- 1. Das Platzangebot
- 2. Die große Auswahl auf dem Gebrauchtmarkt
- 3. Die haltbare Technik
- 4. Die hochwertige Technik
- 5. Die gute Ersatzteilversorgung
- 6. Die Unterhaltskosten
- 7. Der entscheidende Unterschied zum Bulli
- 8. Die Konkurrenz
- 9. Die Alternativen
- 10. Die lange Bauzeit
- Und was ist schlecht?
1. Das Platzangebot
Beginnen wir mit dem Elefanten im Raum – der passt nämlich gefühlt spielend ins Gepäckabteil. So ein Caddy verlädt jeden noch so großen Kombi oder Minivan, bleibt dabei aber Pkw-artig fahrbar. Zugegeben: Viele (gerade dünn ausgestattete) Exemplare fahren sich eine Idee rumpeliger als ein Pkw, aber in puncto Handlichkeit gibt’s praktisch keinen Nachteil. Das ergibt im Alltag eine fast unschlagbar praktische Mischung. Deren Vorzüge hören nicht beim großen Kofferraum auf. Der Ablagetrog über der Frontscheibe ist ebenso praktisch wie die vielen Ablagen, die um die Insassen verteilt drapiert sind. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten: Wer den Laderaum voll ausschöpfen will, muss sämtliche Rücksitze herausnehmen und zu Hause lassen. Sie lassen sich zwar umklappen, aber nicht im Boden versenken.
2. Die große Auswahl auf dem Gebrauchtmarkt
Wenn ein Auto nicht nur 17 Jahre lang gebaut wurde, sondern außerdem noch in derart enormen Stückzahlen, dass noch bis vor Kurzem neue Lagerexemplare zu haben waren, ist die Auswahl entsprechend groß. Sie finden hochpreisige Jahreswagen mit Euro 6 und Restgarantie genauso wie günstig vierstellige Altexemplare, die statt Reiz nur noch Nutzwert bieten. Und weil selbst die noch verhältnismäßig lang halten, können Sie in wirklich jeder Preisstufe ins Regal greifen. Auf den Portalen finden sich sogar spezialisierte Händler, die ehemalige Postautos vertreiben. Und: Sollte ihr Wunschexemplar in irgendeiner Form enttäuschen, ist ein vergleichbarer Caddy nur selten weit weg.

3. Die haltbare Technik
Wer sich (wie der Autor) zu Studienzeiten ein paar Euro mit der Zustellung von Briefen oder Paketen dazuverdient hat, ist möglicherweise schon mal einen dieser legendären Postcaddys gefahren. An Bord gibt es hier einen 1.9er, bzw. Zweiliter-Saugdiesel und stets serienmäßig zwei Schiebetüren. An Bord gibt es nicht: Einen Beifahrersitz, ein Kühlwasserthermometer im Kombiinstrument (stattdessen einfach eine blinde Blende), ein Radio oder jegliche Form von Ausstattung. Zudem sind diese Fahrzeuge aufs maximale geschunden. Ständig ein- und ausschalten, Volllast bei kaltem Motor, Bordsteine rauf und runter. Kaum ein Fahrzeug steckt das so würdevoll weg, wie der Caddy. Auch bei den verbrauchtesten Exemplaren stellte sich stets ein Geborgenheitsgefühl gefördert durch den soliden Türklang, den prasselnden Diesel, und die starke Heizung ein.

Auch ohne romantische Brille steht fest: Am Caddy ist meistens nicht viel, was kaputtgeht. Wer die 1.2er Steuerketten-TSI oder Spielereien wie die Erdgasmodelle meidet, erhält fast immer mehr oder weniger unzerstörbare Antriebe. Das Fahrwerk ist günstig wie simpel, und die Materialien von Karosserie und Innenraum sind durchweg auf Langlebigkeit optimiert.
4. Die hochwertige Technik
Was denn nun, haltbar oder hochwertig? Im Idealfall gilt beides. Neben der maximal simplifizierten Postkutsche, gibt es den Caddy nämlich auch für gehobene Nutzungsansprüche. Wer etwa Wert auf Ausstattung legt, wird nicht enttäuscht. Überraschend viele Caddys kommen auch auf dem Gebrauchtmarkt mit feinen Extras daher, die für Verwöhnaroma im Alltag sorgt. Doch damit nicht genug: Wenn die Traktion des regulären Modells mit Vorderradantriebs nicht ausreicht, steht zusätzlich auch den 4Motion zur Auswahl. Mit Allradantrieb bleibt zwar ein wenig Zuladung auf der Strecke, doch dafür vermittelt ein derartiger Caddy einen noch etwas hochwertigeren Fahreindruck. So kommt kaum noch das Gefühl des billigen Blechkastens auf.

5. Die gute Ersatzteilversorgung
Die Menge macht’s. Es gibt unzählige Caddys und noch mehr Ersatzteile in verschiedenen Qualitätsstufen. Speziell in den Eingeweiden, also am Unterboden, der Bremse oder dem Fahrwerk wurde vieles unverändert, bzw. baujahresübergreifend passend gefertigt. Sollte also mal ein Auspuff oder ein Satz Bremsen fällig werden, ist das beim Caddy so günstig zu erledigen, wie kaum woanders.

6. Die Unterhaltskosten
Dass alle Caddys für ein Butterbrot zu unterhalten sind, wäre gelogen. Alte Diesel sind zwar kostengünstig, halt- und sparsam, kosten aber ohne Lkw-Zulassung empfindlich viel Steuer. Die Benziner sind nicht ausnahmslos empfehlenswert. Hier muss jeder Käufer selbst wissen, welchen Weg er geht. Alt aber günstig? Schadstoffarm aber teurer? Innerhalb der großen Auswahl empfiehlt es sich anhand der Abgasnormen den richtigen Mittelweg zu finden. In der Versicherung liegen alle Caddys rund 20 Prozent unter Golf-Niveau.
Was sich also am Jahresende zusammen mit den günstigen Wartungskosten summiert, ist in den meisten Fällen erfreulich günstig und liegt meistens unter dem Niveau herkömmlicher Pkw. Verglichen mit dem Nutzwert ist das eine unschlagbare Bilanz.
7. Der entscheidende Unterschied zum Bulli
Wir Deutschen denken ja gern in Maßeinheiten. Der Trumpf im Transporter-Quartett liegt eindeutig im maximalen Laderaum. Wer den langen Caddy Maxi also mit einem normalen T5/T6 vergleicht, stellt 4.130 Liter im Caddy gegen 5.800 Liter im maximal beladenen Bus. Als Maßstab: Der Kombi-König Mercedes E-Klasse lädt knappe 2.000 Liter ein, was in den meisten Fällen locker ausreicht.

Brauchen Sie also wirklich die extreme Raumfülle von Caravelle und Co.? Wenn nicht, betrachten Sie, dass der beliebte Bus bei großenteils identischen Antrieben manchmal doppelt so teuer ist wie ein vergleichbarer Caddy. Und: Je nach Ausstattung beträgt die maximale Zuladung bei beiden Modellen um die 1.000 Kilo. Zwar liegt der Caddy knapp darunter, und der Bus knapp darüber, aber die Preis-Leistungs-Krone geht klar an den Caddy. Nutzen Sie sowieso nicht? Dann ziehen Sie mal zur Hausrenovierung los und erstehen eine Ladung Bodenfliesen, Putz oder Zementsäcke ...
8. Die Konkurrenz
Wie in vielen Fällen der Markengeschichte ist VW alles andere als forsch, was die Einführung neuer Modelle angeht. Ein Pkw-basierter Kleintransporter mit simpler Technik ist fürwahr nichts Neues. Der erste Caddy war ein dackelig daherkommender Golf mit Einzelkabine und laaaanger Ladefläche – praktisch, aber eben nicht für alle Nutzungsfälle. Caddy Nummer zwei basierte auf dem Polo und machte vieles richtig. Nutzlast und Raumnutzung waren aber ausbaufähig, zudem war die Baureihe ein übler Schnellroster. 2003 stand dann die teuer und hochwertig entwickelte Golf-5-Plattform, mit dem bereits auf Hochbau getrimmten Touran-Vorderwagen zur Verfügung – ein logischer Schritt.

Ach ja, wir wollten über die Konkurrenz sprechen. Nun, die besteht seit jeher aus Renault Kangoo und Citroën Berlingo/Peugeot Partner/Rifter. Auch wenn der Unterschied zunächst gering scheint, wurden diese in erster Linie als Nutzfahrzeuge entwickelt und mit teils mageren Pkw-Motoren mit kleinen Hubräumen angetrieben. In Handling und Qualitätseindruck konnten Sie lange Zeit nicht mit dem Caddy mithalten – das gelingt erst seit Kurzem. So budgetorientiert wurden die Konkurrenten eher als billige Handwerkerautos verbraucht, und seltener als Familienmobil mit einem Mindestmaß an Pflege genutzt. So findet der Gebrauchtkäufer in Form des Caddy viel häufiger brauchbare Angebote, als bei den Franzosen.
9. Die Alternativen
Denken Sie neben den meist französischen Konkurrenzmodellen unter den kleinen Kleintransportern auch daran, welche vergleichbare Fahrzeugklasse so viel leistet wie ein Caddy. Ein großer Kombi ist größtenteils teurer und hat weniger Platz. Ein SUV? Ebenfalls. Die typische VW-Bus-Klasse ist fast immer sehr viel teurer, wenn man nicht gerade ein übel zugerichtetes Handwerker-Exemplar erwischt. Die Mischung aus Pkw und Nutzfahrzeug macht’s einfach.

10. Die lange Bauzeit
Letzteres hat auch VW begriffen. Eine Bauzeit von insgesamt 17 Jahren ist heutzutage eine absolute Seltenheit. Entwicklungskosten sind teuer, und wenn ein fertiges Modell anhaltend gut funktioniert, und sich dank Baukastenstrategie immer auf neuestem Stand halten ließ, hat ein Resultat zufolge, was extrem ausgereift und frei von Kinderkrankheiten ist. Selbst der neue Caddy ist "nur" eine weitere Evolutionsstufe, auch wenn nun fast alles erneuert wurde.

Und was ist schlecht?
Bei allem Praxisnutzen sollte man nicht vergessen, dass das Hinterteil des Caddys im Prinzip nur aus einem simplen Blechkasten besteht, der auf einer blattgefederten Starrachse sitzt. Darüber sitzt eine Art Hilfsrahmen, der wiederum bereits mit dem geriffelten Ladeboden verschweißt ist. Da gibt es weder ein ausgeklügeltes Fahrwerk (außer bei den Allradmodellen), noch die Möglichkeit, Sitze oder Ersatzrad besonders trickreich im Boden verschwinden zu lassen. Umgekehrt ist die Konstruktion dafür maximal wartungsfreundlich.
Außerdem sollte man die Steuerketten-TSI zwischen 2010 und 2015 meiden – ihre Steuerketten oder deren Spanner sind selbst nach einer bereits erfolgten Reparatur noch immer nicht zuverlässig haltbar. Auch die Erdgasmodelle, bzw. deren Tanks erfordern erhöhte Aufmerksamkeit.
Ansonsten gibt es nicht viele chronische Schwachpunkte. Ungepflegte Exemplare rosten vereinzelt, doch die lassen sich leicht umgehen, zumal die Korrosion leicht erkennbar an Radläufen und Schwellern beginnt. Gelegentlich klemmen mal die Führungen der Schiebetüren – hier hilft rechtzeitiges Fetten.