Test: Toyota Corolla Touring Sports 2.0 Hybrid

Toyota Corolla Touring Sports 2.0 Hybrid
:
Sehr soft, aber sicher nicht langweilig

Toyota Corolla Touring Sports 2.0 Hybrid Lounge, Exterieur © Dino Eisele

Toyota schickt den Auris in Rente und nennt den Nachfolger wieder Corolla. Aber keine Sorge, die zwölfte Generation ist alles andere als langweilig.

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Richtig verstanden haben wir ihn nie, den Umschwung von Corolla zu Auris im Jahr 2007. Zu altbacken, ja geradezu abschreckend sei der Name für uns Europäer gewesen, so Toyota. Aber dann enthüllen sie einen drögen Kompaktwagen, der außerhalb Europas wie eh und je (genauer seit 1966) Corolla heißen darf und in den kommenden zwölf Jahren viel zu wenig Freunde finden wird.

Nun ist er wieder da – der Corolla. Und so farblos der Name des meistverkauften Autos der Welt auch sein mag, die zwölfte Generation ist überhaupt nicht bieder. Nicht ganz so überdreht wie ein C-HR oder Prius, aber selbstbewusst steht der Touring Sports da, ähnelt mehr einem Shooting Brake als einem Kombi.

© Dino Eisele

Zum ersten Test schickt uns Toyota die sportlich ausgelegte TopversionLounge mit dem stärkeren der beiden Hybridantriebe (180 statt 122 PS) sowie serienmäßigen Adaptivdämpfern, diedem Viertürer zu einem sehr annehmbaren Fahrkomfort verhelfen.

Zum ersten Test schickt uns Toyota die sportlich ausgelegte Topversion Lounge mit dem stärkeren der beiden Hybridantriebe (180 statt 122 PS) sowie serienmäßigen Adaptivdämpfern, die dem Viertürer zu einem sehr annehmbaren Fahrkomfort verhelfen. Kleinere Unebenheiten filtert der 1.552 Kilogramm schwere Kombi im Komfort-Modus sogar erfreulich gut weg.

Kein Gerüttel, kein Geschüttel, auch akustisch dringt wenig zu den Insassen durch. Lange Wellen werden sanft überwogen, vielleicht etwas zu soft. Dazu passt die leichtgängige und wenig direkte Lenkung ebenso wie der meist sehr leise Antrieb. Gelungen sind auch die gut verarbeiteten, seitenhaltstarken Integralsitze, die zudem die Schultern gut abstützen.

Der Sport-Modus ist im Gegenzug etwas für jene, die alles über die eben noch als gut empfundene Strecke erfahren wollen. Da es der indirekten Lenkung weiterhin an Präzision mangelt, während die Motorkräfte bei stärkerer Beschleunigung spürbar an den Rädern zerren, ist der Modus letztlich unnütz. Außerdem zeigen die nur durchschnittlichen Bremswerte (37,8 Meter aus 100 km/h), dass der Corolla selbst mit dem derzeit stärksten Triebwerk eher ein flotter Cruiser als ein Sportler ist.

Der Antrieb überzeugt

Wobei der völlig neu entwickelte, laufruhige Zweiliter-Hybrid kein Schwächling ist. Sein E-Motor liefert aus dem Stand ein Drehmoment von 202 Nm, die Systemleistung liegt bei 180 PS. Entsprechend zackig spurtet der Corolla aus dem Stand los. Tempo 100 erreicht der Testwagen in 9,0 Sekunden, verfehlt damit aber die Werksangabe von 8,1 Sekunden. Die Kraftübertragung übernimmt wie üblich das stufenlose, gewöhnungsbedürftige Planetengetriebe.

© Dino Eisele

Sein E-Motor liefert aus dem Stand ein Drehmoment von 202 Nm, die Systemleistung liegt bei 180 PS.

Da der E-Motor hier im Vergleich zum bekannten 1,8er-Hybrid mehr Leistung (80 zu 53 Kilowatt) zuliefert, ist der Benziner seltener gefordert und dreht entsprechend weniger hoch. So hält sich das oft geschmähte Drehzahlheulen bei halbwegs normaler Fahrweise sehr in Grenzen. Mittels Schaltwippen am Lenkrad kann man zudem durch „virtuelle“ Gänge zappen und damit das Drehzahlniveau selbst beeinflussen. Besonders bei Bergabfahrten erledigt der Toyota das so geschmeidig, dass auch ein Achtgang-Wandler vor Neid erblassen würde.

Ansonsten knipst er seinen Vierzylinder oft unbemerkt aus, boostet sich meist per E-Schub voran. Ob und wann der Benziner arbeitet, verraten meist nur die Instrumente. Nimmt man nun noch den niedrigen Testverbrauch von 6,5 Liter auf 100 Kilometer hinzu, verdient der Antrieb durchaus Applaus. Ähnlich starke Kompaktkombis mit Benziner schlucken im Schnitt rund einen Liter mehr. Zahm bewegt belässt es der Touring Sports sogar bei Werten um die fünf Liter.

© Dino Eisele

Der Kofferraum fasst 581 bis 1591 Liter – viel mehr passt auch in einen VW Golf Variant (605–1620 l) oder Ford Focus Turnier (608–1653 l) nicht hinein.

Genug hybridisiert. Schließlich ist der Testwagen auch noch ein Kombi. Und siehe da: Trotz dynamischer Optik bietet der 4,65 Meter lange Corolla ordentlich Nutzwert. So fasst der Kofferraum 581 bis 1.591 Liter – viel mehr passt auch in einen VW Golf Variant (605 – 1.620 Liter) oder Ford Focus Turnier (608 – 1.653 Liter) nicht hinein. Gummileisten auf dem soliden Ladeboden helfen bei der Gepäcksicherung, ungewöhnlich lange Lichtleisten leuchten den Kofferraum kräftig aus, und die geteilte Fondlehne klappt fernentriegelt um.

Außerdem wirken Material- und Verarbeitungsqualität sehr ansprechend, selbst die Reserveradmulde ist mit Teppich ausgeschlagen. Fehlt eigentlich nur noch eine Durchlade zum idealen Kombi – und mehr Zuladung, denn in der getesteten Topausstattung Lounge darf er gerade mal 403 Kilogramm mitnehmen.

Viel Platz auch hinten

Weiter vorne im Cockpit vermissen wir eher eine große Ablage zwischen den Sitzen, und das prominent platzierte und hinreichend verständlich programmierte Infotainment-System beherrscht leider kein Apple CarPlay. Da das Platzangebot im Fond aber nur selten beengt ausfällt, gibt es insgesamt wenig zu bemängeln. Toyotas Rolle rückwärts dürfte also besser ankommen als der Auris.

© Dino Eisele 17 Bilder

Fazit

Willkommen zurück. Der neue Corolla überzeugt mit einem ausgereiften, sparsamen Hybridantrieb, gutem Fahrkomfort und sorgfältiger Verarbeitung. Nur besser bremsen sollte er.

Tabelle (techn. Daten)

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