Mercedes GLS 400d im Test

Mercedes GLS 400d im Test
:
S-Klasse unter den SUV

Mercedes GLS 400d © Hans-Dieter Seufert 8 Bilder

Es heißt, die S-Klasse unter den SUV sei der Siebensitzer, mit 330-PS-Diesel zudem besonders effizient. Na dann: Test.

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Ein gewisser Fatalismus lässt sich durchaus herauslesen, denn selbst 2019 galt es als nur bedingt opportun, bei einem neuen Auto den Längenzuwachs von 7,7 Zentimetern zu bejubeln – auf 5,21 Meter. Mercedes jedenfalls tat genau das, freute sich zudem, dass selbst in der hintersten Sitzreihe nun bis zu 1,94 Meter große Personen ausreichend Platz vorfänden. Keine halben Sachen, ganz klar der Anspruch des GLS . Warum also nicht gleich in der Variante AMG 63? Na, übertreiben wollen wir es auch nicht.

Mercedes GLS 400d 2:55 Min.

Und irgendwie fühlt sich ein Reihensechszylinder-Dieselmotor mit einem maximalen Drehmoment von 700 Nm in einem derartigen Raumschiff richtig an. Ehrlich gesagt, das trifft auf das ganze Raumschiff zu. Warum nicht? Wenn man es sich leisten kann und will? Eben. Zumal die Platzverhältnisse wirklich großzügig ausfallen – mit zwei kleinen Einschränkungen. Das mit den 1,94-Meter-Reisenden in Reihe drei geht nur dann ohne Beulen in der Frisur, wenn es sich nicht um Sitzriesen handelt. In Reihe zwei verwundert dagegen, dass bei umgeklappter Lehne des mittleren Sitzplatzes und rechts oder links davon montiertem Kindersitz das Gurtschloss praktisch nicht erreichbar ist – noch nicht einmal für das Kind. Der Sitzkomfort hingegen dürfte jenen der allermeisten Wohnzimmer-Möbel übertreffen, Fahrer und Beifahrer genießen zudem noch ordentlichen Seitenhalt.

Ausgeklügelte Fahrwerkstechnik

© Hans-Dieter Seufert

Der Mercedes GLS bietet hervorragenden Federungskomfort und sichere Fahreigenschaften.

Braucht’s den denn? Nun, der GLS lässt sich ziemlich engagiert durch Kurven treiben, was daran liegt, dass in ihm ein ganzes Atomkraftwerk an Fahrwerkstechnik arbeitet: Neben der serienmäßigen Luftfederung steht die E-Active-Body-Control in der Preisliste, ein Aktiv-Fahrwerk, das mit 48 Volt Spannung arbeitet, also besonders schnell agiert. So reduziert es nicht nur Wank-, sondern auch Nick- und Hubbewegungen. Zudem verarbeitet das Fahrwerk Daten aus einer Frontkamera, bereitet sich sozusagen auf Unebenheiten vor. All das funktioniert mit bemerkenswerter Selbstverständlichkeit, denn die Fahrzeugreaktionen wirken passend zu Lenkwinkel und Kurvenradius immer natürlich.

Unnatürlich dagegen: die Kurvenneigefunktion, um Querkräfte zu reduzieren. Viel besser: Anregungen durch Wellen, Schlaglöcher und Verwerfungen verlaufen sich meist irgendwo zwischen den 21-Zoll-Rädern und Sitzen, nur ganz fiese Fahrbahn-Karies verursacht entfernte, dumpfe Schläge, etwa so, als ob ein Medizinball auf eine Turnmatte plumpst.

Viel Gewicht, viel Leistung, wenig Verbrauch?

© Hans-Dieter Seufert

Der Reihen-Sechszylinder-Dieselmotor passt mit seiner Souveränität und Effizienz sehr gut zum GLS.

Dazu passend: das ferne Murmeln des OM-656-Dieseltriebwerks mit 2,9 Litern Hubraum. Dessen D29-SCR-Ausführung mit kombinierter Hoch- und Niederdruck-Aufladung motorisiert den 2618 Kilogramm schweren GLS mit einer Art gutbürgerlicher Lässigkeit. Einerseits beschleunigt der SUV in 6,6 Sekunden von null auf 100 km/h, andererseits will der Testverbrauch 10,2 l/100 km nicht übersteigen. Doch sehr häufig fährst du eh so, dass das sanft schaltende Neunstufen-Automatikgetriebe kaum mehr als 2.000/min zulässt.

Dabei fällt zwar auf, dass der Wind arg präsent an der A-Säule vorbeizischelt, vor allem aber, dass der Verbrauch nochmals sinkt: 7,9 l/100 km sind möglich. In Anbetracht des Komforts, der Sicherheits-Features und der Platzverhältnisse darf man das ganz ohne Fatalismus bejubeln.

Fazit

Dem eigenen Luxus-Anspruch stehen höchstens die Windgeräusche im Weg, nicht jedoch der hervorragende Federungskomfort, die feine Einrichtung, die sicheren Fahreigenschaften sowie die Effizienz und Souveränität des Dieselmotors.

Tabelle (techn. Daten)

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