Früher war sicher nicht alles besser, um mal mit einer Plattitüde anzufangen, aber manche Namen waren irgendwie cooler. Da gab es bei Porsche zum Beispiel die Sonderwunsch-Abteilung. Klingt ein bisschen nach „Zauberei-Ministerium“, ein wenig geheimnisvoll. Ein Ort, an dem alle weiße Baumwollhandschuhe tragen und und stets versonnen über die Teile streichen, die sie eben angebracht haben. Heute, seit zwei Jahren, kennen wir diesen Bereich als Exclusive Manufaktur. Die Benennung ist zwar nüchterner geworden, doch noch immer wird dort nicht erläutert, dass eine schwarze Lackierung die beste Wahl mit Blick auf den Wiederverkauf sei. Im Gegenteil – es kann bunt und schrill werden. Die letzte prominente Kreation war schließlich ein goldener 911 Turbo.

Heute steht der frühere Formel 1-Fahrer Mark Webber in Porsches Werk 1, das die Kundenberatung der Exclusive Manufaktur beherbergt, und erinnert sich an seinen ersten Sonderwunsch: „Ich hatte die Carbon-Bremsanlage an meinem 997 GT3 RS und wollte statt gelber Bremssättel lieber schwarze haben. Ein Ding der Unmöglichkeit, sagte man bei Porsche. Die Farbe zeige die Technologie an und schwarz sähe aus, als habe man Stahlbremsen verbaut.“ Mittlerweile wäre dieser Wunsch freilich kein Problem mehr, denn seit dieser Diskussion haben Kunden im Konfigurator stets die Option auf schwarz glänzende Sättel.
Ein Roboter mit Druckkopf
Die Porsche-Sonderwunschabteilung entwickelt sich also weiter, und dazu gehört auch das Hinzukommen neuer Optionen. Die neuste darunter beinhaltet ein neues Verfahren, das Porsche „Direct Printing“ genannt hat. Dazu wird ein Druckkopf mit 32 einzeln steuerbaren Düsen auf einen Roboterarm montiert, der dann in kontinuierlichem Abstand zum Karosserieteil ein vorgegebenes Motiv aufdruckt. Vom Prinzip her so, als würde man eine Fronthaube durch einen Tintenstrahldrucker jagen. Nur ein wenig komplexer. Das Motiv der Wahl und aktuell auch die einzige offizielle Option in Verbindung mit dem Druckverfahren: Der Fingerabdruck des Kunden auf der Haube.

Die Grafik wird in 40 Bahnen á 20 Millimeter Breite nach und nach aufgetragen. Rund 1.800 Pixel bringt der Roboter pro Bahn auf, wobei er stets einen 90-Grad-Winkel zum Bauteil einhält. „Daher sind aktuell nur liegende Flächen ohne Kanten und Sicken mögliche Motivträger“, erklärt Porsche-Ingenieur Roman Komolzew. Man arbeite allerdings bereits an Lösungen für weitere Bereiche der Karosserie.
Wind, Wetter und Waschanlage
Die Komplexität des Verfahrens liegt in der Kombination der Robotertechnik mit all ihren Sensoren, der Applikationstechnik und der Lacktechnologie. Das Endprodukt zeichnet sich dadurch aus, dass keine Erhabenheit des Motivs festzustellen ist. Nach dem Abschleifen, Reinigen und einer Schicht Klarlack sind jegliche Unebenheiten Geschichte. Porsche will so eine umfassende Haltbarkeit gewährleisten, die Wind, Wetter und Waschanlage trotzt – anders als das bei einer Folierung der Fall wäre.
Gemessen an der Tatsache, dass man je nach Aufwand der Individualisierung bei der Porsche Exclusive Manufaktur schon mal 200.000 Euro auf den Neuwagenpreis aufschlägt, ist die Fingerabdruck-Haube vergleichsweise günstig zu haben. 7.500 Euro kostet diese persönlichste aller Gestaltungen und ist ab März 2020 bestellbar. Bevor jetzt Ihr Datenschützer-Herz ein paar Schläge aussetzt – der Fingerabdruck wird natürlich so weit überarbeitet, als dass kein Schindluder damit getrieben werden kann.
