Als ultimative Lebensbegleiter haben Kombis keine leichte Aufgabe. Alltag hier, Lifestyle da, großer Platzbedarf gegen Stil und Luxus. Und gerade da kommt der neue Passat der Generation B9 ins Spiel, der mit deutlichem Größen- (+15 cm) und Kostenzuwachs (+7.220 Euro im Grundpreis) schon ein wenig in Richtung Oberklasse lugt. Ob er auch dorthin zu verorten ist: Mal sehen. Grundsätzlich basiert der Passat wieder auf dem modularen Querbaukasten von VW und soll, diesmal nur noch als Kombi, wieder Alltagsheld für Alle, Vertreterliebling und Lifestyle-Laster in einem sein.
Schweben auf Wolke B9
Aber jede Kundengruppe dürfte den Fahrkomfort der neuen DCC-Pro-Adaptivdämpfer schätzen. Mit oberklassig feinem Ansprechverhalten bei äußerst stabiler Aufbaukontrolle hält der Passat Bodenwellen beachtlich gut aus dem Bewusstsein der Passagiere – sofern diese die 1.290 Euro teure Option gebucht haben. Eine Investition, die sich lohnt, denn mit ihr hebt sich der schon in der Vorgängergeneration gute Fahrkomfort nochmal auf ein neues Level. Das rührt daher, dass VW erstmals über zwei Ventile Zug- und Druckstufe individuell elektrisch regeln kann. Neben den im Individualmodus 15 wählbaren Stufen, passt sich der Dämpfer aber auch kontinuierlich und selbstständig an die jeweilige Fahrsituation an. Weitere 330 Euro möchte VW für ein Akustikpaket mit erweiterter Dämmung und Dämmscheiben haben. Auch das zeigt Wirkung, denn Wind-, Fahrwerks- und Antriebsgeräusche haben Sendepause. Oberklassig? Allemal. Als Kombi hat der Passat zudem einen entscheidenden Vorteil: Sein tieferer Schwerpunkt erlaubt einen größeren Kompromiss zwischen Fahrdynamik und Komfort. Er kann sich aufgrund seiner geringeren Wankneigung erlauben, weicher zu federn, kann aber umgekehrt auch mehr Dynamik an den Tag legen. Stellt man die Dämpfer also straff, lenkt der Passt mit seiner viel direkter übersetzten Lenkung (2,1 statt 2,75 Umdrehungen von Anschlag zu Anschlag) motiviert in die Ecken ein. Fein spricht die Lenkung um die Mittellage an, um dann gemäß ihrer progressiven Kennlinie Grad für Grad direkter zu werden. Feedback? Ein wenig kommt durch, der Haftungsabriss der Vorderräder ist leicht zu spüren, mehr aber auch nicht. Die nun deutlich sturzsteifere Hinterachse folgt dem Lenkbefehl mit etwas Verzögerung, was schlicht daran liegt, dass der Passat mit nun 4,92 Metern ganz schön zugelegt hat. Dementsprechend wuselt der Kombi nicht über Bergstraßen, sondern handelt sie mit geringer Seitenneigung im Stil eines Schnellzugs ab: zügig aber eben nicht mit außerordentlichem Kurvendrang. Gut, der Grenzbereich liegt höher, als man ihn vermuten würde und auch bei sportlicher Gangart und harter Einstellung glänzt das Fahrwerk noch immer als Garant für exzellenten Bodenkontakt der Räder in jeder Fahrsituation.