Opel Corsa 1.2 DI Turbo im Test

Opel Corsa 1.2 DI Turbo
:
Man spürt den französischen Einfluss

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Jetzt kommt die sechste Generation des Corsa komplett neu, wobei seine Plattform und die Motoren erstmals vom PSA-Mutterkonzern stammen. Stellt sich die Frage: Wie viel Opel steckt noch im Kleinwagen?

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Da parkt er in der Redaktions-Tiefgarage und zwinkert verschmitzt mit seinen Matrix-LED-Scheinwerfern. Ja, der neue Corsa überrascht schon beim ersten Kontakt mit oberklassigen Extras. Dabei wirkt sein Design ansonsten evolutionär und so gar nicht abgehoben. Und das, obwohl alles neu ist am Kleinwagen-Bestseller nach der Übernahme von Opel durch den französischen PSA-Konzern.

Unter der um vier Zentimeter längeren Hülle steckt jetzt die CMP-Plattform, die durchaus revolutionäre Ansätze verfolgt. Wie beim Schwestermodell Peugeot 208 kann der Käufer nicht nur zwischen Diesel- und Benzinmotoren, sondern auch einen Elektroantrieb wählen. Doch der Corsa-e startet erst im März so richtig durch, weshalb sich heute der 1,2-Liter-Turbobenziner mit munteren 100 PS und in der zweithöchsten Ausstattungslinie Elegance (ab 19.630 Euro) dem Test stellt.

Opel Corsa im Video 8:33 Min.

Alles vertraut und doch neu

Also dann schnell rein in den Neuen, der auch innen sehr vertraut wirkt. Gut ablesbare Analoginstrumente lassen sich vorerst nur in der Elektroversion gegen eine volldigitale Variante tauschen. Kein Nachteil, auch weil die bekannte Bedienung mit Steuerkreuzen auf dem Lenkrad und Wählhebel für den Bordcomputer problemlos klappt. Gleiches gilt für das Infotainment-System, dessen berührungsempfindlicher Sieben-Zoll-Bildschirm gut erreichbar auf der Mittelkonsole sitzt.

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Die bekannte Bedienung mit Steuerkreuzen auf dem Lenkrad und Wählhebel für den Bordcomputer klappt.

Hier scheint PSA-Technik durch, denn die Menü-Oberflächen unterscheiden sich nicht von denen der französischen Brüder. Dafür reagiert der Touchscreen schnell auf Fingerbefehle, und die Spracherkennung versteht Navigationseingaben und Telefonbuchabfragen nun zielsicher. Zudem verwöhnt das System serienmäßig mit gutem Klang aus sechs Lautsprechern sowie DAB+-Radioempfang und ist mit Android Auto sowie Apple CarPlay kompatibel. Für 1.000 Euro extra bekommt man ein Zehn-Zoll-Gerät, das das Navi auch mit Echtzeit-Verkehrsdaten versorgt.

Insgesamt mutet der Corsa trotz in dieser Klasse üblicher Hartplastik-Türtafeln unter französischer Regie hochwertiger an als noch zu GM-Zeiten, zumal lackierte Dekore und Chromelemente das aufgeschäumte Armaturenbrett aufwerten. In der induktiven Ladeschale (135 Euro) finden selbst Riesen-Smartphones Platz, in die Türablagen passen sogar 1,5-Liter-Flaschen, und der alltägliche Krimskrams kommt locker im üppigen Handschuhfach unter.

Schon immer ausgezeichnet waren die ergonomisch geformten Vordersitze, die nun tiefer als bisher montiert sind und im Serientrimm lediglich eine Lordosenstütze vermissen lassen, die natürlich optional zu haben ist. Für 1.400 Euro bauen sie in Saragossa, wo der Corsa vom Band läuft, sogar lederbezogene Komfortsessel mit Massagefunktion ein.

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Schon immer ausgezeichnet: die ergonomisch geformten Vordersitze.

Ob es dann im Fond noch enger zugeht? Trotz drei Zentimeter längerem Radstand ist in Reihe zwei nicht gerade viel Platz für die Beine. Zudem kommen das Panorama-Glasdach (890 Euro) und die C-Säule den Frisuren recht nahe. Keine Anstoßgefahr besteht beim Beladen des Kofferraums, dessen Klappe weit aufschwingt und 309 Liter Volumen freigibt. Das ist etwas mehr als bisher, während der maximale Stauraum nun 39 Liter kleiner ausfällt (1.081). Zudem fehlt ein doppelter Ladeboden, der die hohe Stufe überbrückt, wenn die Rücksitzlehne im Verhältnis 60 : 40 umklappt. Stattdessen findet unter der dünnen Bodenmatte ein Ersatzrad Platz.

Quirliger Dreizylinder

Dieses brauchen wir hoffentlich nicht, wenn es jetzt endlich fahren heißt. Der Startknopf will einen Augenblick lang gedrückt werden, bis die drei Zylinder erwachen. Unter 2.000/min benimmt sich der Benziner etwas störrisch, darüber hängt der Turbo jedoch munter am Gas und dreht willig bis über 6.000 Umdrehungen. Kernig im Klang und rau im Umgang – das französische Triebwerk ist ein typischer Vertreter seiner Art und auch in einer Version mit 130 PS erhältlich (ab 23.440 Euro).

Doch die kann man sich sparen, auch weil sich der Testwagen mit moderaten 6,6 Litern Super auf 100 Kilometer begnügt. Da muss sich der eingeschworene Opel-Fan nur noch an die Tankklappe auf der linken Seite gewöhnen.

Im Stadtverkehr wirkt der Corsa dank des früh anliegenden Drehmoments von 205 Nm kräftiger, als es die gemessenen Beschleunigungswerte suggerieren: Von 0 auf 100 km/h vergehen auf der Teststrecke 10,7 Sekunden. Das liegt auch am manuellen Sechsganggetriebe, das sich zwar leichtgängig und präzise schalten lässt, in den unteren Gängen aber kurz übersetzt ist. Alternativ hat Opel eine Achtgangautomatik für 1.760 Euro im Angebot.

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Das manuellen Sechsganggetriebe lässt sich zwar leichtgängig und präzise schalten, ist in den unteren Gängen aber kurz übersetzt.

Überholvorgänge geht der 1.131 kg leichte Corsa entschlossen an. Zäher wird es nur auf der Autobahn, denn über 130 km/h geht dem 1,2-Liter-Motor schnell die Puste aus. Die angegebenen 194 km/h Topspeed erreicht man zudem höchstens bergab und mit viel Rückenwind. Der sollte aber nicht allzu heftig pfeifen, denn mit 73 dB(A) bei Richtgeschwindigkeit ist es innen ohnehin recht laut.

Fahrassistenz zum Spartarif

Da lässt man es lieber entspannt angehen, zumal der Corsa den Fahrer gerne unterstützt: Serienmäßig hält er die Spur, leitet Notbremsungen ein und erkennt Tempolimits. Optional regelt ein adaptiver Tempomat die Abstände zu den vorausfahrenden Fahrzeugen (450 Euro), überwacht tote Winkel und lenkt selbstständig in sowie aus Parklücken (760 Euro). Das passt zum Komfortanspruch des Kleinwagens, der auch auf schlechten Straßenbelägen harmonisch federt und lediglich auf kurze Schlaglöcher störrisch reagiert.

Doch der Corsa hat auch eine sportliche Seite. Seine Lenkung gefällt durch ihre direkte Auslegung und Kommunikationsfreudigkeit. So kommt auf kurvigen Landstraßen – auch ohne die heute so beliebten Fahrmodi-Tasten oder deaktivierbares ESP–Fahrspaß auf. Im Slalom und beim doppelten Spurwechsel wankt die Karosserie zwar recht stark, doch dabei bleibt der Corsa jederzeit sehr leicht beherrschbar.

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Seine Lenkung gefällt durch ihre direkte Auslegung und Kommunikationsfreudigkeit. So kommt auf kurvigen Landstraßen – auch ohne die heute so beliebten Fahrmodi-Tasten oder deaktivierbares ESP–Fahrspaß auf.

Erst im Grenzbereich zeigt er ein moderates Untersteuern, das schnell durch feinfühlige ESP-Eingriffe korrigiert wird. Ähnlich überzeugend ist die Verzögerung: Selbst bei der zehnten Vollbremsung bleibt er stabil und steht aus Tempo 130 schon nach 60,5 Metern. Ein gutes Omen, denn nicht nur damit bremst der neue Corsa so manchen Konkurrenten aus.

Vor- und Nachteile

Karosserie
  • gutes Raumangebot vorne
  • große, zahlreiche Ablage
  • einfache Bedienung
  • gute Verarbeitung
  • klassenüblicher Kofferraum
  • eingeschränkte Kopf- und Beinfreiheit im Fond
  • wenig variabler Laderaum
  • nach hinten unübersichtlich

Vor- und Nachteile

Fahrkomfort
  • ausgewogener Federungskomfort
  • bequeme Sitze
  • passende Sitzposition
  • kräftige Heizung
  • lautes Innengeräusch

Vor- und Nachteile

Antrieb
  • kurz gestuftes Sechsganggetriebe
  • gutes Temperament
  • etwas rauer Dreizylinderlauf

Vor- und Nachteile

Fahreigenschaften
  • gute Traktion
  • präzise Lenkung
  • sicheres Kurvenverhalten
  • fein abgestimmtes ESp
  • kleiner Wendekreis
  • erhöhte Wankneigung

Vor- und Nachteile

Sicherheit
  • hervorragendes Matrix-LED-Licht
  • umfangreiche Fahrassistenz
  • gute Bremsen
  • Spurhalteassistent und Adaptivtempomat greifen recht ruppig ein

Vor- und Nachteile

Umwelt
  • schadstoffarm nach Euro 6d
  • niedriger Eco-Verbrauch

Vor- und Nachteile

Kosten
  • niedriger Grundpreis
  • gute Serienausstattung
  • nur zwei Jahre Garantie

Fazit

Unter PSA-Regie legt der Corsa spürbar an Qualität und Komfort zu. Zudem kurvt Opels Bestseller engagiert, bietet genug Platz sowie moderne Assistenz und ist mit 100 Benziner-PS bestens motorisiert.

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