Der Händler Auto Source Group aus Miami im US-Bundesstaat Florida hat gerade einen ganz besonderen Sportwagen im Angebot, der als Ruf RSR bekannt ist. Das Auto hat eine wechselvolle Geschichte – und über 700 PS. Das Werk verließ dieser G-Modell-Elfer im Jahr 1984 als M491 WTL. WTL steht für Werksturbolook – in dieser Variante hat Porsche den 911 von 1984 bis 1989 angeboten. Und die Ausführung "Werksturbolook" kostete Kunden des 3.2 Carrera seinerzeit 30.000 Mark Aufpreis – mit Einrechnung der Inflation wären das heute zirka 29.500 Euro. Dafür gab es zwar keinen Turbo-Motor, aber immerhin das Fahrwerk, die Bremsen, den Heckflügel, die Achsen und die Karosserie des Porsche 911 Turbo der Baureihe 930. Die Voraussetzungen für einen heftigen Performance-Umbau waren also günstig.

Ruf-Generalimporteur baut um
Kurz nachdem ein Kunde aus dem US-Bundesstaat Illinois den roten WTL-Elfer gekauft hatte, ging das Auto an Tore Johnson. Johnson war seinerzeit in den USA der Ruf-Generalimporteur, der auch selbst Autos auf die Ruf-BTR-Spezifikation umgerüstet hat. Der BTR war das erste Auto von Ruf, dass eine eigene Fahrgestellnummer bekam – und er ist bis heute wegen seiner Performance legendär. Auf 97 km/h (60 Meilen pro Stunde) sprintete der mit einem 3,4-Liter-Turbomotor ausgerüstete BTR in 4,3 Sekunden, maximal waren 305 km/h möglich – Mitte der 1980er-Jahren waren das extrem gute Werte. Im Zuge des Umbaus durch Tore Johnson bekam der Porsche nicht nur einen doppelt turbogeladenen 3,4-Liter-Sechszylinder-Boxermotor mit 400 PS, sondern auch eine manuelle Fünfgang-Schaltung von Ruf, eine x-förmige Front-Kofferraum-Verstrebung, Recaro-Sitze, ein Ruf-Lenkrad, Ruf-Instrumente und 17-Zoll-Leichtmetallfelgen – ebenfalls von Ruf. Dann ging das Auto zu Alan Johnson Racing (AJR) aus dem kalifornischen San Diego.

Nächster Umbau durch AJR
AJR montierte einen Überrollkäfig in die Kabine des Elfers und verpasste ihm eine flache Nase nach Vorbild des Rennwagens Porsche 935. Während die Fronthaube des 935 allerdings aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) besteht, ist sie beim Ruf RSR aus Aluminium gefertigt. Der Eigentümer des Porsche fuhr ihn ein paarmal auf der Rennstrecke, meistens aber im Alltagsverkehr – so kamen zirka 3.200 Kilometer zusammen. Einen Popularitätsschub erlangte der Ruf RSR, als er im Jahr 1989 erschienenen Buch "The World's Fastest Cars" auftauchte. Anfang der 1990er-Jahren kamen die abgerundeten Außenspiegel vom 911 der Baureihe 964 an die Türen. Außerdem wichen die Bremsen neuen Ruf-CTR-Bremsen – und ein neuer Ruf-3,5-Liter-Motor kam ins Heck. Gleich beim nächsten Trackday ging der Motor hoch und das Auto stand erstmal fast 20 Jahre still.

Jetzt mit 780-PS-Motor
Dann kaufte ein neuer Eigentümer aus Illinois den Ruf RSR und brachte ihn zum Porsche-Spezialisten Perfect Power aus Buffalo Grove im gleichen Bundesstaat. Perfect Power baute in den deutschen Sportwagen einen von Protomotive aus Harrison (Arkansas) getunten Motor ein: Das von einem massiven Ladeluftkühler gekrönte 3,8-Liter-Aggregat stammt aus dem 993 Turbo. Mit Rennkraftstoff befeuert, soll es kurzzeitig bis zu 780 PS leisten können. Es heißt, wer es beim Ruf RSR bereits im ersten Gang krachen lässt, zerreibt die Hinterreifen, bevor er den zweiten Gang einlegen kann.

Instandsetzung für 90.000 Dollar
Perfect Power rüstete den Elfer zudem mit einer frischen Ruf-Sechsgang-Schaltung aus und ersetzte die verschlissenen Ruf-Sitze (jetzt Recaro), das Ruf-Lenkrad (jetzt Momo) und die Ruf-Felgen (jetzt BBS). Die gesamte Instandsetzung verschlang 90.000 Dollar (aktuell umgerechnet zirka 79.922 Euro).

Die Auto Source Group versichert, dass der Ruf RSR vollständig frisch gewartet ist: Sämtliche Flüssigkeiten und Filter sind getauscht, die Klimaanlage ist gewartet und sämtliche Sicherungen sind durch neue ersetzt. Die originale Bedienungsanleitung ist im Lieferumfang enthalten. Der Händler möchte für den performanten Sportler 280.000 Dollar (aktuell umgerechnet zirka 248.646 Euro).