Humor ist grundsätzlich eine feine Sache. Lockert viele Situationen auf, bringt Menschen zusammen. Galgenhumor dagegen ... „Und, rasselt der schon?“, ruft Meister Wünsch zur Begrüßung beim heutigen Gebrauchtwagen-Check. „Kann bei dem ja durchaus vorkommen“, erklärt er zur Verteidigung, umrundet mit schnellen Schritten den Skoda Roomster und zeigt auf den kleinen Schriftzug am Heck: „Hab ich’s mir doch gedacht, ein TSI-Motor.“
Bevor wir den Erfahrungen des Meisters lauschen, steht eine kurze Reise in die Vergangenheit an, zurück in den Spätsommer 2006. Damals startete Skoda mit dem Roomster in ein neues Abenteuer – bis dahin hatte die Marke kein derart praktisches Modell im Angebot. Leider wurden für die Serie die hinteren Schiebetüren weggespart, die uns am Prototyp gefallen hatten. Immerhin übernahm koda sein Konzept in die Serie – und erfand einen passenden Namen dazu: Roomster setzt sich aus den englischen Begriffen Room und Roadster zusammen. Was übersetzt bedeutet, dass der Wagen bei großstadttauglicher Außenlänge (4,20 Meter) einen interessanten Mix aus zwei Welten bietet. Bis zu den B-Säulen fühlt er sich nach geräumigem Kleinwagen an (Fabia), dahinter wird er zum Raumwunder mit guter Variabilität (Kofferraumvolumen: 455–1.555 Liter).
Ein wahrer Held des Alltags, geschätzt vor allem von Familien, Lieferdiensten, Freizeitsportlern und Handwerkern. Klar, Renault Kangoo oder auch Fiat Doblò bieten noch mehr Platz auf ihrer Grundfläche, allerdings sind sie deutlich kastiger und fahren nicht ganz so agil wie der Roomster. Der basiert übrigens auf Karosserie- und Technikkomponenten des Fabia II und des Octavia und lief bis zu seinem Produktionsstopp im Jahr 2015 in Mladá Boleslav und Kvasiny (Tschechien) vom Band.
Meister Wünsch kennt die Fakten. Er hat den Roomster öfter zu Gast in seiner Werkstatt. Abgesehen von den normalen Verschleißteilen gibt es bei diesem Skoda-Modell eine Schwachstelle, die besonders wehtun kann.
Steuerketten-Probleme zwischen 2010 und 2012
„Erklärt mal einem Kunden, dass der Motor seines Autos ausgerechnet da klappert, wo er niemals klappern sollte. dass die Reparatur teuer wird. Sehr teuer. Keine schöne Aufgabe“, erzählt er und spielt auf die beiden TSI-Motoren an, die im Roomster ab März 2010 angeboten wurden. Sie leisten 86 oder 105 PS aus jeweils 1,2 Litern Hubraum.

Beide werden von einem Turbolader auf Trab gebracht, was ihren Unterhaltungswert je nach Gaspedaleinsatz enorm steigert. Denn so sind sie auf Wunsch spritzig oder bei gemütlicher Fahrt sparsam. Kein Wunder also, dass viele Kunden einen der TSI bestellten. Und sich beim Blick in das Serviceheft freuten, dass kein Zahnriemenwechsel vorgesehen war.
Beide Motoren haben keinen – Kurbel- und Nockenwelle verbindet eine Steuerkette, die ein Autoleben lang halten soll. So lautet zumindest die Theorie. Leider sieht die Praxis anders aus, da längen sich diese Ketten nämlich ganz gern, können von ihren Spannern nicht mehr straff gehalten werden und springen dann nicht selten über oder reißen im ungünstigsten Fall. Kapitale Motorschäden und aufwendige Reparaturen sind die Folge. Besonders häufig tritt dieses Problem zwischen den Baujahren 2010 und 2012 auf, danach wurde es besser.
„Das tut weh“, sagt der Meister und fügt hinzu: „Man kann ja leider nicht so einfach in die kleinen Motoren hineinschauen und diagnostizieren, wie es um die Steuerkette steht. Schließlich halten ja auch viele durch.“ Das Problem ist bei Skoda bekannt, längst gibt es erschwingliche Reparaturpakete für alle betroffenen Motoren. „Wenn sich die Ketten längen oder die Kettenspanner kaputtgehen, rasseln die TSI im Kaltstart fürchterlich“, erklärt der Meister und fügt hinzu: „Wer sofort in die Werkstatt fährt, kommt mit einem blauen Auge und ein paar Hundert Euro davon. Dann müssen nur besagte Steuerkette und ein paar Teile getauscht werden, aber der Motor überlebt das.“
Unter Werksgarantie fällt das Problem jedoch nur, wenn es innerhalb dieser Zeit auftritt (in den ersten beiden Jahren). Bei allen anderen ist es eine Frage der Kulanz, ob Skoda sich an den Kosten beteiligt. Daher sollte vor dem Kauf eines gebrauchten Roomster unbedingt darüber nachgedacht werden, welcher Motor der richtige ist.
Ausführung, Motoren, lohnende Extras
Skoda brachte seinen vielseitigen Kompakt- Van im September 2006 auf den Markt, ein Jahr später folgte die feldwegtaugliche Version Scout mit robusten Kunststoffbeplankungen rundum sowie die Lieferwagenversion Praktik ohne Rückbank und hintere Seitenscheiben. Im Frühling 2010 wurde der Roomster überarbeitet, dabei vor allem die Front und das Armaturenbrett. Optional gab es nun eine zweifarbige Lackierung mit weißem Dach. Ende 2015 stellte Skoda den Roomster ohne direkten Nachfolger ein. In puncto Sicherheit war er stets auf der Höhe der Zeit und bekam beim Euro-NCAP-Crashtest beste Noten ausgestellt. Die wirklich spannende Frage lautet jedoch: Welchen Motor nehmen?

Die Dreizylinder-Benziner (64 oder 69 PS) schieben den rund 1,2 Tonnen schweren Skoda ohne Familie und Gepäck an Bord ausreichend an. Bei voller Zuladung kommen beide jedoch aus der Puste – vor allem auf der Autobahn. Dafür gelten sie als zuverlässig, was man von den ab 2010 erhältlichen Turbobenzinern (TSI) nicht uneingeschränkt sagen kann. Bei den Ottomotoren gibt es daneben nur zwei Alternativen: entweder den 1.4 16V mit 86 PS oder den etwas flotteren 1.6 16V mit 105 PS (beide mit Zahnriemen). Vielfahrer sollten dagegen einen der Diesel wählen. Hier ist der ab März 2010 erhältliche 1.6 TDI empfehlenswert, den es im Roomster mit 75, 90 und 105 PS gibt. Vor dem Kauf aber unbedingt prüfen, ob Skoda bei diesem Motor bereits die neue Software aufgespielt hat.
Das für den 1.2 TSI optional erhältliche Doppelkupplungsgetriebe (DSG) ist grundsätzlich eine feine Sache, jedoch unterliegt es einem gewissen Verschleiß. Daher bei der Probefahrt auf ruckfreies Anfahren und saubere Gangwechsel achten. Weitere empfehlenswerte Extras? Der Fahrradhalter für den Innenraum (auch nachrüstbar) sowie das Panorama-Glasdach.
Und der Rest? Gar nicht so schlecht!
„Jetzt haben wir uns aber ganz schön lange mit dem kleinen Motor beschäftigt“, scherzt Meister Wünsch und lässt die Haube ins Schloss fallen. Dann holt er das Serviceheft aus dem Handschuhfach und lobt die stets eingehaltenen Inspektionsintervalle. Es folgt der routinemäßige Check aller Spaltmaße und der Reifenprofile – tadellos.

Der Skoda macht einen gepflegten Eindruck. Das bestätigt auch der Blick in den Kofferraum und auf die Sitzflächen: keine Schrammen, keine Verschmutzungen. „Der wurde nicht als Transporter missbraucht“, bemerkt der Meister. Also ab auf die Hebebühne! Dabei werden auf halbem Weg nach oben die Bremsbelägeüberprüft. Besonders die Scheiben der Hinterachse rosten bei diesem Modell gern. Der Unterboden präsentiert sich in ausgezeichnetem Zustand. Kein Rost, keine Aufsetzer, keine gebrochenen Fahrwerksfedern, defekte Stoßdämpfer oder Bremsleitungen.
Roomster mit Happy End? Kommt drauf an
Auch das Flexstück des Auspuffs ist tadellos – was oft nicht der Fall ist. Das kleine Rohr gewährt dem Auspuff eine gewisse Flexibilität, damit er nicht zu steif am Motor hängt und einreißt. Als Letztes schaut sich Meister Wünsch die Antriebswellen und dabei gezielt die Achsmanschetten an – keine Risse zu erkennen – und kontrolliert das Spiel der Gelenke der Vorderachse. Aber auch hier kann er nichts finden.

Fazit: Der fünf Jahre alte Skoda ist technisch in sehr gutem Zustand. „Und da haben wir den Salat: Hier steht ein top gebrauchter Roomster mit einem Motor, der eventuell Probleme machen kann. Muss er aber nicht“, fasst der Meister zusammen und schaut nachdenklich. Er weiß, dass diese Kombination einer Lotterie gleicht. Wer auf Nummer sicher gehen will, macht einen Bogen um die frühen TSI-Versionen. Vor allem die mit hohen Laufleistungen, da sich die Wahrscheinlichkeit des Steuerkettenproblems dann erhöht. Der Roomster an sich hat bewiesen, dass er mit richtiger Pflege auch nach Jahren tadellos dastehen kann. Mit dem passenden Antrieb ist er daher zu empfehlen.
Skoda Roomster 1.2 TSI Active | |
Grundpreis | 18.590 € |
Außenmaße | 4213 x 1684 x 1607 mm |
Kofferraumvolumen | 480 bis 1585 l |
Hubraum / Motor | 1197 cm³ / 4-Zylinder |
Leistung | 77 kW / 105 PS bei 5000 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 184 km/h |
0-100 km/h | 10,9 s |
Verbrauch | 5,7 l/100 km |
Testverbrauch | 8,3 l/100 km |