Beim Porsche Panamera S Hybrid ist im Prinzip alles, wie es schon immer war. Der Zuffenhausener mit der derzeit modernsten Antriebstechnik bemüht sich, bei Traditionalisten Vertrauen zu schaffen. Das Zündschloss sitzt links vom Lenkrad, der Fahrer steckt den als Elektronikpäckchen verkleideten Schlüssel hinein und dreht ihn herum. Und dann springt der Motor des Porsche Panamera an.
Oder auch nicht. Das kommt ganz auf die Bedingungen an. Wenn Öl und Kühlwasser 15 Grad warm sind, die Umgebungstemperatur über zehn Grad liegt und die Batterie zu mehr als 38 Prozent geladen ist, schweigt der Verbrennungsmotor des Porsche Panamera. Die Fahrt kann rein elektrisch und damit emissionsfrei beginnen. Wenn die Bedingungen optimal sind, reicht die Kapazität, um bis zu zwei Kilometer dahin zu summen, ohne einen Tropfen Benzin zu verbrauchen.
Porsche Panamera S Hybrid geht mit und ohne Sound
Ein Porsche ohne Sound, ist das noch ein echter Porsche? Keine Sorge. Sobald etwas mehr Power gefordert wird, schaltet sich der Sechszylinder-Benziner zu. Im Fahrbetrieb ist das der Normalfall, denn schließlich kauft man sich keine Sportlimousine mit fast 400 PS, um damit wie in einem Kirmes-Mobil herumzurollen.
Bei voller Beschleunigung des Porsche Panamera arbeiten V6 und Elektromotor zusammen. Das ergibt maximal 580 Nm Drehmoment und sorgt für eindrucksvollen Schub, der nicht so weit vom Potenzial einer Achtzylinder-Version entfernt ist, dass man sich darüber Gedanken machen müsste. Eher schon über den Preis der Hybrid-Power: Die Anschaffungskosten liegen auf dem Niveau eines V8-Panamera mit Allradantrieb.
Das sportlich-bewusste Fahren, das sich der schwäbische Sportwagen-Hersteller seit jeher auf die Fahnen geschrieben hat, erfährt mit dem Porsche Panamera Hybrid eine zeitgemäße Erweiterung. Natürlich kann man nach wie vor sehr schnell unterwegs sein und dank den trotz stattlicher Abmessungen und hohen Gewichts vorzüglichen Handling-Eigenschaften fröhlich die Kurven kratzen. In all diesen Primär-Tugenden eines Porsche ist auch der hybridisierte Panamera ein reinrassiger Vertreter seines Stammes geblieben.
Verbrauchsanzeige appelliert an Ehrgeiz des Fahrers
Auf der anderen Seite bleibt es nicht aus, dass der Fahrer all seinen Ehrgeiz investiert, das Sparpotenzial der Technik möglichst konsequent auszunutzen. Genaue Beobachtung des Kraftflusses und der Verbrauchsanzeige werden zur sportlichen Herausforderung im Porsche Panamera. Wobei man mit Genugtuung registriert, wenn das große Automobil zu segeln beginnt.
Der von den Hybridtechnikern eingeführte maritime Begriff hat sich eingebürgert, obwohl der damit beschriebene Fahrzustand mit dem Wind nichts zu tun hat und der Porsche Panamera natürlich keinen Spinnaker besitzt. Gemeint ist vielmehr das antriebslose Rollen: Wenn man bei Geschwindigkeiten bis zu 165 km/h das Gas vollständig zurücknimmt und dem elektronischen Management damit signalisiert, dass gerade keine Antriebsleistung nötig ist, wird automatisch ausgekuppelt und der Verbrennungsmotor des Porsche Panamera abgeschaltet. Durch vorausschauendes Fahren und entsprechenden Umgang mit dem Gaspedal kann man die Phasen des Segelns bewusst erweitern. Schon nach kurzer Zeit wird man erstaunt sein, wie weit man dahingleiten kann, wenn der Motor kein Bremsmoment verursacht.
Ruckfreies Zuschalten des Verbrenners im Porsche Panamera S Hybrid
Das Zusammenspiel der verschiedenen Fahrzustände, von rein elektrisch über elektrisch geboostet bis hin zu segelnd, funktioniert im Porsche Panamera mit überzeugender Perfektion. Das Zu- und Abschalten des Verbrennungsmotors ist hörbar, geschieht aber ruckfrei und unauffällig. Die Start-Stopp-Funktion des Porsche Panamera arbeitet mit ähnlicher Selbstverständlichkeit.
Ohnehin tritt der Fahrkomfort beim Porsche Panamera Hybrid ziemlich in den Vordergrund. Das verdankt er nicht zuletzt seinem Getriebe. Als Einziger der Modellfamilie besitzt er kein sportlich orientiertes, bisweilen etwas ruppig schaltendes Doppelkupplungsgetriebe, sondern eine achtstufige Automatik mit einer Trennkupplung anstelle des Drehmomentwandlers. Dieses ZF-Getriebe schaltet nicht nur schnell und treffsicher, sondern auch mit jener gleitenden Sanftheit, die man in einer Luxuslimousine wie dem Porsche Panamera zu schätzen weiß. Die sehr lange Übersetzung der Gänge sieben und acht trägt durch die Reduzierung des Drehzahlniveaus zum ökonomischen Fahren und zur angenehmen Reiseruhe im feudalen Innenraum bei. Wenn die Höchstgeschwindigkeit erreicht werden soll, muss der Automat des Porsche Panamera dafür den sechsten Gang bemühen.
Audi-Motor im Porsche Panamera S Hybrid
In dieses Bild eines stressfreien Antriebs passt nahtlos der per Kompressor aufgeladene V6-Motor des Porsche Panamera. Er präsentiert sich ebenso stark wie kultiviert, akustisch allerdings belangloser, als es sich mancher Porsche-Fan wünschen würde. Er ist, wir können es nicht verschweigen, im Grunde seines Kurbeltriebs kein Porsche-Motor, sondern basiert auf einer Audi-Konstruktion.
Ein Familien-Antrieb immerhin – und zudem einer, der seine wichtigste Aufgabe gut erfüllt: Der Porsche Panamera Hybrid erzielt einen Testverbrauch von 11,2 Liter auf 100 Kilometer. Das ist ein Wort für einen Zweitonner, der seine Besatzung so schnell und so komfortabel durch die Lande schiebt. Ferdinand Porsche, der Gründer der Marke, der schon in den Pionierzeiten des Automobils elektrisch unterwegs war, hätte seine Freude daran.
Porsche Panamera S Hybrid S | |
Grundpreis | 107.196 € |
Außenmaße | 4970 x 1931 x 1418 mm |
Kofferraumvolumen | 335 bis 1153 l |
Hubraum / Motor | 2995 cm³ / 6-Zylinder |
Leistung | 279 kW / 380 PS bei 5500 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 270 km/h |
0-100 km/h | 6,0 s |
Verbrauch | 7,1 l/100 km |
Testverbrauch | 11,2 l/100 km |