VW T5 Multivan im Gebrauchtwagen-Check

VW T5 Multivan im Gebrauchtwagen-Check
Taugt der Bulli im Sonderangebot etwas?

VW Bus und das Wörtchen ‚günstig‘ teilen sich nur sehr selten einen Satz – das scheint ein Naturgesetz zu sein", witzelt Meister Wünsch zur Begrüßung. Stimmt ja, was er sagt: Der Bulli hat sich über sechs Generationen einen beeindruckenden Haben-wollen-Status erarbeitet. Besonders bei Großfamilien, Surfern und Campingfreunden. Die einzige Hürde: "Sein unverschämt hoher Preis", fügt Meister Wünsch hinzu und hat dabei nicht nur die Zahlen der aktuellen Preisliste im Kopf: Derzeit startet ein neuer Multivan mit 110 PS und überschaubarer Ausstattung bei 36.890 Euro. Wenn es die besser bestückte Comfortline samt 150-Diesel-PS sein darf, sind schnell über 50.000 Euro fällig.

"Dafür müssen die meisten von uns seeehr lange arbeiten." Aber die Geschichte ist an dem Punkt noch nicht zu Ende, "denn auch einen gebrauchten Bulli gibt’s selten zum Schnäppchenkurs", weiß der Meister. Umso erstaunter schleicht er um den toffeebraunen T5, den wir vor seiner Werkstatt geparkt haben. Ein Multivan aus dem Baujahr 2012, mit fünf Sitzplätzen, einer Vorbesitzerin, etwas über 165.000 Kilometern auf der Uhr und vorbildlich ausgefülltem Scheckheft im Handschuhfach. Links daneben ein einfaches CD-Radio, darunter eine Klimaanlage. Die einzigen beiden Extras an Bord des VW: Standheizung und Sonnenschutzrollos für die hinteren Seitenfenster. Der aktuelle HU-Bericht verrät: Bis zur nächsten Hauptuntersuchung ist noch etwas über ein Jahr Zeit. Die montierten Winterreifen schaffen noch zwei kalte Saisoneinsätze, und die Aluräder für die warmen Monate liegen im Kofferraum.

VW T5 Multivan, Exterieur
Dani Heyne

Heißer Preis, aber ein größerer Motorschaden

Der Meister bleibt vor der hinteren rechten Seitenscheibe stehen und bestaunt den eingeklebten A4-Zettel: "Gepflegter VW T5 zu verkaufen – für 16.000 Euro", liest er laut vor. "Na, das wäre ja wirklich ein Schnäppchen. Solche überarbeiteten T5 starten sonst zwischen 18.000 und 20.000 Euro."

Was unser Checker noch nicht weiß: Der Bus hatte bei 100.000 Kilometern einen Motorschaden, genauer: einen Riss im Motorblock. Kommt leider vor, sollte aber nicht. Da dieser Bus ausnahmslos bei VW zum Service war, übernahm Volkswagen den Austausch auf Kulanz – eine Reparatur im Wert von rund 9.000 Euro.

"Für den nächsten Besitzer ist das gar nicht mal schlecht, schließlich hat das Herz des Bulli erst 65.000 Kilometer weg. Klar, Anbauteile wie Turbolader, Einspritzdüsen und Zweimassenschwungrad wurden nicht erneuert – aber dennoch: Der neue Rumpfmotor macht den Deal sogar noch etwas schmackhafter", urteilt Meister Wünsch begeistert und beschnüffelt den Bus ausführlicher.

Nutzen wir die Zeit und werfen einen Blick auf die Historie des T5. Er löste 2003 den geliebten und längst wieder begehrten T4 ab. VW wollte mit der fünften Generation in Sachen Fahrkomfort und Dynamik auftrumpfen, nervte die Fans aber frühzeitig mit Motorproblemen, einer kapriziösen Elektronik und einem poltrigen Fahrwerk. Auch Rost war wieder Thema. 2009 überarbeitete VW den Bus. Es gab etwas Schminke und neue Vierzylinder-Dieselmotoren mit Common-Rail-Einspritzung, die die Fünfzylinder-TDI ersetzten. Die DNA des Bulli blieb dagegen unverändert. Auch 2015, als das nächste größere Facelift kam und das Kürzel T6 Einzug hielt.

VW T5 Multivan, Exterieur
Dani Heyne

"Die Fans hatten bereits bei der Überarbeitung 2009 etwas mehr erwartet – vor allem beim Fahrwerk, das mit Querfugen immer noch nicht charmant umgehen kann", erklärt Meister Wünsch und zeigt auf mehrere kleine Kratzer und Lackabplatzer. "Dieser T5.2 trägt ein paar Kampfspuren, nix Wildes, eher kosmetische Makel."

Bei der Probefahrt fällt auf, wie leise der 140 PS starke Zweiliter-Diesel agiert. Er ist an ein Sechsganggetriebe gekoppelt, durch das sich Meister Wünsch schnell durcharbeitet, um schließlich zufrieden zu murmeln: "Der Antrieb schiebt gut an, da gibt’s nix zu mosern." Zurück in die Werkstatt, ab auf die Hebebühne.

Problemzonen beim T5? Da gibt’s einige …

Während der Zweitonner nach oben schwebt, kramt Meister Wünsch in seinen Erfahrungen. "Problemzonen beim T5? Da hätten wir die Bremsen, Fahrwerksteile, die Schalldämpfer und leider auch den Kollegen Rost, der hier und da knabbern kann. Bei manchen Fahrzeugen nerven zudem die Elektronik, die Abgasrückführung und die Turbos der Diesel. Ab und an ist mal ein Krümmer undicht, hängt sich das Infotainment-System auf."

Die Bremsen unseres Testkandidaten haben noch deutliche Reserven, die Buchsen des Fahrwerks wurden bereits ersetzt. Die Achsmanschetten haben keine Risse, Motor und Getriebe sind wunderbar trocken. Allerdings sieht man hier und da Flugrost am Unterboden – und zwar genau da, wo dieser wenig bis keinen Unterbodenschutz abbekommen hat. Außerdem zeigt Meister Wünsch auf den Mittelschalldämpfer, der sich an zwei Stellen langsam auflöst. "Der rostet von innen nach außen", erklärt unser Checker und fügt hinzu: "Typisches Problem bei eher kurzen Strecken."

VW T5 Multivan, Exterieur
Dani Heyne

Während der braune Bus dem Werkstattboden langsam wieder näher kommt, fasst Meister Wünsch zusammen: "Optisch ein paar Schönheitsfehler, technisch bis auf den Auspuff ganz gut in Form. Ich würde mit den gefundenen Mängeln versuchen, noch ein wenig an der Preisschraube zu drehen – ihn aber auf jeden Fall nehmen. Denn solch ein Angebot gibt’s eher selten!"

Gesagt, getan. Die Verkäuferin lässt sich alles zeigen und senkt dann den Preis um 500 Euro. Einen Fahrradträger fürs Heck gibt’s zudem kostenlos dazu. Gutes Geschäft! Und es zeigt, dass sich die mühsame Suche nach dem persönlichen Wunsch-Gebrauchten lohnen kann.