19 Jahre spielte – manche würden eher sagen: wütete – Shaquille O'Neal in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA. "Shaq" beherrschte das Geschehen nicht etwa mit filigranen Bewegungen oder einer großen Treffsicherheit bei Distanzwürfen, sondern dank purer Power nah am Korb, die wiederum auf seinen körperlichen Voraussetzungen fußte. Bei einer Körpergröße von 2,16 Meter brachte der "Shaqster" offiziellen NBA-Angaben zufolge 147 Kilogramm auf die Waage. Die Gewichtsangabe dürfte bereits zu aktiven Zeiten hin und wieder untertrieben gewesen sein, doch jetzt, 13 Jahre nach seinem Karriereende, wiegt O'Neal unübersehbar mehr als in seinen besten NBA-Jahren.
Coupé-Umbau von West Coast Customs
Ein Mann von diesen Dimensionen sieht sich bei der Wahl des passenden Autos naturgemäß einigen Limitationen ausgesetzt. Dass aber selbst eine Oberklasse-Limousine wie der Lucid Air zu eng geschnitten ist, damit Shaquille O'Neal hineinpasst, überrascht dann doch. Immerhin ist das Elektroauto 4,98 Meter lang, 2,20 Meter breit (mit Außenspiegeln) sowie 1,41 Meter hoch und bietet einen Radstand von 2,96 Meter. Doch Shaq, der im öffentlichen Leben der USA immer noch omnipräsent ist, kennt die richtigen Leute, um ein solches Problem zu lösen. An diesem Punkt kommt die Firma West Coast Customs ins Spiel.
Auch die hatte, genau wie Shaquille O'Neal, ihre beste Zeit in den späten 1990er- und frühen 2000er-Jahren, denn hier wurden damals in der MTV-Kult-Show "Pimp my Ride" eigentlich dem Schrottplatz geweihte Autos in wieder (einigermaßen) ansehnliche Tuning-Kisten verwandelt. Heute gefällt sich die Firma von Ryan Friedlinghaus als einer jener US-Tuner, bei dem die Promis ihre Autos individualisieren lassen. Justin Bieber, Will.i.am und die Mitglieder des Kardashian/Jenner-Clans gehören zu den Kunden von West Coast Customs. Und eben auch O'Neal, weshalb Friedlinghaus und seine Truppe einen enormen Aufwand betrieben haben, um Shaqs Platzprobleme beim Lucid Air zu lösen.
B-Säule weggeflext
Die Grundidee war, die viertürige Elektro-Limousine in ein Coupé zu verwandeln, um dem Ex-Basketball-Profi einen leichteren Ein- und Ausstieg sowie bessere Platzverhältnisse hinter dem Lenkrad zu bieten. Wie der Umbau vonstattenging, zeigt ein über Social Media verbreitetes Zeitraffervideo. Die zentrale Maßnahme: Um längere Türen einbauen zu können, musste die B-Säule weichen. Und um gleichzeitig die nötige Stabilität und Verwindungssteifigkeit zu gewährleisten, hat West Coast Customs andere Bereiche des Chassis und der Karosserie verstärkt. So gibt es jetzt zusätzliche Streben hinter den hinteren Seitenfenstern.
Diese haben die Kalifornier ebenso eigens gestaltet und angefertigt wie die neuen extralangen Türen. Den Rest erledigt eine große Menge an Spachtelmasse, mit der jener Bereich zwischen der neuen B- und der ursprünglichen C-Säule geglättet wurde. Damit sieht der Lucid aus wie ein elegantes Coupé, das tatsächlich regulär zur Modellpalette des Herstellers gehören könnte. Die dunkelrote Lackierung passt zum Rolls-Royce Cullinan, der sich ebenfalls in Shaqs Fuhrpark befindet. Ein weiteres individuelles Detail sind die großen Felgen mit dem von Shaq gerne benutzten Superman-Logo. Ansonsten hat West Coast Customs bei diesem Projekt auf die üblichen Eskapaden verzichtet.
"Diesel"-Schriftzug am Elektroauto
Nur ein Detail macht stutzig: Statt des Lucid-Schriftzugs prangt zwischen den Scheinwerfern das Wort "Diesel". Eine subtile Art, dem Unmut über den Elektroantrieb des Autos Ausdruck zu verleihen? Oder eine bewusste Irreführung von Betrachtern des besonderen Lucid? Eher nicht; "Diesel" war während seiner aktiven Karriere einer der Spitznamen von Shaquille O'Neal. Die naheliegende Interpretation: Als Basketballer war Shaq mit jener unbändigen und unerschütterlichen Kraft gesegnet, die man auch mit einem bärigen Dieselmotor assoziiert. Auf Shaqs Haut prangt sogar ein Diesel-Tattoo und eines seiner Rap-Alben trug den Titel "Shaq Diesel".