Neuer BMW Z4 sDrive35i im Test

BMW Z4 sDrive35i im Einzeltest
:
Raubt das Gewicht dem Z4 sportliche Qualitäten?

© Rossen Gargolov 26 Bilder

Wie schon beim Dreier-Cabrio setzt BMW mit dem neuen Z4 nun auch im Roadstersegment auf ein elektrisch versenkbares Hardtop. Das bringt Komfort, bedingt aber auch ein deutlich höheres Gewicht. Im Test der BMW Z4 sDrive35i.

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Okay – streng genommen sind zwölf Zentimeter so gut wie nichts: So lang ist die handelsübliche Computermaus, so hoch ein durchschnittliches Wasserglas. Rein optisch können zehn Zentimeter jedoch einen großen Unterschied machen, wie der Blick auf den neuen BMW Z4 mit der kryptischen Typenbezeichnung sDrive35i beweist.

Anlehnung an den Retro-Roadster Z8

Statt 4,11 Meter wie das eher stuffig-kompakt anmutende Vorgängermodell misst der eine Spur tiefer über den Asphalt huschende Newcomer nun 4,23 Meter. Aufgrund des länger gewordenen Vorderwagens und der von aggressiv nach oben gezogenen Scheinwerfern eingerahmten flachen Niere erinnert der erste, innen wie außen federführend von Frauenhand entworfene BMW in seinen Proportionen fast schon an den Retro-Roadster Z8.

Neuer BMW Z4 mit faltbarem Hardtop 7:42 Min.

Trotz 306 PS ein Leistungsgewicht von 5,3 kg/PS
 
Das Design des Zweisitzers ist insgesamt gefälliger geworden, ohne an Kontur verloren zu haben. Das ist ebenso gut wie der ansprechend gestaltete, Fahrer und Beifahrer perfekt integrierende Innenraum. An klassische Runduhren erinnernde, der Klimatisierung dienende Druck-/ Drehknöpfe im mittleren Bereich des Instrumententrägers lassen einen Hauch Nostalgie anklingen.
 
Dabei hat der hinterradgetriebene Frischling mit nostalgischer Rückbesinnung im wahrsten Sinne des Sprichworts wenig am Hut. Dies beweist auch und vor allem der Umstand, dass sich BMW mit der Neuauflage des Z4 nun auch im Roadster-Segment vom einst so hartnäckig verteidigten Softtop verabschiedet hat. Früher galt das in München noch als Sakrileg. Dem Geräuschniveau im Cockpit und dem Reisekomfort kommt das entgegen, der Leistungs-/Gewichtsbilanz nicht: Trotz der im Falle des Topmodells von 265 (Z4 3.0si) auf 306 PS (Z4 sDrive35i) gestiegenen Leistung blieb das Leistungsgewicht unverändert. Einst wie jetzt muss der Bayer mit jeder seiner Pferdestärken 5,3 Kilo ziehen.
 
Hockenheim-Rundenzeit von 1.17,6 Minuten
 
Aufgrund der stattlicheren Abmessungen und des versenkbaren Hardtops hat der aktuelle Z4 gegenüber dem alten nämlich beachtliche 200 Kilogramm zugelegt. Vor diesem Hintergrund erstaunt die traute Einigkeit der beiden BMW Roadster auf der Rundstrecke denn auch nur bedingt. Ob ehedem der Z4 3.0si (siehe sport auto-Supertest Ausgabe 6/2006) oder jetzt der Z4 sDrive35i – auf dem Kleinen Kurs in Hockenheim herrscht mit 1.17,6 Minuten nominell Gleichstand.

Bringt Sicherheit, aber kostet Spaß
 
Subjektiv kann der phänomenale, gleichermaßen antritts- wie durchzugsstarke Biturbo-Reihensechszylinder den Negativaspekt des auf diesem Terrain allzeit spürbaren Mehrgewichts nicht wettmachen. Kurveneingangs schiebt der agil einlenkende Z4 35i über alle Viere nach außen, kurvenausgangs tendiert er unter Last zum Untersteuern. Das bringt Sicherheit, kostet unterm Strich aber auch jenen Spaß, den anno 2006 der leichtfüßig-agile, da nicht einmal 1.400 Kilogramm schwere Vorgänger mit Stoffdach und Dreiliter-Saugmotor vermittelte.
 
Auch das vom Hersteller selbst hoch gelobte, weil sehr moderne Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe mit Schaltwippen am Lenkrad vermag im sportlichen Einsatz nicht zu überzeugen. Vielleicht hat BMW der Schaltbox deshalb den Namen Sport-Automatic zugedacht. Streng genommen ist das 2.400 Euro Aufpreis kostende DKG nämlich nichts anderes als ein sportlich ausgelegtes Automatikgetriebe, das manuellen Eingriffen gegenüber zwar aufgeschlossen ist, sich im Endeffekt aber das Recht vorbehält, bei Erreichen der Drehzahlgrenze hinauf und beim Überdrücken der Kick-down-Schwelle am Gaspedal hinunterzuschalten – manueller Modus und Sport+ Programm hin oder her. Selbstbestimmtes Fahren sieht anders aus.

Verhaltener Durst und exzellente Bremsanlage
 
Apopos Sport+: Da die serienmäßige Fahrdynamik Control, die dem Fahrer per Tastendruck drei verschiedene Fahrprogramme zur Verfügung stellt, die Antriebs- und die Fahrwerksabstimmung grundsätzlich aneinanderkoppelt, müssen BMW-Roadsterpiloten ab sofort entscheiden, wie viel Komfortverzicht sie für ein Plus an sportlichem Temperament zu leisten bereit sind. Wer rasante Schaltvorgänge liebt, muss gewisse Nehmerqualitäten in Sachen Federungs- und Abrollkomfort mitbringen, oder – wie ein Kollege auf der jeden Testwagen begleitenden Karte vermerkte -, damit leben, dass es „an allen Ecken poltert und klappert“.
 
Das mittlere der drei Fahrprogramme ist für sportliche Ansprüche im Alltag demnach die beste Wahl. Großes Lob verdient der Bayern-Roadster für seinen verhaltenen Durst und die exzellent funktionierende Bremsanlage. Das neue Leichtbau-Aggregat hat den gut ausbalancierten Zweisitzer kalt wie warm perfekt im Griff und zeigt keinerlei Fadingneigung. Diesbezüglich sind der bei BMW viel zitierten „Freude am Fahren“ also keine Grenzen gesetzt.

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