MTM-Audi A1 Quattro im Test

MTM-Audi A1 Quattro im Test
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Testosteron-Schleuder von MTM

MTM-Audi A1 quattro, Frontansicht © Rossen Gargolov 14 Bilder

Wenn ein Audi A1 im Rückspiegel nicht kleiner werden will, könnte er bei Motoren Technik Mayer Nachhilfestunden genommen haben. Wir verraten, wie der MTM-Audi A1 quattro zum Sportwagen-Schreck wird.

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Was für eine „überdachte Zündkerze“, könnten respektlose Gedanken angesichts eines Audi A1 lauten. Doch von überdachter Zündkerze ist dieser Audi A1 so weit weg wie Uli Hoeneß von einem Werbejob für die Steuerfahndung. Wenn ein Audi A1 bei Motoren Technik Mayer nochmals in die PS-Lehre geht, müssen selbst Sporttalente staunen.

MTM-Audi A1 quattro: Ein Porsche-Schreck

Ein Kleinwagen, der Porsche & Co. ärgern kann, damit kennen sie sich in Wettstetten bei MTM aus. Wir erinnern an die fahrende Kanonenkugel namens MTM-Audi A1 Nardo Edition. Ein Fronttriebler-Mutant mit aufgeblasenem 500-PS-Fünfzylinderturbo, der mit 324 km/h Vmax eine Brandspur über die Autobahnen der Republik zog. „Der Topspeed im A1 Nardo war okay, doch bei der Traktion haperte es“, sagte MTM-Chef Roland Mayer damals – und dachte wohl an das nächste Kleinkaliber aus seinem Waffenschrank.

Testosteron-A1 Nummer zwei basiert auf der Serienversion A1 quattro. Schon ab Werk trat der nur 333 Mal produzierte Allradler mit 256-PS-Zweiliter-Turbo nicht schmächtig auf. Doch MTM lebt auch hier sein Lebensmotto „Mehr Leistung geht immer“ voll aus. Der Serien-Turbolader wurde mit einem größeren Verdichterrad modifiziert, und statt 1,4 bar gibt’s 1,9 bar maximalen Ladedruck auf die Schaufeln. Zudem installiert der Tuner den doppelt so großen Ladeluftkühler aus dem RS3 und eine Klappen-Abgasanlage mit 200-Zeller-Metallkat. Für 14.511 Euro (Leistungskit plus Abgasanlage) brüllt der MTM-Audi A1 quattro nicht nur wie ein kampfbereiter Elch, sondern schlägt auch mit 360 PS und einer 460-Nm-Keule zu (Serie: 350 Nm).

„Der Walter und der Dindo haben nicht mehr aufgehört zu grinsen“, verrät Roland Mayer, wie der Kraftzwerg bereits prominente Lenker begeistert hat. Hinter „der Walter“ steckt natürlich Ex-Rallye-Weltmeister Walter Röhrl, und „der Dindo“ ist der Spitzname von Ex-Audi-Langstreckenass Rinaldo Capello.

Fahrende A1-Kanonenkugel

Rein ins Cockpit des MTM-Audi A1 quattro: Während der Kleine in puncto Leistungswerten mit den Großen mitheulen kann, herrscht im Cockpit ein vergleichsweise karges Ambiente. Heißt aber nicht, dass „Pommes Schranke“ schlechter als Haute cuisine schmecken muss. Für A1-Verhältnisse ist die Quattro-Vollausstattung (Leder, Sportsitze, Bose-Soundsystem, Navigation Plus) ohnehin eine Currywurst de luxe.

Im Mittelpunkt des im Serienzustand belassenen MTM-Audi A1 quattro-Cockpits steht der Schaltstock des manuellen Sechsganggetriebes. Hier wartet noch Autofahren in Reinkultur. Und das geht in etwa so: Vollgas, 7.300 Touren, Kupplung fliegen lassen – mit minimaler Prise Schlupf an allen vier Rädern marschiert das MTM-Biest aus den Startblöcken, während der Fahrer kurz nach dem tosendem Kraftschluss der Kupplung den zweiten Gang reinprügelt. Das Getriebe arbeitet dabei mit Auditypischer Präzision – leichtgängig, aber mit kurzen Wegen und einer knackigen Gassenführung. Nach 4,3 Sekunden ist eine kleine Überraschung perfekt. Der MTM-Audi A1 quattro spuckt mit seinem 0-100-Sprintwert lässig gängigen Größen in die Suppe. Kurzer Zeitenvergleich: Porsche 911 Carrera 4S, Alpina B6 Biturbo, Jaguar XKR-S – alle 4,4 Sekunden.

Mit Schlupf an allen vier Rädern

Nach einem Autobahn-Ausflug klopft ein Carrera 4-Fahrer dem MTM-Audi A1 quattro-Piloten anerkennend auf die Schulter. Der ungewohnte Verfolger wollte im Rückspiegel einfach nicht kleiner werden. Bei echten 279 km/h läuft der MTM-Audi A1 quattro sanft im sechsten Gang in den auf 7.300/min angehobenen Drehzahlbegrenzer. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 283 km/h ist ein aktueller Carrera 4 kaum schneller als die fahrende Kanonenkugel.

Ähnliche Sprintwerte wie ein Porsche 911, aber Unterschiede im Fahrverhalten wie Feuer und Wasser: Während der Elfer mit einem stoisch ruhigen Geradeauslauf über die Autobahn eilt und mit elektronischer Dämpferregelung Querfugen komfortabel wegbügelt, tobt im MTM-Audi A1 quattro scheinbar der Aufstand gegen die zunehmende Komfortaufrüstung der Autowelt. Bei jeder Bodenwelle vollführt der mit einem KW-Variante-1-Gewindefahrwerk (Preis: 2.109 Euro, Tieferlegung 50 mm Vorderachse, 45 mm Hinterachse) ausgestattete A1 kleine Bocksprünge wie das Vereinsmaskottchen des 1. FC Köln. Trotz einer vergleichsweise harten Federung bleibt der aktuelle MTM-Audi A1 quattro wesentlich alltagstauglicher als noch der A1-Feuerstuhl mit 500 PS und Frontantrieb. Die Antriebseinflüsse in der Lenkung bewegen sich in der Allradversion auf akzeptablem Niveau.

Bessere Rundenzeit mit Sondermodell MTM-Audi A1 quattro

Auf zum Hockenheimring: Hier spielt der A1 den Zappelphilipp. Doch forsche Heckschwenks lieben wir, wenn der MTM-Audi A1 quattro dadurch weniger als die Serienversion untersteuert. Helfen sollen dabei optimierte Spur- und Sturzwerte sowie Warm-Luftdrücke von 2,0 bar vorn und 2,7 bar hinten.

Der mit 19-Zoll-Rädern und 235er-Michelin Pilot Supersport-Bereifung besohlte MTM-Audi A1 quattro (Serie: 225/35 R 18, Bridgestone Potenza S001) lenkt gierig direkt ein und dreht bei Lastwechseln oder bei harten Anbremsmanövern sein Hinterteil aktiv mit. Mit 1.14,0 Minuten verbessert das getunte Sondermodell die Rundenzeit der Serienversion auf dem Kleinen Kurs in Hockenheim um beeindruckende 4,2 Sekunden.

Schnelle Rundenzeiten hin oder her: Dem MTM-Audi A1 quattro war eigentlich nur wichtig, dass am Ende dieses Tages in keiner Hinsicht mehr das Stichwort „überdachte Zündkerze“ fällt. Das hätte dem kleinen Sportwagen-Schreck nicht eindrucksvoller gelingen können.

Tabelle (techn. Daten)

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