Ford Mustang Shelby GT500 Code Red: Alarmstufe Rot mit 1.318 PS

Ford Mustang Shelby GT500 Code Red
Alarmstufe Rot mit 1.318 PS

Mit dem Thema Bedarf ist es ja immer so eine Sache. Gibt es wirklich einen gerechtfertigten Bedarf nach mehr Leistung, wenn das Basisauto bereits über 771 PS und maximal 847 Newtonmeter verfügt? Ja, dachte sich Shelby American bereits kurz vor Ende des vergangenen Jahres und pushte den 5,2-Liter-Kompressor-V8 des Ford Mustang Shelby GT500 auf über 900 PS. Ein heftiges Gerät, der daraus entstandene GT500KR, dachte man damals. Ein seltenes noch dazu, denn die Serie ist auf 225 Exemplare limitiert. Doch nun wissen wir: Das war nur ein Zwischenschritt – es geht noch viel stärker und seltener!

Jetzt ruft Shelby American nämlich die Alarmstufe Rot aus – und das auch namentlich. Der im Zockerparadies Las Vegas residierende Tuner präsentiert mit dem Shelby GT500 Code Red ein Pony-Hyper-Car, bei dem ein Experimental- zum Serienauto weiterentwickelt wurde. Und stößt damit in vierstellige Leistungs- und Drehmomentregionen vor: 1.014 PS und maximal 1.057 Newtonmeter erreicht der Hardcore-Mustang, wenn sein Tank mit 93-oktanigem Sprit gefüllt wird. Sogar 1.318 PS und höchstens 1.356 Newtonmeter sind es, wenn als Flüssignahrung E85 Bioethanol gefüttert wird.

Das Experiment begann 2008

Bei der Entwicklung ging Shelby einen langen Weg: Die Idee zum heutigen Triebwerks-Monster kam der Truppe bereits 2008. Damals experimentierte Shelby am 5,4-Liter-Kompressor-V8 des damaligen Mustang GT500 herum. Der musste seinen Kompressor abgeben und erhielt stattdessen zwei Turbolader. Nelson's Racing Engines verpasste dem Motor zudem ein sogenanntes Dual-Feed-Kraftstoffsystem: Bei entsprechender Leistungsabfrage wurde hochoktaniges Rennbenzin eingespritzt. Shelby verbesserte darüber hinaus die Kühlung und konstruierte einen geschwindigkeitsabhängigen Ladedruckregler für das Aggregat. Der Tuner tauschte zudem das Serien-Getriebe gegen ein robusteres, spendierte eine neue Kardanwelle aus Aluminium und installierte neue Achsen sowie ein anderes Sperrdifferenzial. Auch die Bremsanlage und die Räder kamen neu.

Das bereits damals "Code Red" genannte Projekt ging allerdings nie in Serie. Zu groß waren die Anpassungen, zu hoch die Kosten und zu extrem das Endergebnis, sodass Shelby American sich schlicht nicht traute, den wahnsinnigen Mustang auf seine Kundschaft und den normalen Straßenverkehr loszulassen. Doch "die aktuelle Generation des Shelby GT500 ist so robust und spektakulär, dass viele der Probleme, die wir vor 14 Jahren hatten, nicht mehr existieren", sagt Gary Patterson, Präsident von Shelby American, heute. Die Truppe aus Nevada begann im Stillen damit, ein paar Autos für absolute Insider zu bauen. Doch dann wuchs die Nachfrage, sodass nun eine Kleinserie auf den Markt kommt.

Zwei Turbolader statt eines Kompressors

Das Prinzip von heute ist grundsätzlich dasselbe wie damals: Shelby ersetzt zusammen mit Kooperationspartner Fathouse Performance den serienmäßigen Kompressor gegen zwei Turbolader der US-Marke Xona Rotor samt Ladeluftkühlung und Wastegates. Hinzu kommen ein neues Kraftstoff- und Einspritzsystem, ein optimierter Luftfilter sowie ein anders abgestimmtes Motor-Management, das unter anderem die nötigen elektronischen Anpassungen vornimmt – je nachdem, welcher Sprit sich im System befindet beziehungsweise wie dessen Mischverhältnis ist. Wer sich die Liste der sonstigen Maßnahmen – Kolben, Ventile, Bolzen, Zündkerzen, Kabelbäume und vieles mehr – genau anschaut, kommt zu dem Schluss: Im Motor bleiben kaum noch Teile vom Original übrig – sogar dessen Abdeckung ist nun eine andere. Neue Edelstahl-Downpipes führen in eine Abgasanlage aus demselben Werkstoff, der zudem über eine aktive Klappensteuerung verfügt.

08/2022, Ford Mustang Shelby GT500 Code Red
Shelby American Inc.

Doch damit nicht genug der Modifikationen. Der Ford Mustang Shelby GT500 erhält obendrein neue Halbwellen, höhenverstellbare Federn rundum, Stabilisatoren aus dem Ford-Performance-Regal und eine Neukalibrierung des elektronischen MagneRide-Fahrwerks. Der Code Red rollt vorne auf 11x20 und hinten auf 13x20 Zoll großen Aluminium-Schmiedefelgen, die mit Reifen in den Formaten 305/20 R20 (vorne) und 345/30 R20 (hinten) bezogen sind. Trotzdem nennt Vince LaViolette den Mustang GT500 Code Red "eher einen Geradeausläufer als einen Straßenkurs-Krieger". Sobald die Turbos einsetzen, "genießt man den Wagen am besten, wenn er geradeaus fährt", sagt der Entwicklungschef und leitende Testfahrer bei Shelby American.

Breitbau außen, Leder innen

Und die Optik? Ja, auch die unterscheidet sich beim Code Red deutlich vom Original. Breitere Kotflügel gibt es ebenso wie eine Kohlefaser-Haube sowie einen Frontsplitter, Heckdiffusor und -spoiler aus demselben Material. Auf den neuen Schwellerverkleidungen sitzen weitere Luftleitelemente aus Kohlefaser-Verbundwerkstoff. Darüber bringt Shelby Rennstreifen an, die gegen Aufpreis lackiert und nicht nur geklebt werden. Optional erhältlich ist zudem ein Streifen, der über das Dach führt. Die üblichen Schriftzüge und Plaketten dürfen natürlich nicht fehlen, und zwar sowohl am Ex- als auch am Interieur. Letzteres erhält neue lederne Sitzbezüge vorne und muss dafür seine Rücksitze abgeben.

Shelby American baut die Code-Red-Modelle auf Mustang-Shelby-GT500-Exemplaren der Modelljahre 2020 bis 2022 auf. Pro Jahr entstehen nur zehn Exemplare, was bedeutet: Insgesamt wird es nur 30 Shelbys mit dem Extremumbau geben. Dieser kostet 209.995 Dollar, was derzeit umgerechnet 209.100 Euro entspricht. Das aktuell mindestens 79.420 Dollar (gut 79.000 Euro) teure Basisauto kommt also noch on top. Potenzielle Kunden sollten übrigens wissen, dass der Ford Mustang Shelby GT500 Code Red nicht über eine Straßenzulassung verfügt.