Sind die Maseratis aus den Achtziger- und Neunzigerjahren unterbewertet? Oder sind die überschaubaren Verkaufszahlen solcher Modelle wie Biturbo, Karif oder Shamal mangels qualitativ hochwertigen Gegenwertes schlicht gerechtfertigt? Und wie oft waren solche und ähnliche Fragen schon Streitthemen an den Stammtischen italoaffiner Old- und Youngtimer-Freunde? Insofern darf das Projekt, das Maserati Fuoriserie, die Individualisierungsabteilung des italienischen Edelherstellers, zusammen mit Garage Italia plant, durchaus als risikoreich und ambitioniert gelten.
Alles noch sehr unkonkret
Viel Konkretes über das, was die Norditalien-Connection da vorhat, weiß man freilich noch nicht. Auf den sozialen Kanälen der Design- und Veredelungsschmiede des schillernden Agnelli-Erben Lapo Elkann, Garage Italia, heißt es nur, dass es sich um ein Restomod-Konzept handelt, "das die Erinnerung an die Neunzigerjahre zurückbringen wird. Das Projekt Rekall möchte den Maserati-Ikonen Tribut zollen, die diese Jahre mit ihren unverwechselbaren Formen und einzigartigen Details geprägt haben." Maserati hat sich zu dem Vorhaben bisher noch nicht offiziell geäußert.

Aussagekräftiger sind die zeitgleich veröffentlichten Zeichnungen. Sie zeigen eindeutig eine Neuauflage des Shamal: Von diesem kantigen Coupé wurden von 1989 bis 1995 nicht einmal 400 Exemplare produziert. Wahrscheinlich, weil es ihm sowohl an italienischer Eleganz als auch an Zuverlässigkeit, Fahrdynamik und ähnlichen Dingen mangelte. Nicht jedoch an Leistung: Der 3,2-Liter-Biturbo-V8 lieferte 326 PS und schickte maximal 436 Newtonmeter Richtung Hinterräder. Zu seiner Zeit waren das würdige Sportwagen-Werte.
Moderne treffen auf verschrobene Details
Wie bei einem Restomod-Umbau üblich, zeigt sich das Originalauto in zahlreichen Details modernisiert und optimiert. So weichen die ursprünglichen Halogen-Leuchten LED-Lichtstäben, die Siebenspeichen-Felgen ersetzen die Kooperationspartner durch mit heutigen Materialien und Methoden gefertigte Pendants, das Heck erhält einen ausfahrbaren Spoiler und eckige statt runde Auspuff-Endrohre. Die an Verschrobenheit grenzenden Details wie der Spoiler unterhalb der Windschutzscheibe oder die B-Säulen-Verkleidung im Stile eines Überrollbügels bleiben jedoch erhalten.

Einen ähnlichen Stil verfolgen Maserati und Garage Italia im viersitzigen Innenraum. Die eckig geformten Sportsitze mit integrierten Kopfstützen tragen einen Überzug aus Leder und sind an ihren Rücken von Karbon umschlossen. Der Kohlefaser-Verbundwerkstoff findet sich auch am Armaturenbrett, das zentral nach unten in eine tastenreiche Mittelkonsole ausläuft. Der Fahrer greift in ein klassisch-rundes Lenkrad und schaltet – die dreiteilige Pedalerie verrät es – manuell.
Als Antrieb gibt es wohl einen Turbobenziner
Hinter dem Volant macht sich ein regelrechtes Mäusekino breit, wobei die abgebildeten Details des Digitaltachos Hinweise auf den Antrieb geben: Die Schriftzüge "Turbo" und "Gas" sowie die Tankanzeige deuten auf einen aufgeladenen Benzinmotor hin. Die Zahl 299 könnte die angestrebte Höchstgeschwindigkeit beschreiben. Und der Wert 80 in Verbindung mit der Gleichung "x100" führt uns zur Höchstdrehzahl des Motors.