An Fortbewegungsmitteln, die ewas größer als gewöhnlich sind, herrscht in Russland seit jeher kein Mangel. Eine kurze Googelei nach dem "kaspischen Seemonster" oder auch ein kurzer Blick auf die Antonov AN-25 sprechen da eine deutliche Sprache. Auch in unserer Rubrik für lustige Großgeräte tauchen immer wieder sehr spezielle russische Kreationen wie der Shaman oder der Burlak 6x6 auf. Wo/wie man das folgende Gerät mit dem treffenden Namen "Uran" einordnen soll, ist allerdings unklar.
Uran mit Panzermotor
Bilder des Uran tauchten jüngst in der "Carmmunity"-Gruppe auf Facebook auf und wir machten uns auf die Suche nach Infos. Was offensichtlich ist, sind die Dimensionen des mutmaßlich über zweieinhalb Meter breiten Kolosses. Entstanden ist er unter der Federführung von Genadiy Khannov. Dessen in den 1980er Jahren gegründete Firma Dragon Motors versuchte sich vor allem an GFK-Karosserieumbauten rustikaler russischer Geländewagen wie GAZ und UAZ.

Nach ähnlichem Muster scheint auch der Uran entstanden zu sein, worauf auch die von vielen Kanten geprägte Karosserieform hindeutet. Die gestreckte Silhouette sieht erstaunlich wohlproportiniert aus, die rund einen Meter hohen Reifen zeigen allerdings, dass hier ein echtes Trumm von Auto geformt wurde. Bezeichnend auch der Blick in den (edel aufgebauten) Innenraum mit Einzelsitzen und einem meterbreiten Abstand zwischen den Sitzplätzen.
16 Liter Hubraum
Die Breite des Uran ist vor allem seinem Motor geschuldet, der einfach ein bisschen Platz brauchte. Schließlich handelte es sich dabei um den Antrieb des BMP-2-Schützenpanzers. Der 16 (i.W.: Sechzehn) Liter große V6-Motor bringt es laut Datenblatt auf 290 PS und bedient sich in seinem ursprünglichen Einsatzort aus einem 460-Liter-Tank. Im Uran dürfte der Antrieb nur unwesentlich weniger Durst haben.
Khannov hatte den Motor Mitte der 1990er Jahre gekauft und baute sich schließlich ein dazu passendes Auto selbst. Sechs Jahre lang dauerte die Bauphase, 2004 wurde der Uran fertiggestellt und an den Finanzier des Projekts, einen hochrangigen Politiker aus einem Verwaltungsbezirk nahe Moskau übergeben. Rund 100.000 US-Dollar soll das Projekt verschlungen haben, was inflationsbereinigt in Russland heute einen Gegenwert von 350.000 Dollar darstellen dürfte.
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Der Besitzer des Uran versuchte erst 2015, das Panzer-SUV anzumelden. Allerdings waren die Zulassungsbestimmungen in Russland in der Zwischenzeit so weit verschärft worden, dass dieser Versuch misslang. Im Jahr 2016 soll Konstrukteur Genadiy Khannov versucht haben, den von ihm gebauten Uran zurückzukaufen – das scheiterte jedoch an den Preisvorstellungen des Besitzers in Höhe von 400.000 Dollar.
Wie es mit dem Uran weitergeht, wird sein Erbauer nicht mehr erfahren, Genadiy Khannov ist im Jahr 2019 verstorben. Der Wagen selbst soll Gerüchten zufolge momentan im Großraum Moskau in einer privaten Hotelanlage geparkt sein und setzt dort seitdem Patina an. Ein trauriges Ende für eine so liebenswert-verrückte Idee.