen für über 60-Jährige, Coaching-Angebote sowie sogenannte Outplacement-Services für Beschäftigte. Eine freiwillige Unternehmensprämie zahlt Audi zusätzlich zum gesetzlichen Kündigungsgeld. Deren Höhe hängt ab von der individuellen Betriebszugehörigkeit. "Insgesamt gibt Audi für die Abfindungen mehr als doppelt so viel aus wie gesetzlich gefordert", so Gerhard Walker, Mitglied des Vorstands der Audi AG und verantwortlich für das Ressort Produktion und Logistik.

Kein Zukunfts-Konzept

Letztlich hatte keiner der potenziellen 26 Investoren ein "lebensfähiges und nachhaltiges Konzept" für die Zukunft der Fabrik angeboten. Im September 2024 war in zahlreichen Medien der chinesische Autohersteller Nio als Kandidat für die Übernahme des Werks gehandelt worden. Das Dementi dauerte damals allerdings keine 24 Stunden, kurz darauf verkündete der CEO des Elektroauto-Herstellers, William Li, dass an diesen Spekulationen nichts dran sei. Das chinesische E-Auto-Portal cnevpost zitierte den Nio-Chef mit dem Satz "Wie kann sich Nio eine Fabrik leisten, die sich Audi nicht leisten kann? Die Gerüchte sind unbegründet". Nio sei, so William Li, derzeit vorsichtig mit Investitionen in Sachanlagen, mit Ausnahme der Batteriewechselstationen des Herstellers.

Das Werk in Brüssel stand ganz oben auf der Streichliste des Volkswagen-Konzerns und kam zuletzt durch eine heftige Protestaktion der Mitarbeiter mit geklauten Neufahrzeug-Schlüsseln in die Schlagzeilen. Die Suche nach der Produktion eines anderen Modells aus dem Konzern war ergebnislos geblieben. Problematisch für den Standort Brüssel ist außerdem seine Lage, eingeengt zwischen Wohngebieten, Bahnanlagen und Schnellstraße, die eine räumliche Erweiterung unmöglich macht.

Die Brüsseler Autofabrik ist über 75 Jahre alt. Am 7. April 1949 lief dort das erste Fahrzeug vom Band. Vor der Übernahme des Werks durch die Audi AG im Jahr 2007 gehörte der Standort seit 1970 der Volkswagen AG an und baute verschiedene Modelle des Volkswagen-Konzerns. Der Produktionsstart des Audi A1 im Jahr 2010 markierte eine neue Ära. In der Geschichte des Werks war der Audi A1 das erste Modell, das exklusiv in der belgischen Hauptstadt gefertigt wurde.

2023 wurde noch gefeiert

Am 1. August 2018 lief der letzte Audi A1 der ersten Generation in Brüssel vom Band, der Nachfolger wurde dann im spanischen Martorell gebaut. Insgesamt sind seit Mai 2010 knapp 910.000 Audi A1 in Brüssel gefertigt worden. Seit 2018 läuft der Q8 E-Tron dort vom Band. Ebenfalls 2018 erhielt das Werk das Zertifikat für eine CO₂-neutrale Produktion. 2023 feierte man im Werk 200.000 produzierte Q8 E-Tron.