Mit Blick auf die im Entstehen begriffene neue Bundesregierung hat ADAC-Technikpräsident Karsten Schulze auf dem digitalen auto-motor-und-sport-Kongress gefordert, dass die EU keine neuen Verbrenner-Verbote beschließt. Der ADAC halte Verbrenner-Verbote und Denkverbote für falsch, betont der oberste Club-Techniker. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass das Auto ein wesentlicher Mobilitäts-Faktor bleiben wird – insbesondere auf dem Land. Eine Anti-Auto-Politik hält der ADAC für einen Fehler – eine Abkehr vom Auto kann der Automobilclub bei sieben Millionen in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland hinzugekommenen Autos nicht erkennen. Außerdem sei es eine Illusion zu glauben, dass es auf dem Land jemals ein ausreichendes Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln gäbe. Das Vertrauen in den ÖPNV sei ohnehin angekratzt.

Nicht nur auf Elektroautos setzen
Der ADAC möchte eine klimaneutrale Mobilität nicht ausschließlich mit Elektroautos erreichen. Ob sich rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge in Zukunft durchsetzen, hält er für eine Wette. Schulze schlägt vor, mehr in synthetische Kraftstoffe und Wasserstoff zu investieren und damit Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor klimaneutral zu machen. Anders würden Bestandsfahrzeuge nicht klimaneutral werden. Das Verbrennerverbot im Flottenregulierungsvorschlag der EU-Kommission hält er für ebenso falsch wie die deutsche Diskussion um solche Verbote.
Verbots-Wettlauf
Weltweit, und speziell auch in der EU, ist in den vergangenen Monaten eine Art Wettlauf um den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor bei Fahrzeugen entbrannt. So hat Dänemark schon 2018 angekündigt, bis 2030 Verbrenner verbieten zu wollen – das Land musste diesen Vorstoß allerdings abbrechen, da er gegen EU-Regeln verstieß. Irland, Niederlande, Slowenien und Schweden verfolgen ähnliche Zeitpläne wie Dänemark, das Nicht-EU-Land Norwegen möchte sogar schon 2025 aus dem Verbrenner raus.

Umstrittene E-Fuels, umstrittener Wasserstoff
Die auch E-Fuels genannten synthetischen Kraftstoffe sind wegen ihrer im Vergleich zu einem reinen Elektroantrieb niedrigen Effizienz höchst umstritten. Erst kürzlich hat das Potsdam-Institut für Klimafolgen-Forschung in einer Studie vor E-Fuel-Euphorie gewarnt, da deren Einsatz einen viel zu hohen CO2-Ausstoß mit sich bringe. Ähnlich verhält es sich mit Wasserstoff, für dessen Erzeugung viel Energie und hochreines Wasser nötig sind. Deshalb halten Experten inzwischen Wasserstoff in Sachen Pkw-Antrieb für einen ungeeigneten Energieträger.