Mit dem Arkana will Renault in der Nische der kompakten SUV-Coupés mitmischen. Der Viertürer kommt mit schräger Heckpartie, reichhaltigem Assistenz-Arsenal und individuellem Auftritt. Reicht das?
Französisches Flair scheint ja bei Renault seit einiger Zeit nicht mehr gefragt. Die Modelle des japanisch-französischen Konzerns haben allerlei Qualitäten; Sekundärtugenden wie nationale Eigentümlichkeiten, Image oder Charme zählen mit ganz wenigen Ausnahmen nicht dazu – obwohl beinahe 20 Prozent der Konzernanteile nach wie vor dem französischen Staat gehören.
Womöglich kann der neue Renault Arkana da eine neue Richtung vorgeben. Leicht wird das nicht, schließlich basiert das neue SUV-Coupé mit der schrägen Heckpartie auf der modularen CMF-Plattform des Konzerns, wird in Südkorea bei Samsung gefertigt, und der Motor kommt von Nissan, also eher international als französisch. Immerhin trägt das Modell einen lateinischen Namen: Arcanum, das Geheimnis.
Zum Test kommt der Arkana mit der preiswertesten der drei verfügbaren Antriebsvarianten; außerdem gibt es den TCe 145 Hybrid sowie den TCe 165. Allradantrieb wird bei keiner Variante angeboten. 140 PS leistet der 1,3 Liter große Turbo aus der Nissan-HR-Familie, er wird von einem Zwölf-Volt-Startergenerator sehr milde hybridisiert. Und zwar derart mild, dass es im Alltagsbetrieb kaum auffällt.
Dagegen wird die Kombination aus Startergenerator und Vierzylinder durch zögerliches Anwerfen des Benziners – vor allem bei kurzen Stopps – auffällig. Das nervt etwa beim Heranrollen an Ampeln oder Kreisverkehrsanlagen. Ansonsten beschränkt sich der E-Motor darauf, den Arkana sanft mitzuschieben und bei Gangwechseln Drehmomentschwächen auszugleichen. Die dafür erforderliche Energie kommt übrigens aus einer unter dem Beifahrersitz untergebrachten Lithium-Ionen-Batterie mit 12-Volt-Spannung.
Von der milden Sorte
Dem Vierzylinder kann man im Übrigen gute Manieren und passables Temperament bescheinigen. Er liefert das, was man von einem 140 PS starken Benziner erwartet. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dabei hilft ihm sein serienmäßiges Doppelkupplungsgetriebe, welches ebenfalls zur sehr milden Sorte zählt. Es wählt und wechselt die sieben Gänge keinesfalls übereilt; zudem hat das Betätigen der Schaltpaddel am Lenkrad kaum erkennbaren Einfluss auf die Fahrstufenwahl.
Der 140 PS starke Vierzylinder hat wenig optische oder fahrdynamische Reize zu bieten, dafür ist der Verbrauch gerade noch angemessen.
Der Verbrauch dabei? Im Testmittel 7,4 Liter pro 100 km, etwas viel angesichts des nur mäßig temperamentvollen Auftritts. Dennoch zeigt sich hier, dass die Mär vom bösen, konsumfreudigen SUV auch in diesem Fall nicht stimmt. Ein kurz vorher getesteter Renault Mégane TCe 140 mit dem gleichen Antriebsstrang verbrauchte im Testmittel nur ein zehntel Liter weniger – mithin eine Differenz, die durchaus im Rahmen der Messtoleranz liegt.
Ach ja, die Konkurrenz: Andere SUV-Coupés ähnlicher Größe sind etwa der Audi Q3 Sportback und der Cupra Formentor, beide spielen in einer anderen Preisklasse. Denn den Arkana gibt es als TCe 140 bereits ab 28.150 Euro, in der auf diesen Seiten gezeigten Intens-Ausstattung kostet er 30.150 Euro – mit 18-Zoll-Alus, Adaptiv-Tempomat, Multi-Sense-Fahrmodi und großem Infotainment samt Navi. Ein rundes Paket also, das sich noch mit Autobahn- und Stauassistenten für 600 Euro aufwerten lässt. Während der Testfahrten wird der Autobahnassistent mit nicht immer angebrachten, ziemlich rigorosen Lenkeingriffen auffällig. Gut abgestimmt dagegen: die zur Intens-Ausstattung gehörende adaptive Geschwindigkeitsregelung.
Komfortables Coupé
Abseits der Autobahn zeigt sich der Arkana als passabler Kurvenkünstler. Wer messerscharfe Präzision beim Einlenken und eine rückmeldungsaktivere Lenkung erwartet, ist hier ohnehin im falschen Segment unterwegs. Leicht untersteuernd und mit beachtlicher Schräglage umkurvt der Arkana Landstraßenbiegungen, allzu ambitionierten Einsatz unterbindet er mit sehr frühzeitig einbremsenden Fahrhilfen, scharrenden Vorderrädern und nur mäßiger Rückmeldung an Lenkung und Fahrwerk.
Französisch-gemütlicher Federungskomfort trifft im Arkana auf eine sehr mäßige Bremsleistung.
Das fühlt sich distanziert an, und wenn man den etwas hochstelzig wirkenden Renault von außen betrachtet, wundert man sich auch nicht mehr darüber. Immerhin zeigt er sich so als recht fahrsicher, denn selbst provozierte Lastwechsel bringen ihn nicht nennenswert aus seiner untersteuernden Gelassenheit.
Was freilich weniger gut dazu passt, sind die eher mäßigen Bremswerte. Beinahe 37 Meter benötigt der Arkana, um leer und mit kalter Bremse aus 100 Metern zum Stillstand zu kommen; das ist heutzutage sehr durchschnittlich. Dass es zudem an einem verlässlichen Pedalgefühl mangelt, sei nur am Rande erwähnt. Dafür bietet der Arkana sehr passablen Federungskomfort, wenngleich Feinheiten wie Adaptivdämpfer fehlen. Jedoch rollen die Bridgestone-Turanza-Pneus im 18-Zoll-Format auf kurzen Unebenheiten recht weich ab, und die langen Federwege bügeln einiges an Straßenunebenheiten weg. Dazu gibt es ein ordentliches, doch keineswegs ungewöhnlich üppiges Raumangebot für Passagiere und Gepäck.
Die Bedienung von Fahrzeug und Infotainment entspricht jener in anderen Renault-Modellen, das heißt, sie verfügt über ein gewisses Nervpotenzial. Was ebenso wie der etwas wankige Fahrkomfort zum französischen Familienauto-Erbe gezählt werden kann. Noch etwas mehr Franko-Flair und Charme würde diesem Renault allerdings nicht schaden.
Vor- und Nachteile
Karosserie- Ordentliches Platzangebot
- Variabler Laderaum
- Hohe Zuladung
- Viel Knieraum hinten
- Bequemer Einstieg vorn und hinten
- Eingeschränkte Kopffreiheit im Fond
- Unübersichtliches Heck
- Hohe Ladekante
- Gewöhnungsbedürftige Bedienung
Vor- und Nachteile
Fahrkomfort- Komfortables Abrollen
- Gutes Ansprechen auf größere Unebenheiten
- Bequeme Sitze vorn
- Eingeschränkter Sitzkomfort hinten
Vor- und Nachteile
Antrieb- Laufruhiger Motor
- Geschmeidig schaltendes Getriebe
- Mäßige Fahrleistungen
Vor- und Nachteile
Fahreigenschaften- Sicheres Fahrverhalten
- Leichtgängige Lenkung
- Starke Seitenneigung bei Kurvenfahrt
- Großer Wendekreis
- Deutliche Untersteuerneigung
Vor- und Nachteile
Sicherheit- Umfangreiche Sicherheitsausstattung
- Kaum Lastwechselreaktionen
- Mäßige Bremsen
Vor- und Nachteile
Umwelt- Angemessener Treibstoffverbrauch
- Aufmerksame Start- Stopp-Funktion
- Recht hoher CO2-Ausstoß nach WLTP
Vor- und Nachteile
Kosten- Niedriger Grundpreis
- Gute Basisausstattung
- Hoher Wertverlust
Fazit
Wer preiswerte Individualität erwartet, wird vom Renault Arkana nicht enttäuscht. Sichere Fahreigenschaften und ordentlicher Federungskomfort zählen zu den besten Eigenschaften dieses SUV-Coupés.
Tabelle (techn. Daten)
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