Pagani, Lotus etc.: Diese Fremdmarken nutzen AMG-Motoren

Pagani, Aston Martin, Lotus und Co.
In diesen Autos stecken AMG-Motoren

Als die ehemaligen Mercedes-Ingenieure Hans Werner Aufrecht und Erhard Melcher 1967 das Unternehmen AMG gründeten, ging es in erster Linie um Motoren. Das verrät bereits die Langversion des Firmennamens: "Aufrecht Melcher Großaspach Ingenieurbüro, Konstruktion und Versuch zur Entwicklung von Rennmotoren". Auch nachdem AMG längst den Schritt zum Gesamtfahrzeug-Tuner und -Veredler gegangen sowie 2005 als 100-Prozent-Tochter unter das Dach des damaligen Daimler-Chysler-Konzerns geschlüpft war, blieben die Triebwerke stets das wichtigste Bauteil eines jeden Affalterbacher Erzeugnisses. Das Mantra "Ein Mann, ein Motor" wurde in der ganzen Welt bekannt und geschätzt.

So ist es kaum verwunderlich, dass die bei AMG entwickelten, gebauten oder modifizierten Antriebsaggregate auch bei anderen Herstellern Begehrlichkeiten weckten. Darunter viele exotische Kleinserienhersteller, die sich lieber die bewährten und bekannt leistungsstarken Motoren aus dem Schwabenland zuliefern ließen oder lassen, statt sie selbst zu entwickeln. Doch auch einige größere Hersteller haben AMG-Triebwerke in ihre Modelle eingebaut. Wir stellen die verschiedenen Fremdmarken-Modelle vor, die auf AMG-Power vertrauen.

Pagani Zonda

Die wohl bekannteste Motorenkooperation unterhält AMG mit der italienischen Exklusivschmiede Pagani. Als der Hersteller aus der Nähe von Modena 1999 den Zonda C12 auf den Markt brachte, steckte zwischen Fahrgastzelle und Hinterachse der M-120-Motor aus Affalterbach. Der Sechsliter-V12-Sauger war seinerzeit aus den Topmodellen der S- (W 140) und SL-Klasse (R 129) bekannt und leistete anfangs 394 PS. Später wurden Hubraum und Drehvermögen des nun M 297 genannten Motors vergrößert und verbessert; die Topwerte waren 7,3 Liter und 8.000/min. In seiner extremsten Ausprägung kam der Zwölfzylinder im Zonda Revolucion zum Einsatz: 800 PS beschleunigten den nur fünfmal gebauten Sportwagen in 2,7 Sekunden von Null auf Hundert und auf einen Topspeed von mehr als 350 km/h.

Pagani Huayra

Im Zonda-Nachfolger Pagani Huayra schlug erneut ein Zwölfzylinderherz aus dem Hause AMG. Diesmal handelte es sich um Derivate der M-275-Motorenfamilie, die aufgrund der umfangreichen Modifikationen die eigene Kennung M 158 erhielten. Beim Hubraum speckte der Motor leicht auf sechs Liter ab, dafür setzten zwei Turbolader das Triebwerk unter Druck. Die Leistungswerte der Twin-Turbos kletterten hinauf bis auf 840 PS. Zum Vergleich: Im Mercedes SL 65 AMG Black Series, seines Zeichens wahrlich kein weichgespülter Sportwagen, leistete der M-275-V12 seinerzeit "nur" 670 PS. Interessanterweise gibt es Huayra-Ableger mit einer Saugerversion des Zwölfzylinders, welche die zwangsbeatmeten Pendants in Sachen Leistung überflügeln. Besonders wild wütet der Motor im 900 PS starken Pagani Huayra R Evo.

Pagani Utopia

Das aktuelle Pagani-Modell Utopia vertraut ebenfalls wieder auf einen V12-Motor aus dem Hause AMG. Dabei baut die Mercedes-Sportabteilung seit 2020 überhaupt keine Zwölfzylindermotoren mehr in ihre Modelle ein. Was wiederum bedeutet, dass der Sechsliter-V12-Twin-Turbo rein nach Pagani-Spezifikation entwickelt wurde und auch nur in den Edelmaschinen aus San Cesario sul Panaro zum Einsatz kommt. An Kraft hat das Triebwerk nochmals zugelegt (864 PS und maximal 1.100 Newtonmeter), wobei da bei kommenden Sondermodellen des Utopia sicherlich noch einiges mehr geht. Gut möglich, dass die PS-Angabe perspektivisch in den vierstelligen Bereich rückt.

Aston Martin Vantage

Die technische und wirtschaftliche Partnerschaft zwischen Aston Martin und Mercedes-AMG wirkt sich seit 2017 auch unter den langen Motorhauben der britischen Nobelkarossen aus. Seither liefern die Affalterbacher den aus vielen 63er-AMG-Modellen bekannten Vierliter-Biturbo-V8 – auch bekannt als M 177 – nach Gaydon. Dieser lieferte im V8 Vantage anfangs 510 PS sowie maximal 685 Newtonmeter und wurde für einige Sonderversionen auf 535 PS bei gleichem Drehmoment aufgepumpt. Seit einem umfassenden Facelift, in dessen Zuge die Briten den Motor umfassend modifizierten, kommt dieser sogar auf 665 PS und höchstens 800 Newtonmeter.

Aston Martin DB11 und DB12

Fast zeitgleich mit dem Vantage kam der eher mit Gran-Turismo-Charakter gefärbte DB11 auf den Markt. Mit dem gleichen AMG-Motor und derselben Leistung, wobei Aston Martin das höchstmögliche Drehmoment etwas zurückschraubte (675 Newtonmeter). Der Nachfolger DB12 tritt ebenfalls mit einem Triebwerk an, das Affalterbacher Grundzüge aufweist, doch der Output wächst noch umfangreicher als beim kleinen Bruder. Bei ihm stehen satte 680 PS und maximal 800 Newtonmeter im Datenblatt.

Aston Martin DBX

Ein weiterer Aston Martin mit AMG-Herz ist der erste SUV der Marke namens DBX. Er kam nach einiger Verzögerung 2020 auf den Markt und erhielt direkt eine 550 PS und bis zu 700 Newtonmeter starke Variante des Vierliter-Biturbos. Im Frühjahr 2022 folgte eine neue Topversion der Baureihe mit der Modellbezeichnung DBX707, bei der der Name Programm war: Hier entwickelte der umfassend weiterentwickelte M 177 satte 707 PS und höchstens 900 Newtonmeter. Inzwischen ist diese Leistungsstufe – zumindest außerhalb Chinas – die einzige verbliebene Variante des Aston Martin DBX .

Lotus Emira

Mit einer anderen britischen Edelmarke unterhält AMG ebenfalls eine Motoren-Kooperation. Lotus baut in den Emira einen Affalterbacher Antrieb ein. Ungewöhnlich: Hier macht das schwäbische Triebwerk der Basisversion Beine. Der Zweiliter-Vierzylinder-Turbobenziner M 139 ist sonst aus den AMG-Versionen der kleinen Mercedes-Baureihen bekannt, sitzt im Emira aber Lotus-typisch mittig und nicht vorn im Chassis. Anfangs standen 364 PS und maximal 430 Newtonmeter im Datenblatt, doch im Zuge eines Facelifts erstarkt der M 139 auf 404 PS und bis zu 480 Newtonmeter. Damit rückt er dem ebenfalls angebotenen Toyota-V6-Kompressor mit 3,5 Litern Hubraum (405 PS und höchstens 430 Newtonmeter) mehr als nur auf die Pelle.

Chrysler Crossfire SRT-6

Kommen wir zu einem anderen Kapitel der Mercedes-Historie: die 1998 geschlossene und bereits 2007 wieder geschiedene Ehe mit dem amerikanischen Chrysler-Konzern. In dieser Zeit profitierten einige US-Modelle von den technischen Errungenschaften des deutschen Partners. Das gilt insbesondere für den Chrysler Crossfire. Das zweisitzige Coupé basierte auf dem Mercedes SLK der Generation R 170 und erhielt in der Topversion SRT-6 einen AMG-Motor: Jenen 3,2-Liter-Kompressor-V6 mit dem Codenamen M 112, der auch im SLK 32 AMG zum Einsatz kam. Bei der Power musste der Ami zwar Abstriche machen (335 statt 354 PS), dafür bewies der Motor im Crossfire einen längeren Atem: Während die Elektronik das SLK-Pendant bei 250 km/h einfing, lag der Topspeed des SRT-6 bei 255 km/h.

Mitsubishi Galant AMG

In die Daimler-Chrysler-Phase fiel ebenso eine Beteiligung an Mitsubishi Motors. Doch bereits einige Jahre zuvor profitierten die Japaner vom Affalterbacher Sportsgeist. Für den Heimatmarkt legten sie eine nur 500 Autos umfassende Sonderserie ihrer Mittelklasse-Limousine Galant auf. Diese erhielt nicht nur ein AMG-Touch-up mit Details wie speziellen Felgen, Schwellerverkleidungen und Heckspoiler, sondern auch Modifikationen an Fahrwerk und Motor. Der 2,0-Liter-Saugbenziner erhielt von AMG optimierte Nockenwellen, Ventilfedern, Kipphebel sowie Kolben und einen neuen Fächerkrümmer. Das Ergebnis: 170 statt der serienmäßigen 144 PS.

Isdera Imperator 108i

Nochmals deutlich exklusiver ist ein weiteres Modell mit AMG-Herz. Eberhard Schulz, der seine Karriere in der Entwicklungsabteilung von Porsche begonnen hatte, konstruierte einen Sportwagen, der ein legitimer Nachfolger des Mercedes 300 SL Flügeltürers sein sollte. Zuerst entstand in den späten Siebzigerjahren die Sportwagen-Studie CW 311, die sogar den Mercedes-Stern tragen durfte. Unter dem Markennamen Isdera folgte 1984 die Serienversion namens Imperator 108i, von der bis 2001 nur 30 Exemplare gebaut wurden.

Als adäquater Treibsatz für einen 300-SL-Erben kamen natürlich nur Mercedes-Motoren infrage. Neben dem damaligen, unter anderem aus der S-Klasse und dem SL bekannten Standard-V8 M 117 baute Schulz auch AMG-Derivate in seinen Eroberer ein. Im Prototyp war es ein modifizierter M 100 mit 375 PS. Kaum schwächer war später der von AMG getunte M 117 mit 365 PS. Der stärkste Imperator 108i fuhr mit dem 410 PS starken Sechsliter-V8-Monster mit dem Werks-Code M 119 vor, der vor allem aus dem Mercedes SL 60 AMG der Baureihe R 129 bekannt ist.