Der Jeep SJ Wagoneer, später auch Grand Wagoneer genannt, geht locker als eines der spießigsten Modelle der bisherigen US-Autogeschichte durch. Auch, weil er fast 30 Jahre lang ziemlich unverändert gebaut wurde, nämlich von 1963 bis 1991. Und weil er diese in europäischen Augen ziemlich skurrilen Holzbeplankungen trägt. Er ist aber auch wegen seines Serien-Antriebs ein ziemlicher Langweiler.
717 statt 146 PS, 881 statt 380 Nm
Nehmen wir das Modelljahr 1989, dem auch das hier vorgestellte Exemplar entstammt. Als Motor dient ab Werk ein V8, auf dessen Brennräume sich 5,9 Liter Hubraum verteilen. Nicht schlecht, denkt da der hiesige Autofan, bis er merkt, dass seinerzeit bereits so ziemlich jeder halb so große Benziner europäischer Machart besser im Futter stand als dieses archaische US-Triebwerk. 146 PS quetscht der Motor aus seinen acht Zylindern, eine Dreigang-Automatik verteilt immerhin bis zu 380 Newtonmeter auf alle vier Räder. Aber eben auch nicht besonders effektiv, weshalb der Null-auf-Hundert-Sprint ewige 15,7 Sekunden dauert.
Dennis Collins, einem Jeep-Händler aus Wylie, Texas, war die Ausbeute auch ein bisschen zu schmal. Bevor er den Original-Motor aufwändig modifizierte, ohne dass sich die Werte eklatant verbessern, ging er direkt in die Vollen: Er besorgte sich ein Hellcat-Triebwerk aus dem Crate Engine-Programm des Fiat-Chrysler-Konzerns. Genau: Das ist jener 6,2-Liter-Kompressor-V8, der bevorzugt in den Motorräumen einiger für die Viertelmeile optimierter Dodge Challenger-Varianten – oder auch im Jeep Grand Cherokee Trackhawk – wütet. Und nun eben auch in diesem braven 1989er Jeep Grand Wagoneer.
Chassis, Achsen und Getriebe bleiben erhalten
Besonders aufwändig soll der Motortausch gar nicht gewesen sein, behauptet Collins. Das neue Hellcat-Aggregat soll sich in Gewicht und Dimensionen kaum vom Serienmotor unterscheiden. Auch das Chassis und das Kraftstoff-System sei dem enormen Leistungs- und Drehmoment-Sprung auf 717 PS und maximal 881 Newtonmeter gewachsen. Gleiches gelte für die Dana 44-Achsen. Nur die alte Automatik musste etwas angepasst werden und arbeitet nun mit einigen neuen Teilen. Unter anderem mit einem neuen Mopar-Glockengehäuse, aber dem originalen Verteilergetriebe.
Um den Jeep Grand Wagoneer so naturbelassen wie möglich aussehen zu lassen, musste Dennis Collins aber schon ein wenig zaubern. Damit die Original-Instrumente mit dem neuen Motor sprechen können, installierte er extra einen GPS-Sender, der die gemessene Geschwindigkeit an den Analog-Tacho weitergibt. Beim am Lenkstock positionierten Getriebe-Wählhebel waren Anpassungen an die neue Verkabelung notwendig. Darüber hinaus zog eine neue Klimaanlage ein und natürlich mussten auch das Bremssystem und die Abgasanlage an die neuen Gegebenheiten angepasst werden.

Ohne Mindestpreis bei Mecum Auctions
460 Arbeitsstunden sollen in den Umbau geflossen sein, dessen Kosten Dennis Collins auf etwa 93.000 Dollar (aktuell knapp 79.000 Euro) beziffert. Dabei ist das gesuchte Basisauto noch gar nicht enthalten, zumal für einen Jeep Grand Wagoneer im seltenen Colorado-Rot noch etwas höhere Liebhaberpreise gezahlt werden. Erst recht, wenn er gerade einmal gut 52.000 Meilen (fast 84.000 Kilometer) auf dem Buckel hat.
Weil es sich bei diesem Projekt nicht – wie sonst bei einem Collins-Umbau – um eine Auftragsarbeit handelte, kam der "Hellwagon" kürzlich zur Auktion: Mecum Auctions bot den Wagoneer mit Hellcat-Motor im Rahmen seines "Kissimmee Summer Specials" zur Versteigerung an – und erzielte damit 126.500 Dollar (aktuell umgerechnet gut 106.500 Euro). Das war zwar etwas weniger, als Dennis Collins ursprünglich haben wollte: Er bot das Auto bislang für 128.000 Dollar (ungefähr 108.500 Euro) zum Kauf an. Aber er dürfte den kleinen Preisunterschied gut verkraften können.