Schwerter zu Pflugscharen – diese nicht ganz junge, aus Bibeltexten hergeleitete Forderung dürfte beim Thema dieses Beitrags zur Gänze erfüllt sein. Denn aus einem ehemals ziemlich ernsthaften Waffenträger wurde im zweiten Leben ein lustiger Gute-Laune-Bus für Menschen, die im Urlaub nicht nur am Strand herumliegen wollen. Konkret geht es um gleich zwei MAN KAT1 8x8, gewaltige Eisenberge mit vier Achsen, die ursprünglich in der Landesverteidigung tätig waren.
MAN KAT1 8x8
Speziell für den Einsatz als Lenkflugkörpertransporter hatte der Hersteller MAN den KAT1 zum "15 t mil gl BR A1" umgerüstet, um damit die Flugabwehrraketensysteme Roland und Patriot an den Einsatzort zu bringen. Von den normalen MAN KAT1 unterschied sich der Brummer unter anderem durch die auf 2.900 Millimeter verbreiterte Spur mit entsprechend angepasstem Fahrerhaus sowie eine stärkere Motorisierung.

Diese extrem breiten Raketentransporter kamen der Firma Motorcraft Conversions aus England gerade recht, als ein Auftrag aus Island hereinkam: Ein Reiseveranstalter suchte nach einem geeigneten Gefährt, um Touristen bei jedem Wetter duch unwegsamstes Gelände auf isländische Gletscher befördern zu können. Island-Kenner wissen, was das im Hinblick auf die Autos bedeutet: Monsterreifen! Je größer die Gummis, desto mehr Auflagefläche – so kann ein tonnenschweres Fahrzeug über den Schnee fahren, statt einzusinken.
Ausgemustert und mit neuem Job
Weil die vom Militär ausgemusterten Raketen-MAN mit der gewaltigen Verbreiterung wie gemacht für solche Riesenreifen erschienen, kamen sie bei Motorcraft Conversions unters Messer. Ausgestattet mit der rund 1.000 PS leistenden Maschine, die auch bei MAN KAT für Flughafen-Feuerwehren zum Einsatz kommt, war die Frage nach ausreichend Leistung schnell geklärt.
Bis zu 50 Passagiere sollten Platz in den Spezialtransportern finden. Motorcraft Conversions entwickelte einen verglasten Aufbau mit Bustür und steiler Treppe, in dem die Passagiere über das Dach des Führerhauses blicken können. Als Material kommen Sandwichplatten zum Einsatz, die üblicherweise im Kühlhausbau verwenden werden – nur sollen sie im Gegensatz zum ursprünglichen Einsatz in diesem Fall die Kälte draußen halten. Überbordenden Komfort darf man in den Ice Trucks nicht erwarten, die Passagiere steigen von ihren Ausflügen ohnehin üblicherweise in dicker Thermokleidung und mit selten sauberen Schuhen ein. Also alles abwaschbar, inklusive der Kunststoffsitze.
Der MAN Ice Truck im Video
Der wichtigste Umbau betrifft jedoch die Reifen an sich, nicht nur deren Größe. Um auf die vielen verschiedenen Untergründe vom der mit scharfen Steinen gespickten Piste über tiefe Wasserdurchfahrten bis zu Klettertouren über Eis und Schnee alle Einsatzgebiete abdecken zu können, erhielt der MAN KAT an jewem Rad eine separate Reifenfüllanlage, die sich bequem vom Cockpit aus über eine Mobiltelefon-App bedienen lässt.
Der Umbau ist den Fachleuten von Motorcraft Conversions in jedem Fall geglückt, die beiden gebauten Fahrzeuge "Ice One" und "Ice Two" sind nun schon seit mehreren Jahren im Einsatz. Besonders stolz sind die Engländer auf ihr Tempo: In nur 12 Wochen wurden die Fahrzeuge aufgebaut.