Mini Cooper S Roadster im Test

Mini Cooper S Roadster im Test
:
Oben-ohne-Variante vom kurzen Mini

Mini Cooper S Roadster © Rossen Gargolov 16 Bilder

Andere Ansichten bietet der Mini Cooper S Roadster zuhauf – das beweist der tiefe Blick in die Frontnüstern. Andere Erlebniswelten auch. Wie wenig Auto es zum Cabrio fahren braucht, wussten bislang allenfalls Mazda MX-5-Piloten.

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Okay – normalerweise enthalten wir uns jedweder Geschlechter-Diskussion. Frauenquote und Weltfrauentag waren für sport auto bislang aus gutem Grund kein Thema. Nun aber – mit Erscheinen des Mini Cooper S Roadster – ist Schluss mit dem Verzicht. Nun braucht es eine klare Meinungsäußerung. Da präsentieren die Münchener, denen der Mini stets irgendwie zu weiblich war (ein Umstand, der sich der Käuferstatistik unschwer entnehmen ließ), eine zweisitzige Variante mit verkehrt herum aufgesetzter Baseball-Kappe. 

Weibliche Oben-ohne-Variante von Mini

Das scheint nach Ansicht der hauseigenen Marketing-Gurus wohl eher männlich zu sein. Dann kommen sie wenig später mit einer super schnuckeligen und – sorry guys – extrem weiblichen Oben-ohne-Variante, sprich: einem knuffig-kurzen Mini Roadster ums Eck, den selbst Frauen mühelos in jede Parkbucht bekommen (so viel zu den Klischees), und dann setzen die Entwickler dieser frühlingsfrischen 184-PS-Preziose einen Stahlhelm auf. Na ja – nicht wirklich. Ist ein mit Stoff bezogenes Verdeck ohne elektrischen Bedienmechanismus.

Was an sich nicht schlimm wäre. Gibt’s beim Mazda MX-5 auch und klappt im wahrsten Sinne des Wortes problemlos. Am Dachrahmen entriegeln und mit etwas Schwung nach hinten schubsen – schon lassen sich ungehindert die ersten Sonnenstrahlen genießen. Bei den Japanern. Nicht so bei den Bayern. Oder sollte ich sagen den Briten? Beim Mini Roadster erstickt der Versuch das mittels eines lockeren Drehs am vorderen Entriegelungsgriff gelöste Käppi lässig im Verdeckkasten verschwinden zu lassen, bereits im Keim.

Aussteigen, um das Verdeck zu öffnen

Verdammt! Wieder nicht genug Spinat gegessen, oder was? Zweiter Versuch – diesmal mit dem eisernen Willen zum Sieg über das sperrige Material und vermehrtem Krafteinsatz. Wieder Fehlanzeige. Mehr als 15 Zentimeter Himmel gibt das bleischwere Verdeck vom Mini Roadster auch diesmal nicht frei. Also gut. Dann eben doch. Aussteigen, beherzt zupacken, dann kräftig heben und ziehen, dann nach hinten unten fallen lassen, dann draufdrücken. Fertig. Nun ist das Dach da, wo es hingehört im Frühling. Was für eine Prozedur. Und was für ein Gewicht für ein so kleines Verdeck.

Immerhin – die Frage nach weiblich oder männlich wäre hiermit geklärt: Er will männlich sein, der Mini Cooper S Roadster, keine Frage. Dabei bringt der kleine Graue mit dem schwarzen Race-Streifen ansonsten alle Tribute mit, die der weibliche Teil der Bevölkerung zu schätzen weiß. Allem voran sein überaus niedliches Äußeres. Wo das Coupé polarisiert, gefällt der offene Zweisitzer auf Anhieb. Seine Formensprache geht als pfiffig-gefällig durch. Und dass der Newcomer hinten keine Sitze hat, ist grad egal. Abgesehen von mehr oder minder unfreiwillig verstauten Kleinkindern sitzt dort sowieso nie jemand. Da kommt dem vergleichsweise grosszügig geratenen Gepäckabteil des Roadsters schon mehr Bedeutung zu. Was sich da alles einkaufen lässt ...

Und ausgesprochen windgeschützt geht es in dem jüngsten Mini-Derivat auch zu. Obwohl der Frontscheibenrahmen beim Roadster recht niedrig ist und die Sonne ungehindert über ihn hinwegstrahlt, wehen die Winde weitgehend über die Köpfe der Insassen hinweg. Die Frisur sitzt. Und sonst?

184 PS im offenen Mini-Sportler

Die Stimme. Kann sich hören lassen – vor allem bei gedrücktem Sportknopf. Der sitzt wie stets im Mini vor dem knackig-kurzen Schaltknauf. Das Getriebe. Sechs Gänge, angenehm kurze Übersetzung. Passt perfekt zu dem zierlichen, aber potenten 1,6-Liter-Turbo-Motörchen. Apropos. Der Motor. Ansonsten mit seinen 184, in diesem speziellen Fall 1.256 Kilo Lebendgewicht gegenüberstehenden Pferdestärken durchaus potent und ein steter Quell der Freude. Hier aber unten herum irgendwie reduziert – nach allzu harschen Gangwechseln, wie sie bei der Beschleunigungsprüfung üblich sind, zum Verschlucken neigend.

Hockenheim-Rundenzeit von 1.21,3 Minuten

Ergo geht der Standard-Sprint an Bord des Mini Cooper S Roadster etwas zögerlicher vonstatten als im Coupé. 7,5 statt 7,3 Sekunden von null auf 100. Bei der Rundenzeitjagd in Hockenheim das gleiche Bild. Trotz besserer äußerer Bedingungen lässt sich der Roadster auf dem 2,6 Kilometer langen Kleinen Kurs eine halbe Sekunde mehr Zeit als das Coupé. Auch hier erfolgt die Gasannahme nach dem Schalten leicht verzögert.

Eine charakterliche Eigenheit des Testwagens, die im Alltag keine Rolle spielt. Hier, wo die Fahrstufen nicht durchgerissen, sondern gefühlvoll eingelegt werden, geht alles seinen gewohnt geschmeidigen Gang, gefällt das Paket Mini Cooper S Roadster zur Gänze. Schön, dass es auch außerhalb Japans endlich so wenig Roadster fürs Geld gibt. Nur der Antrieb, der sitzt beim Mini halt am falschen Ende. Dafür ist im Grundpreis von 26.750 Euro das Fitnessstudio inkludiert. Das ist ja auch was.

Tabelle (techn. Daten)

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