Rund 137.000 Fahrzeuge der Kia Modelle Soul und Seltos sollten demnächst die Werkstatt aufsuchen. Laut der National Highway Traffic Safety Administration, kurz NHTSA, sind speziell Fahrzeuge mit dem 2,0-Liter-Vierzylindermotor betroffen. Fehlerhafte Kolbenringe bei den Modellen Soul und Seltos können zu schwerwiegenden Motorproblemen führen können. Betroffen sind Fahrzeuge aus den Baujahren 2021 bis 2023.
Die falsch produzierten Kolbenringe von Dongsuh Federal-Mogul können im Laufe der Zeit Schäden an den Zylinderwänden verursachen. Dies führt zu einem erhöhten Ölverbrauch und im schlimmsten Fall zu einem Motorschaden oder -ausfall. Teilweise kam es bereits zu Bränden, verursacht durch austretendes und auf heiße Auspuffteile tropfendes Motoröl. Insgesamt sind dem Hersteller 409 Vorfälle bekannt, darunter auch vier potenziell brandbedingte Vorfälle, die alle den Soul betreffen.
Betroffene Modelle und Maßnahmen
Der Rückruf bezieht sich insgesamt auf 83.621 Kia Soul und 53.635 Kia Seltos. Besitzer der betroffenen Fahrzeuge sollten ihre Wagen in die Werkstatt bringen, wo die Motoren inspiziert und gegebenenfalls ausgetauscht werden. Darüber hinaus wird eine Software installiert, die Geräusche der Kolbenringe erkennt, um künftige Schäden frühzeitig zu identifizieren. Da es den Seltos in Europa nicht gibt und den Soul nur als vollelektrische Variante, ist Europa vom Rückruf nicht betroffen. Das bestätigt Kia auch auf Anfrage von auto motor und sport.
Vorgehensweise und Präventivmaßnahmen
Ab Anfang April werden Besitzer der betroffenen Fahrzeuge schriftlich über den Rückruf informiert und aufgefordert, ihre Fahrzeuge zum Service zu bringen. Der Rückruf ist eine Reaktion auf eine erhöhte Anzahl von Garantieansprüchen, die Kia nach der Entdeckung von defekten Kolbenringen und beschädigten Zylinderwänden erhalten hat. Kia betont jedoch, dass nicht alle Fahrzeuge betroffen sind und die Rückrufe vor allem präventiv sind, um schwerwiegendere Folgeschäden zu vermeiden.
Bereits der zweite Rückrüf
Bereits 2021 gab es einen ähnlichen Rückruf in den USA. Der betraf 125.400 Soul-Fahrzeuge, die zwischen dem 24. November 2018 und dem 24. Oktober 2020 aus dem Werk fuhren und 21.849 Seltos, die aus dem Produktionszeitraum vom 20. November 2019 bis 15. Oktober 2020 stammen. Die NHTSA rechnete mit einem tatsächlichen Fehleraufkommen von einem Prozent, was knapp 1.500 Fahrzeugen entspräche. Auf Nachfrage von auto motor und sport bei Kia Motors Deutschland heißt es: "Der Rückruf bezieht sich auf Verbrenner."
Kompletter Motortausch möglich
Während der Produktion beim Kolbenölringlieferanten trat ein inkonsistenter Wärmebehandlungsprozess auf, der zu einer übermäßigen Ölringhärte führte. Eine übermäßige Härte des Ölrings kann ein Abplatzen des Außenumfangs des Kolbenölrings und einen Abrieb der Zylinderbohrung verursachen. Eine abgenutzte Zylinderbohrung kann wiederum zu einem erhöhten Ölverbrauch führen, der schließlich abnormale Motorgeräusche und/oder das Aufleuchten der Öldruckwarnleuchte nach sich zieht.
Nutzt der Fahrer das betroffene Fahrzeug in diesem Zustand kontinuierlich weiter, kann es zu einem Festfressen des Pleuellagers kommen. Ein festgeklemmtes Pleuellager kann zu Motorschäden führen und dadurch das Risiko eines Antriebskraftverlusts und/oder in manchen Fällen eines Brandes erhöhen, da eine Pleuelstange den Motorblock durchstoßen und Motoröl auf heiße Bauteile treffen kann. Kia schreibt in den kommenden Tagen die betroffenen Fahrzeughalter an, die dann mit ihrem Soul oder Seltos eine Werkstatt aufsuchen müssen. Im schlimmsten Falle muss Kia den kompletten Motor austauschen.