Mercedes C 250 CDI im Test: Modellgepflegt und sparsamer

Mercedes C 250 CDI im Test
:
Modellgepflegt und sparsamer

© Hans-Dieter Seufert 19 Bilder

Der Mercedes C 250 CDI zeigt nach der großen Modellpflege, im Mercedes-Jargon kurz Mopf genannt, nicht nur edlere Materialien und wiegt seinen Besitzer mit zahlreichen Assistenzsystemen in  Sicherheit – er will auch noch talentierter sparen können.

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Es ist doch immer dasselbe mit Mercedes-Modellen: Platz nehmen auf bequemen Ledersesseln, den unverkennbar knurrigen Diesel anwerfen, Automatikwählhebel auf D rücken und losschweben. Erst recht, wenn wie beim Testwagen der Stern auf der Kühlerhaube und Chromzierrat die Mercedes C-Klasse als komfortabel-konservative Elegance-Version ausweisen.

Doch kurz bevor der 204 PS starke Vierzylinder stümperhaft abgewürgt wird, fällt im mandelbeigefarbenen und edelbeholzten Innenraum der Schalthebel auf. Mercedes wird doch nicht etwa? Tatsächlich, der Mercedes C 250 CDI Blue Efficiency tritt als Handschalter zum Test an und nicht mit der Siebengangautomatik, für die der Hersteller keinen Mehrverbrauch verspricht.

Mercedes C-Klasse Limousine 11:23 Min.

Handschaltung überzeugt

Mit nur 4,8 L/100 km soll die schwäbische Mittelklasse-Limousine Mercedes C 250 CDI dem zäh ihrer Herkunftsregion anhaftenden Sparsamkeits-Klischee entsprechen – rund acht Prozent weniger als vor der Modellpflege. Der Verbrauchsvorteil geht hauptsächlich auf die Start-Stopp-Automatik zurück, die Getriebeübersetzung blieb unverändert. Zudem souffliert eine gut ablesbare Anzeige im Zentraldisplay bei der getesteten Version mit Schaltgetriebe den nächsten Gangwechsel – wenn der Fahrer nicht vergisst, dass er selbst ran muss.

Die Zeiten, in denen eine Automatik zur Pflichtoption für jeden Mercedes zählte, sind ohnehin längst vorbei. Leicht und exakt lässt sich der haptisch angenehme Schalthebel durch die Gassen führen, einzig die Wege dürften etwas kürzer ausfallen. Meist reicht aufgrund des maximalen Drehmoments von 500 Newtonmetern, das bei 1.600 Umdrehungen bereitsteht, allerdings der sechste Gang.

Leistung satt, Laufkultur mau

Dabei weiß sich auch der mit einem Einspritzdruck von 2.000 bar operierende Selbstzünder einigermaßen zu benehmen, wenngleich sich noch immer Vibrationen bis ins Lenkrad durchmogeln. Perfekten Manieren verweigert er sich also weiterhin, die Leistung wird im Mercedes C 250 CDI Blue Efficiency dagegen vorbildlich serviert: Der Schub setzt kurz über dem Leerlauf ein, brandet um 2.000/min auf und lässt erst jenseits von 4.200/min nach. Dabei knurrt OM651 vernehmlich, aber nicht störend und schiebt die über 1,6 Tonnen schwere Limousine lässig mit maximal 240 km/h über die Autobahn. Für sich betrachtet funktionieren Motor und Getriebe also prima. Allein: Miteinander harmonieren wollen sie nicht so recht. Wirklich ruckfreie Gangwechsel gelingen nur nach einiger Eingewöhnung. Das gilt jedoch nicht als Entschuldigung dafür, dass der Testwagen die Werksangabe von 7,0 Sekunden für den Sprint von null auf 100 km/h um sechs Zehntel recht deutlich verfehlte.

Start-Stopp spart nur in der Stadt

Dafür punktet der Antrieb mit niedrigen Verbrauchswerten. Wem der Bordcomputer Werte deutlich über dem Testverbrauch von 7,3 L/100 km ins Fahrtenbuch diktiert, der scheucht seine C-Klasse schon mal mit ähnlicher Vehemenz durch den Straßenverkehr wie der amtierende DTM-Meister Paul di Resta sein Einsatzfahrzeug. Wer dagegen ein rohes Ei hinter das Gaspedal klemmt, schafft respektable 4,7 Liter.

Moment mal: Das gelang dem Mercedes C 250 CDI doch schon vor der Modellpflege? Richtig. Denn Start-Stopp hilft nur beim Sparen im Stadtverkehr, hier unterbietet der Mercedes die Werksangabe von 6,1 L/100 km um einen halben Liter.

Was brachte die Überarbeitung sonst noch? In erster Linie die aus der E-Klasse bekannte Legion an aufpreispflichtige Fahrerassistenzsystemen. Gegen 893 Euro extra warnt die C-Klasse nun piepend vor Fahrzeugen im toten Winkel und mit vibirierendem Lenkrad vor unbeabsichtigtem Verlassen der Fahrspur.

Immerhin: Die Elegance-Ausstattung überwacht serienmäßig den Fahrstil des Fahrers, um eine mögliche Übermüdung zu erkennen und per stilisierte Kaffeetasse eine Pause anzumahnen. Ebenfalls lieferbar, wenngleich unverständlicherweise nur für die Avantgarde-Linie: ein Abstandsregeltempomat, der das Fahrzeug bis zum Stillstand herunterbremst. Hinsichtlich der aktiven Sicherheit gab es dagegen nichts zu verbessern, denn die C-Klasse überzeugte schon vorher durch ein leicht untersteuerndes, sehr sicheres Fahrverhalten. Zudem hilft das sanft regelnde ESP dabei, plötzliche Ausweichmanöver dort zu beenden, wo sie begonnen haben: auf dem Asphalt.

Adaptives Fahrwerk überzeugt

Dem mit selbstständig verhärtenden Dämpfern ausgerüsteten Fahrwerk kommt dabei die Aufgabe zu, trotz hoher Fahrsicherheit und geringen Karosseriebewegungen den markentypischen Komfort aufrechtzuerhalten, speziell in der nochmals softeren Elegance-Spezifikation – mit großem Erfolg. Wer Mercedes C-Klasse fährt, wird jede Diskussion über das marode deutsche Straßennetz mit großer Verwunderung verfolgen, da nahezu jede Unebenheit knisterfrei irgendwo in der soliden Karosseriestruktur verpufft. Einzig der Abrollkomfort leidet ein wenig unter den optionalen 17-Zoll-Rädern. Die Lenkung stimmt in die Komfort-Harmonie ein und glänzt mit präziser Rückmeldung, ohne den Piloten mit Hyperaktivität zu ärgern. Er kann sich so ungestört über die deutlich höherwertigen Materialien im Interieur sowie die bessere Integration und Qualität der Infotainment-Einheit freuen – sie visualisieren nun endlich den stattlichen Grundpreis.

Mindestens 39.121 Euro müssen nach Stuttgart überwiesen werden, was der Mercedes C 250 CDI mit niedrigem Verbrauch, hohem Komfort und umfangreichem Sicherheitspaket aufwiegt. Ach so, um das Bild vom perfekten Mercedes-Erlebnis zu vervollkommnen, sind weitere 2.499 Euro fällig – für das Automatikgetriebe.

Vom Sorgenkind zur sparsamen Allzweckwaffe

Die stärkste Variante der Motorenbaureihe OM651 begann ihre Karriere Ende 2008 in der Mercedes C-Klasse. Kurz darauf geriet der gerne als Wunderdiesel bezeichnete Selbstzünder in die Schlagzeilen, weil die von Delphi zugelieferten Piezo-Injektoren häufig ausfielen. Inzwischen arbeitet das 204 PS starke Triebwerk (maximales Drehmoment: 500 Nm) in sämtlichen Karosserievarianten der E-Klasse, im Offroader GLK und seit kurzem auch in der S-Klasse. In der Luxuslimousine übernimmt serienmäßig das überarbeitete 7G-Tronic-Plus-Getriebe die Schaltarbeit, was sich in einem beeindruckenden Normverbrauch von 5,2 L/100 km niederschlug. Künftig knurrt der Vierzylinder auch unter den Hauben der sportlichen Zweitürer SLK und C-Klasse Coupé. Den OM651 bietet Mercedes in vier Leistungsstufen an: 120, 136, 170 und 204 PS. Die beiden stärksten werden von zwei Turboladern zwangsbeatmet.

Vor- und Nachteile

Karosserie
  • gute Übersichtlichkeit
  • glattflächiger Gepäckraum
  • gutes Platzangebot vorn
  • hochwertige Verarbeitung
  • knappes Platzangebot im Fond
  • nicht optimale Multimedia-Bedienung

Vor- und Nachteile

Fahrkomfort
  • niedriges Geräuschniveau
  • sehr bequeme Sitze
  • effektive Klimatisierung
  • durch Optionsbereifung eingeschränkter Abrollkomfort

Vor- und Nachteile

Antrieb
  • kräftiger Dieselmotor
  • angenehme Leistungsentfaltung
  • leicht schaltbares Getriebe
  • mäßige Laufkultur

Vor- und Nachteile

Fahreigenschaften
  • Lenkung mit guter Rückmeldung
  • sicheres Fahrverhalten
  • stabiler Geradeauslauf
  • gute Handlichkeit

Vor- und Nachteile

Sicherheit
  • zahlreiche Assistenzsysteme verfügbar
  • umfangreiche Sicherheitsausstattung ab Werk
  • wirksame Bremsen

Vor- und Nachteile

Umwelt
  • niedriger Verbrauch
  • geringe Emissionen

Vor- und Nachteile

Kosten
  • voraussichtlich guter Wiederverkaufswert
  • hoher Grundpreis
  • nur zwei Jahre Garantie

Fazit

Der Stern auf der Motorhaube reckt sich zu Recht in die Höhe: Guter Fahrkomfort, hochwertige Verarbeitung und modernste Sicherheitsausstattung kennzeichnen den C 250 CDI – aber auch der nach wie vor unkultivierte Antrieb.

Tabelle (techn. Daten)

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