Neuer Seat Ibiza im Vergleich mit dem VW Polo

Neuer Seat Ibiza gegen VW Polo
:
Kleinwagen-Bestseller im Vergleich

Seat Ibiza 1.0 TSI, VW Polo 1.0 TSI, Frontansicht © Dino Eisele 27 Bilder

Noch vor dem nächsten VW Polo schickt Seat den komplett neuen Ibiza im Juni auf den Markt. Wir checken den Frischling im Vergleich mit dem aktuellen und damit sehr ausgereiften Wolfsburger.

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Richtig stolz sind sie, die Seat-Leute. Stolz, dass sie das erste Modell auf Basis der kleinsten Modularplattform (MQB A0) bauen und ab Juni verkaufen können – noch vor VW und Skoda. Und stolz natürlich auf den aufregendsten Look.

Zu übermütig? Nein, die Designer und Entwickler in Martorell können sich durchaus auf die Schulter klopfen. Der Ibiza wirkt nicht nur optisch äußerst attraktiv. Auch technisch hat er viel gewonnen, wie der Vergleich mit dem VW Polo zeigen wird – bekanntermaßen Deutschlands beliebtester Kleinwagen.

Seat Ibiza 1.0 TSI, Motor© Dino Eisele

Der kräftige 1.5 TSI Evo leistet 150 PS und wurde mit dem überarbeiteten Golf vorgestellt.

Zu dieser ersten Begegnung tritt der Seat als 150 PS starker 1.5 TSI Evo in der teuersten und nach dem Cupra sportlichsten FR-Ausstattung an, die traditionell eher straff abgestimmt ist. Entsprechend gut passt auch der kräftige Turbobenziner dazu, der bislang nur im neuen Golf präsentiert wurde. Im Ibiza, der übrigens nur noch als Viertürer zu haben ist, startet er offiziell erst im Herbst. Kurz die Daten: 0 auf 100 km/h in 7,5 Sekunden, Topspeed 215 km/h, 250 Nm bei 1.500 Touren.

Womit wir schon mitten im Thema sind: dem Fahren. Mit dem rund 1,2 Tonnen schweren Kleinwagen hat der Vierzylinder leichtes Spiel, bringt ihn ohne Anfahrschwäche und mit gleichmäßigem Schub in Schwung. Freude bereitet auch die kurz gestufte und präzise rastende Sechsgang-Schaltbox. Einzig für etwas mehr bassigen Sound könnte die Antriebseinheit sorgen, denn trotz zweier an-sehnlicher Endrohre klingt sie eher langweilig und banal.

Komfort und Spaß im Einklang

Nicht jeder kam beim Ibiza FR bisher auf Dauer mit dem konsequent harten Fahrwerk klar, doch bei der mit 18-Zöllern bestückten Neuauflage sind derartige Besorgnisse unbegründet. Denn erstmals ist diese Variante mit zweifach verstellbaren Dämpfern zu haben (280 Euro). Damit federt sie deutlich sorgsamer, dämpft Querfugen meist gekonnt weg und belästigt nicht mit Rumpelei.

© Dino Eisele

Die von uns getestete FR-Variante zeigt sich nicht nur optisch sehr sportlich, sondern schafft mit den zweifach verstellbaren Dämpfern einen sehr guten Spagat zwischen Sport und Komfort.

Freunde des flotten Kurvenfahrens müssen sich dennoch nicht sorgen. Im Gegenteil: Sie können frohlocken. Dank breiterer Spur (vorne plus sechs Zentimeter, hinten plus 4,8 Zentimeter) liegt der Spanier sehr satt auf der Straße. Und wie gewohnt mangelt es der Lenkung keinesfalls an Präzision und Rückmeldung. So wedelt man im Ibiza neutral und wankarm durch Kurven aller Art – eine durchweg gelungene Abstimmung. Wie das Basismodell in dieser Hinsicht abschneidet, können wir noch nicht durchgeben. An Fahrkomfort dürfte es aber nicht mangeln.

Darüber konnten sich Fahrer des Polo bislang nie beklagen. Traditionell präsentiert sich der kleine VW ja als ausgewogener Allrounder, der sanftmütig und bei Bedarf erstaunlich zackig durch Kurven flitzen kann. Dabei sei angemerkt: Wie beim Ibiza stecken in den Radhäusern zweifach verstellbare Dämpfer (390 Euro). Zugleich arbeitet seine Lenkung etwas weniger verbindlich, aber erfreulich präzise.

Der MQB sorgt für Platz im Fond

Der Zuwachs an Breite (87 Millimeter) und Radstand (95 Millimeter) beschert dem neuen Ibiza allerdings ein spürbar besseres Platzangebot. Auf allen vier Plätzen mangelt es höchstens sehr großen Insassen an Kopffreiheit, jedoch niemals an Ablagen in Türen oder Mittelkonsole. Die gut ausgeformten Alcantara-Sportsitze mit viel Seitenhalt und Beinauflage verleihen dem sehr solide wirkenden Seat schließlich den letzten Schliff.

Der kleinere, innen weniger opulent auftretende Polo kann hier nicht mithalten, drängt seine Fondinsassen stärker zusammen. Auch sind die Sitze enger geschnitten und weniger bequem. Dazu passt dann auch sein nur 280 Liter fassender Laderaum, während der Ibiza mit 355 Litern auftrumpft – immerhin 63 Liter mehr als beim Vorgänger. Zum Vergleich: Der Golf wirbt mit 380 Litern Ladevolumen.
Einigkeit herrscht indes in puncto Variabilität. Beide Kleinwagen verfügen über verstellbare Ladeböden und zweigeteilte Bänke ohne Durchlade und Mittelarmlehnen.

© Dino Eisele

Das Infotainmentsystem des Polo muss sich nicht verstecken und trumpft mit einer Webanbindung.

Im Cockpit ist der Ibiza-Testwagen mit dem aktuellsten Infotainment- und Navisystem samt gläsernem Acht-Zoll-Touchscreen ausstaffiert, das der VW-Konzern nun sukzessive auch in den kleinen Modellen einbaut. Anders als bei den größeren Systemen, die man beispielsweise aus dem neuen Golf kennt, bleibt es bei zwei Dreh-Drück-Stellern für Lautstärke und Kartenzoom – sehr angenehm.

Doch so fesch das neue Infotainment auch sein mag – der gute „alte“ Polo kann mehr, als man denkt. Zwar fällt die Kartendarstellung weniger brillant aus, doch mit einer Webanbindung kann nur er aufwarten. Seat setzt via Apple CarPlay und Android Auto lieber auf die Smartphones der Insassen – Systeme, die der Polo ebenso beherrscht.

Das Angebot an Fahrerassistenzsystemen hält sich hier wie dort sehr in Grenzen. Beide verfügen über eine City-Notbremsfunktion mit Fußgängererkennung (im Ibiza immer Serie) sowie einen adaptiven Tempomaten (Extra). Sinnvolle Helfer wie Verkehrszeichenerkennung, Spurhaltewarner oder ein Notrufsystem sind nicht zu haben. Das kann Opel mit seinem Corsa beispielsweise besser. Auch dürfte beim neuen Ibiza manch einer mitlenkende LED-Scheinwerfer vermissen.

Preise und Ausstattung

Zum Abschluss noch einige vergleichende Fakten zu Ausstattung, Motoren und Preisen. Der Ibiza 1.5 TSI kommt erst später im Jahr für rund 22.000 Euro, drei Varianten des 1.6 TDI mit 80, 95, 115 PS folgen gleichfalls hintendran. Zunächst ist der Neue nur in Kombination mit dem kleinen Dreizylinder zu Preisen ab 14.240 Euro bestellbar, als Sauger mit 75 PS und als 1.0 TSI mit 95 oder 115 PS. Ein vergleichbarer Polo mit 75 PS und vier Türen kostet 14.625 Euro. Das derzeitige Ibiza-Topmodell, der starke 1.0 TSI, steht mit mindestens 19.690 Euro in der Liste, wahlweise als Xcellence oder FR. Klimaautomatik, Infotainment, Touchscreen, Dekoreinlagen und je nach Wahl Sportsitze und Sportfahrwerk sind dann bereits serienmäßig an Bord, während der fünf PS schwächere Polo für 19.075 Euro nicht einmal mit einem vernünftigen Radio oder Klimaautomatik vom Band rollt. Kein Wunder, dass Seat mit stolzer Brust in den Wettbewerb zieht.

Fazit

Das wird spannend: Der neue Ibiza ist ein agiler und doch komfortabler Typ mit reichlich Platz zum bezahlbaren Preis. Damit sind die bisherigen Schwächen ausgeräumt und ein Vorsprung zum aktuellen Polo klar erkennbar. Doch in einem halben Jahr kommt dessen Nachfolger – ebenfalls auf der neuen MQB-A0-Plattform. Dann könnte sich die Rangordnung sehr schnell wieder drehen.

Tabelle (techn. Daten)

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