Mercedes R 350 CDI 4Matic im Test: Luxus-Liner mit neuer Nase und neuem Diesel

Mercedes R 350 CDI 4Matic im Test
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Luxus-Liner mit neuer Nase und neuem Diesel

© Hans-Dieter Seufert 20 Bilder

Die Modellpflege der Mercedes R-Klasse bringt ihr eine Nasenkorrektur und im R 350 CDI einen neuen Dreiliter-Diesel. Kann der raumgreifende Crossover-Kombi seine bekannten Qualitäten steigern, - und findet er einen Weg aus der Nische?

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Reden wir nicht von der Vergangenheit der Mercedes R-Klasse , deren Name in den zurückliegenden viereinhalb Jahren selten in einem Satz Erwähnung fand, in dem auch Begriffe wie "Anmut" oder "großer Erfolg" auftauchten. Reden wir von der Zukunft dieses Wagens, obwohl er, 5,16 Meter lang und 2,24 Tonnen schwer, nicht futuristischer erscheint als bisher.

Raumangebot für bis zu sieben Personen

Dafür schöner. Die Modellpflege - Mercedes-Kundige nutzen den Begriff Mopf - verpasst seinem Antlitz mehr Ähnlichkeit zu Mercedes GLK und Mercedes ML. Trotz des weniger trummigen Auftritts bleibt die Mercedes R-Klasse ein Auto für vollschlanke Kontinente, Europa wirkt noch immer etwas eng für den R - vor allem die Variante mit langem Radstand. Mit 3,22 Metern übertrifft sie den der kurzen Version um 24 Zentimeter und schafft so ein Raumangebot, das zur Beherbergung von sieben Passagieren genügt. Beim Konzept bleibt alles wie bisher: Fondtüren im Format von Schleusentoren erleichtern das Entern des Fonds - solange die Mercedes R-Klasse nicht in engen Parklücken steht. Selbst auf den schmalen Klappsitzen der dritten Reihe kommen Erwachsene im Test ordentlich unter, lediglich die breite Dachsäule schränkt das Raumgefühl ein.

Für die Stadt ungeeignet

Die mit verschwenderischem Fußraum ausgestattete mittlere Reihe möbliert Mercedes nach Wunsch mit zwei Einzelplätzen oder einer Dreierkombi. Sie bevorzugt die Außensitzenden, die sich in längs verschiebbare und neigungsverstellbare Sessel kuscheln können. Besser sitzen auch Pilot und Co. nicht, was daran liegt, dass ihre bequemen Sitze weit vorn montiert sind und sie wegen der flachen A-Säule fast unter dem Scheibenrahmen hocken. Dass hinter dem Fahrer noch so viel Mercedes R-Klasse kommt, erschwert im Test Rangieren auf engem Raum. Sich durch Parkhäuser zu fädeln und dabei mit den Flanken nicht an Pfeilern entlangzuschrammen braucht so viel Aufmerksamkeit wie einen Flügel durch ein enges Treppenhaus zu zirkeln. Nein, die Stadt und die Mercedes R-Klasse, das wird nichts.

Noch immer kein besonders sparsames Auto

Erst die weite Strecke zeigt die größte Qualität der Mercedes R-Klasse: den Komfort. Wer den Siebensitzer (2.618 Euro Aufpreis) bestellt, bekommt Luftfederung und Niveauregulierung an der Hinterachse dazu. Der Test-Wagen federt rundum mit Luft, und das hervorragend. Schon in Normalstellung steckt er fiese Stöße weg, kommt nur im entbehrlichen Sport-Modus sacht ins Stuckern, bleibt selbst im weichen Comfort-Programm schunkelfrei. Auch in Sachen Fahrsicherheit zeigt sich der Mercedes makellos, ohne Dynamik-Ambitionen zu hegen - nicht bei dem hohen Gewicht und der trägen, rückmeldungsarmen Lenkung. Das ist nicht neu, wie überhaupt recht wenig am modifizierten R.

Bleibt noch der Motor: Der Dreiliter-V6 nennt sich nun 350 statt 320 CDI, steigert seine Leistung auf 265 PS. Dazu erhöhten die Entwickler den Ladedruck um 0,3 bar und senkten gleichzeitig die Verdichtung von 17,7 auf 15,5 : 1. So steigt der Mitteldruck deutlich von 17,4 auf 20,6 bar - und damit die Effizienz. Wie der Test-Schnitt von 10,8 L/100 km zeigt, ist der Mercedes R 350 CDI noch immer kein besonders sparsames Auto. Ein harmonisch motorisiertes dagegen schon. Nach einem kurzen Anfahrschwächeln packt der V6 in der Mercedes R-Klasse seine Drehmomentmassen aus, walzt damit große Berge nieder, ohne je die Laufkultur aufzugeben.

Überarbeitung war nicht umfassend genug

Im Vergleich zu den Achtgangautomaten der Konkurrenz wirkt die Siebengangbox inzwischen etwas träge und unterbesetzt. In der Reibung optimiert, hat sie alles im Griff, solange es gemütlich dahergeht und die Steuerung auf Economy steht. Auf Sport gerät sie in Hektik, lässt den Motor im Test unnötig hoch drehen und reagiert unwillig auf manuelle Eingriffe an den Schaltpaddeln.
Andere Mängel - das alte Comand-Navi mit schwerhöriger Sprachbedienung, die viel zu geringe Zuladung und das umständliche Stühlerücken für eine ebene Ladefläche - beweisen, dass die Überarbeitung nicht umfassend genug war. Nach dem neuen Mercedes-Motto "Das Beste oder nichts" könnte es bedeuten, dass sich weiterhin viele Käufer nicht für die Mercedes R-Klasse entscheiden werden.


Vor- und Nachteile

Karosserie
  • sehr üppiges Platzangebot für bis zu sieben Passagiere
  • hohe Variabilität
  • gute Verarbeitung
  • bequemer Einstieg
  • sehr schlechte Übersichtlichkeit
  • umständlicher Klappmechanismus der Sitze

Vor- und Nachteile

Fahrkomfort
  • sehr guter Federungskomfort
  • bequeme Sitze
  • wirksame Klimatisierung
  • niedriges Geräuschniveau

Vor- und Nachteile

Antrieb
  • durchzugsstarker und kultivierter V6-Turbodiesel
  • passend übersetzte Siebengangautomatik
  • unharmonisches Sportprogramm
  • Anfahrschwäche

Vor- und Nachteile

Fahreigenschaften
  • hervorragende Traktion
  • ruhiger Geradeauslauf
  • sichere Fahreigenschaften
  • Lenkung mit wenig Rückmeldung
  • eingeschränkte Handlichkeit

Vor- und Nachteile

Sicherheit
  • umfangreiche aktive und passive Sicherheitsausstattung
  • wirksame und standfeste Bremsen

Vor- und Nachteile

Umwelt
  • akzeptabler Verbrauch
  • hoher Norm-CO2-Ausstoß

Vor- und Nachteile

Kosten
  • hoher Grundpreis
  • teure Sonderausstattungen
  • für die Preisklasse sparsame Serienausstattung
  • finanziell aufwendiger Unterhalt

Fazit

Der Mercedes R ergänzt seine Stärken - hoher Komfort, enormes Raumangebot, gute Qualität, hoher Sicherheitsstandard  mit dem kräftigen, kultivierten Motor. Doch Übersichtlichkeit und Zuladung sind inakzeptabel.

Tabelle (techn. Daten)

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