Von Restomod kann man beim neuen Projekt von Toyota USA nicht mehr sprechen. Denn das Umbauteam von TRD (Toyota Racing Development) ließ vom formgebenden 1966er-Toyota-Land-Cruiser-FJ45-Pick-up nur noch die Blechhülle übrig. Alles andere an diesem für die Tuningmesse SEMA konstruierten Rockcrawler ist maximal radikal.
Rockcrawler, auf Deutsch Felsenkrabbler, so nennt man in den USA Fahrzeuge, die speziell für superextremes Felsengelände aufgebaut werden. Rockcrawling-Wettbewerbe gibt es landesweit unzählige, das berühmteste Event ist das "King of the Hammers (KOH)" in Kalifornien, in dem sich die Elite dieser Motorsportart ein Stelldichein gibt.
Außer der Karosserie nichts mehr übrig
Das als Einleitung, weil Toyota USA den "FJ Bruiser" genau so aufgebaut hat, dass er sofort beim KOH starten könnte. Dementsprechend hat der betagte 1966er-Land-Cruiser alles abgeworfen, was außer der Karosserie vorhanden war. Angesichts der leicht verrotteten Basis des 57 Jahre alten Formspenders vielleicht nicht die schlechteste Idee.
Für den Umbau kam ein handgeschweißter Rohrrahmen zum Einsatz, über den abschließend die frisch lackierte FJ-45-Karosserie gestülpt wurde. Für wirklich mächtigen Vortrieb sorgt ein TRD-V8-Motor aus der Nascar-Cup-Car-Serie, der aus 5,7 Liter Hubraum stramme 735 PS produziert. Um das Abgas kümmert sich eine MagnaFlow-Anlage aus Edelstahl. Kombiniert ist das Brüll-Orchester mit einem Dreigang-Automatik-Renngetriebe.
Vierstufiges Verteilergetriebe
Weil die Rockcrawling-Wettbewerbe sowohl ultralangsame Kletterei über mannshohe Felsen als auch wüstes Tempogebolze über Offroadpisten umfassen, kommt nach dem Hauptgetriebe ein mehrstufiges Atlas-Verteilergetriebe zum Einsatz. Es erlaubt sowohl den Heck- als auch den Allradantrieb des FJ Bruiser in jeweils vier Gangstufen. Laut Toyota kann der FJ Bruiser damit bei 7.000 Umdrehungen (!) des V8-Motors im höchsten Gang wahlweise mit 20 km/h durch ein Geröllfeld kraxeln oder mit maximal 265 km/h über eine Piste blasen. Letzteres natürlich nur rechnerisch, in der Praxis dürfte das Gerät bei solchem Tempo nach einem kurzen Auftitscher in Richtung Erdumlaufbahn entschwinden.

Alles handgemacht: Achsaufhängung und Radführung am FJ Bruiser.
Lebensverneindendem Tempo steht außerdem die Bereifung mit 42 Zoll großen BF Goodrich-Gummis auf 20-Zoll-Beadlockfelgen entgegen, da erlebt das Thema "ungefederte Massen" eine völlig neue Dimension. Für das Fahrwerk wurden Eibach-Federn mit Fox-Dämpfern kombiniert. Die handgefertigten Starrachsen sind mit Currie-Differentialen bestückt.
Der Gummikettenantrieb im Unterboden
Komplett krass wird es allerdings unter dem Auto. Weil beim Rockcrawling nach ambitionierten Fahrmanövern gerne mal alle Viere in der Luft hängen, wenn der Bolide mittig auf einem Felsen aufliegt, hat Toyota beim FJ Bruiser mit dem "Camso Track" eine Art Förderband im Unterboden montiert. Der zweiteilige Gummikettenantrieb wird vom Cockpit aus gesteuert, über eine Kette von einem Elektromotor angetrieben und rubbelt das Auto im Zweifelsfall wie ein Pistenbully über das Hindernis.
Letztlich sind die Japaner aber wieder ganz sie selbst, als sie zum Ende der Produktbeschreibung die Sicherheitshinweise für den fetten Kletter-Cruiser nachliefern: Das Fahrzeug, so Toyota, sei mit Teilen ausgerüstet, die möglicherweise nicht straßenlegal sind, sich negativ auf die Fahrzeugsicherheit auswirken könnten, die Garantie ist auch rum. Zu sehen ist der Toyota FJ Bruiser am 3. und 4. November auf der SEMA in Las Vegas und hier in der Fotogalerie.