Wenn man sich an den Rand des Stuttgarter Kessels stellt und ganz laut "X-Klasse" ruft, kann man eine leichte Erschütterung spüren. Das sind alle Controller, Marketing-Verantwortlichen und Produktplaner, die gleichzeitig zusammenzucken. Der Pick-up, den Mercedes nur von 2017 bis 2020 im Portfolio hatte, war alles andere als der erwartete Kassenschlager. Woran das gelegen hat? Vermutlich in der Kombination aus Premiummarken-Aufpreis und Technik-Pool mit Renault und Nissan. Schließlich konnte man sich das Fahrzeug quasi baugleich als Renault Alaskan oder Nissan Navara für weniger Investment anschaffen. Egal, darum soll es jetzt gar nicht gehen – wir wollten nur eine Brücke schlagen. Und zwar zu dem einigermaßen spektakulären Mercedes-Umbau eines Schraubers aus Indonesien.
Offroad-Feeling für schmales Geld
Dort wurde über die Marktplatz-Funktion von Facebook kürzlich nämlich ein Pick-up-Umbau auf Basis eines W 124 300E angeboten. Für umgerechnet weniger als 5.000 Euro. Und vermutlich ist es genau jene, derartige Fahrzeuge umwabernde postapokalyptische Mad-Max-Aura, die solche Fahrzeuge auf eine skurrile Art begehrenswert macht. Die den Abenteuergeist kitzelt und von rauer Unbezwingbarkeit kündet. Sie merken schon, wir schweifen ab. Das angebotene Auto jedenfalls sieht auf den Bildern nach einem soliden Umbau aus. Die Grundstruktur des W 124 bleibt erhalten, dazu kommen verbreiterte Kotflügel, Geländebereifung und ein amtlich höhergelegtes Fahrwerk. Der originale Motor, jener 180 PS starke Dreiliter-Reihensechszylinder, bleibt dem Truck erhalten. Gleiches gilt für das manuelle Fünfgang-Getriebe. Eine Eigenkreation sind dagegen die kantigen Front- und Heck-Stoßfänger. Rund 180.000 Kilometer stehen auf der Uhr. Eine Laufleistung, die Kenner mitnichten verschrecken dürfte.

Innen geht es gediegen zu. Schwarze Ledersitze, Serienarmaturen und ein tief geschüsseltes Nachbau-Lenkrad bestimmen die Atmosphäre im Rechtslenker. Von Gebrauchsspuren ist auf den Bildern überraschend wenig zu sehen. Zu schade, dass dieses Auto so weit weg, in Yogykarta, steht. Wobei das natürlich auch einen Vorteil hat. Denn wenn dort plötzlich ein Mercedes Pick-up über die Straßen rollt, muss im 11.470 Kilometer entfernten Stuttgart niemand zusammenzucken.