Mercedes G 350 d im Test

Mercedes G 350 d im Test
:
Geländewagen mit Charakterstärke

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Ein Geländewagen wie ein Monument – der auch so viel wiegt: 2,6 Tonnen. Reicht da der Basisdiesel? Test.

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Aus der noch unbekannten Rubrik "Auto-Geräusche, die in Vergessenheit gerieten" heute: der Scheibenwischermotor. Dieses rhythmische, heisere Sirren – wer kennt das heute noch? Na, Mercedes-G-Fahrer eben, zumindest wenn sie statt der warm bollernden, hemmungslos der Leistung und dem Verbrauch frönenden V8-Benziner den Einstiegsdiesel 350 d fahren. Denn der Reihen-Sechszylindermotor erweckt den Eindruck, als plätscherte der Kraftstoff nur leise in die Brennräume, um dann als knisterndes Lagerfeuer zu verbrennen, nachdem sacht Frischluft zugefächelt wurde.

Mercedes G 350 d: die technischen Daten im Video 1:12 Min.

Doch da plätschert nichts, stattdessen wird mit bis zu 2.500 bar Druck eingespritzt. Ein zweistufiges Aufladesystem presst Frischluft dazu, und unter völliger Umgehung der Komplexität eines modernen Motors steht ab 1.200/min ein maximales Drehmoment von 600 Newtonmetern bereit, mit dessen Hilfe sich die 1,97 Meter hohe Burg auf ihrem Leiterrahmen ziemlich modern-lässig bewegt.

Jetzt auch für die Straße

Sogar schaltbare Motorlager haben die Daimlers in den G konstruiert, damit unter 5 km/h möglichst gar keine, darüber möglichst wenig Vibrationen auftreten – bei zugleich verbindlichem Fahrverhalten. Und der Fahrkomfort auf befestigten Straßen, also allein dessen Vorhandensein, dürfte die größte Errungenschaft der zweiten G-Generation seit 1979 sein.

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Wunderbar ergonomisch ausgefeilte und thronige Sitzposition.

Das beginnt bei der entspannten, ergonomisch ausgefeilten, wunderbar thronigen Sitzposition und endet beim angenehm präzisen Lenkgefühl. Dazwischen liegen noch der gute Federungskomfort – nur selten kommt offroader-typische Staksigkeit durch –, das herrliche Rundumsicht-Panorama sowie die ordentlichen Platzverhältnisse (mit 4,61 Metern ist der G gar nicht mal so lang). Dazu ganz objektiv: wackere Fahrleistungen bei akzeptablem Verbrauch, bissfeste Bremsanlage.

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Statt des Widescreen-Cockpits gibt es auch analoge Anzeigen.

Was sich dagegen jeder Objektivierung verweigert: die Charakterstärke dieses Mercedes, von manchem als billige Folklore verspottet. Nein! Das "Tschak!" der Zentralverriegelung, das "Dschunk!" der Türen, dieses optische nahe, akustisch aber Weit-entfernt-Sein von der Welt draußen, das ist wie Kardamom im Kaffee: Schmeckt nicht jedem, aber unvergleichlich. Deshalb, mal so ganz unter uns, sollten sich Interessenten das vermeintlich moderne Widescreen-Cockpit ebenso sparen wie mächtige 20-Zoll-Räder oder den beleuchteten Stern. Dann bleibt der G ehrlich, irgendwie. Teuer übrigens auch. Immer dabei jedoch: die Musik des Scheibenwischermotors.

Fazit

Fünf Sterne. Weil sich der G keine eklatanten Schwächen leistet, die er mit seinem starken Charakter kaschieren müsste. Und ja, der kultiviert-kräftige 2,9-Liter-Diesel reicht. Vollkommen.

Tabelle (techn. Daten)

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