Mercedes C 350 e und VW Passat GTE im Vergleichstest

Mercedes C 350 e und VW Passat GTE
:
Mittelklasse-Plug-in-Hybride im Test

Mercedes C 350 e, VW Passat GTE © Hans-Dieter Seufert 23 Bilder

Sind Plug-in-Hybride nur Brückentechnologie oder eine extra-clevere Antriebskombination? Da hätten wir von beidem was bei Mercedes C 350 e und VW Passat GTE.

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Sie kennen das sicher: Immer wieder fragen einen Bekannte, welches Auto sie kaufen sollen. Man darf das keinesfalls als Frage verstehen, sondern als eine Aufforderung, eine Kaufabsicht zu bestätigen. Oft sind es spezielle Gründe, weshalb es ein bestimmtes Modell sein soll. Kleinigkeiten entscheiden – Garagenbreiten, Werkstattpräferenzen oder auch mal ein Euro.

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Der GTE überzeugt im Praxistest. Sein E-Motor ist sehr kraftvoll und auch an Steigungen muss der Verbrenner nicht hinzugeschaltet werden.

Es sind meist kleine Vorzüge, die ein Auto besonders erstrebenswert wirken lassen. Wie hier vielleicht die Tatsache, dass Mercedes C 350 e und Passat GTE ein E-Kennzeichen bekommen (der VW-Testwagen hatte noch keines) und damit vielerorts kostenlos parken können. Als wir nach der Vergleichsfahrt auf einen Kaffee halten, um über die Autos zu reden, spart das einen Euro pro Stunde Parken.

Die finanzielle Herausforderung, die beide Plug-in-Hybride ihren Käufern stellen, lassen sich damit kaum lindern. Um die rund 7.000 Euro Aufpreis des C 350 e zum C-300-Benziner hereinzuparken, müsste man ihn zehn Monate am Stück abstellen. Beim Passat GTE sind es etwa 9.000 Euro – macht 375 Tage Dauerparken. Dabei muss ihm der Benziner selbst an Steigungen nicht beispringen. Der GTE stromert leise und kraftvoll über unsere Pendlertour, hat auf der Autobahn genügend Kraft- und Akkureserven, um mit Richttempo entlangzuschnüren.

Ausnahmetalent Passat GTE

Wir fahren lieber los. Beide Limousinen starten mit der Kraft ihrer Elektromotoren. Schon in der Stadt zeigt sich, dass VW die Aufgabenteilung besser ausbalanciert hat. Im GTE teilen sich der 1,4-Liter-Turbobenziner und ein 85 kW starker E-Motor das Antriebswesen. Es ist an sich das gleiche wie im Audi A3 e-tron, aber mit 14 PS mehr Systemleistung. Zehn Kilowatt mehr als im Audi leistet der E-Motor hier, der im Gehäuse der Sechsgang-Doppelkupplungsbox hinter Zweimassenschwungrad und der Trennkupplung zum Benzinmotor sitzt. Mit den 9,9 kWh aus dem 125 kg schweren Lithium-Ionen-Akku treibt das E-Werk den Passat bis 130 km/h und im Test 41 Kilometer weit allein voran.

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Vom E-Motor keine Spur. Der sitzt bei Mercedes im Hybridkopf des Automatikgetriebes.

Mercedes kombiniert den Zweiliter mit 211 PS mit einem 60-kW- E-Motor. Der sitzt im sogenannten Hybridkopf der Siebenstufen-Wandlerautomatik. Doch seine Leistung reicht schon bei milden Steigungen allein nicht mehr aus. Dann schaltet sich der Verbrenner zu, weich und dezent, aber eben hörbar. So fährt der C 350 e selbst in der Stadt erstaunlich oft wie ein konventioneller Hybrid.

Lediglich 17 km rein elektrisch im C 350 e

Das liegt auch an der knapperen Batteriekapazität. Zwar hat der Lithium-Ionen-Akku seine 6,38 kWh an einem 230-Volt-Anschluss schon nach drei Stunden wieder beisammen (der VW braucht knapp fünf Stunden). Aber das reicht im Mercedes nur für dürftige 17 km rein elektrische Reichweite – und das ist viel zu wenig für den ganzen Aufwand.

Der beschränkt sich ja keineswegs nur auf die Antriebskomponenten. Er liegt auch in der Abstimmung. So lassen sich die Batterien in beiden Limousinen auch während der Fahrt über den Verbrenner laden oder Batteriereserven für den Fahrtanteil in der Stadt aufsparen. Zudem nutzt Mercedes das Radar des Abstandswarners für die Rekuperation – nähert sich die C-Klasse einem Vorausfahrenden zu stark, bremst das System sie per Rekuperation auf den passenden Abstand. Beide Modelle vernetzten zudem Antrieb und Navigationsdaten zur Steigerung der Effizienz.

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Der Passat GTE ist mit seiner rein elektrischen Reichweite von 41 km eine echte Alternative zum herkömmlichen Passat.

Die erweist sich beim Passat GTE als klar besser. Der Testverbrauch nach auto motor und sport-Profil liegt bei 1,5 l Super und 16 kWh Strom, was zusammen 125 g CO2/km entspricht. Der C 350 e liegt dagegen mit seinen 4,5 l Super und 10,2 kWh bei 162 g/km. Auch in anderen Bereichen übertrifft der günstigere Passat die C-Klasse: Der VW bietet erheblich mehr Platz für Passagiere und Gepäck, bequemeren Einstieg und eine eingängigere Bedienung. Allerdings schränkt bei ihm die ebenfalls auf der Hinterachse positionierte Batterie nicht nur das Kofferraumvolumen ein, sondern auch Komfort und Handling. Er wirkt etwas außer Balance, federt herber und fährt weniger präzise, aber unverändert sicher durch Kurven. Dagegen überzeugt die C-Klasse mit noch temperamentvolleren Fahrleistungen, ausgewogen-agilem Handling und luftgefedert mit beflissenem Komfort. Den gibt es aber in jeder C-Klasse. Unter den Passat-Modellen ist der GTE dagegen derzeit ein Ausnahmetalent.

Fazit

Klarer Sieg für den VW: Klar, statistisch und eigentlich und überhaupt genügt doch die natürlich normgemessene E-Reichweite des C 350 e. Aber eben nicht im echten Alltag. Da lohnt sich der erhebliche finanzielle und technische Aufwand gegenüber einem 7.000 Euro günstigeren C 300-Benziner nicht für die mickrigen 17 km E-Reichweite. Der VW kommt etwa zweieinhalb Mal so weit. Und mit 41 km reicht das tatsächlich für viele Pendler. Dazu hat VW das bessere Antriebsverhältnis: kleinerer, sparsamerer Verbrenner, dafür eine größere Batterie und ein stärkerer E-Motor. So ist der Passat tatsächlich eine echte Alternative für alle, die ein Auto für alles suchen.

Tabelle (techn. Daten)

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