Wer die Entwicklung von Auto-HiFi-Anlagen verfolgt, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus: Aus simplen Rundfunk-Empfängern mit quäkendem Mono-Lautsprecher sind inzwischen komplexe Soundsysteme mit oft mehr als einem Dutzend Lautsprechern geworden, die von aufwendiger Digitaltechnik an die Akustik des Fahrzeuges angepasst werden.
Testschema: Radio-Empfang, Ausgewogenheit, Hörprobe, Anschlussmöglichkeiten
Überdies sorgen Verstärker mit Hunderten von Watt für Livekonzert-Atmosphäre. Bei den meisten Herstellern sind solche Musikträume jedoch nur für Mittel- oder Oberklasse-Fahrzeuge lieferbar, noch dazu liegen sie mit Preisen von mehreren Tausend Euro auf dem Niveau guter Gebrauchtwagen – und damit außerhalb der Reichweite von Normalverdienern. Aber vielleicht profitieren ja auch die bezahlbaren Anlagen vom Entwicklungsschub der Top-Systeme. Um dies zu testen, unterzieht auto motor und sport exemplarisch vier Kleinwagen einem Soundcheck: Auf einer ausgedehnten Testfahrt müssen zunächst die UKW-Teile ihre Empfangsqualitäten bei schwachen Sendern beweisen.
Anschließend wird die Ausgewogenheit der Systeme mittels Frequenzgang-Messung überprüft. Über die Klangbewertung entscheidet jedoch die abschließende Hörprobe mittels Test-CDs unterschiedlicher Musikrichtungen. Da viele HiFi-Fans ihr Repertoire auf MP3-Playern mit sich herumtragen, fließen neben Radio- und CD-Qualität auch die Anschlussmöglichkeiten in die Bewertung ein. Erfreulicherweise können alle Anlagen leicht erweitert werden. So bieten schon die preiswertesten Radios bei Peugeot und Honda simple Aux-Anschlüsse (Kopfhörerbuchsen).
Offen für die Zukunft – Anschlussmöglichkeiten für iPod und Co.
Bei VW und Ford ist hierfür das zweitgünstigste Radio erforderlich. Gegen Aufpreis lassen sich Geräte aller vier Hersteller mit USB- und iPod-Schnittstellen aufrüsten, über die entsprechende Player während der Fahrt gesteuert und aufgeladen werden. Das Polo-Radio bietet darüber hinaus sogar die Möglichkeit, auf SD-Cards gespeicherte Musik abzuspielen und einen DAB-Tuner anzuschließen, der in Digitalradio-versorgten Gebieten Radiohören in CD-Qualität ermöglicht. Doch schon beim analogen Rundfunk zeigt der VW Polo die beste Leistung im Test. Sein aufwendiger UKW-Doppeltuner schält selbst aus schwachen Signalen noch kraftvollen Klang. Beim Radioempfang spielt der kleine VW damit auf Oberklasse-Niveau, gefolgt vom Peugeot 207, der ebenfalls auf einen Doppeltuner setzt.
Ford Fiesta Soundsystem scheitert beim Empfangstest
Enttäuschend fällt hingegen der Empfangstest bei Ford Fiesta und vor allem Honda Jazz aus, die bei schwächeren Signalen nur noch dünnen Sound mit vielen Störungen liefern. CD-Hören macht in den beiden Kandidaten jedoch auch nicht mehr Spaß. Obwohl der Ford recht ausgewogen spielt, animieren die belegte Stimmwiedergabe und ein insgesamt diffuser Klang die Tester recht schnell dazu, den Lautstärkeregler zurückzudrehen.
Die Lautsprecher im Honda Jazz reproduzieren zwar ein zackiges, jedoch tieftonarmes Klangbild, das zudem von unschönen Scheppergeräuschen aus der Tür begleitet wird. Wie es besser geht, demonstriert das Soundsystem des Peugeot 207, der mit seinem frischen und impulsiven Sound die Köpfe der Tester ein ums andere Mal zum Mitwippen brachte. Die akustisch günstige Einbauposition der Hochtöner (weit vorn im Armaturenbrett) sorgt zudem für eine angenehme Räumlichkeit.
Musikhören in Kleinwagen kann Spaß machen – VW Polo und Peugeot 207
Der VW Polo spielt ähnlich druckvoll, transparent und spektakulär, doch bei höherem Pegel mischt sich etwas Schärfe in die Wiedergabe, die auf Dauer lästig werden kann. An den Klang von Edel-Anlagen kommen die Soundsysteme von Polo und 207 nicht heran. Doch liefern sie den Beweis, dass Musikhören auch in Kleinwagen Spaß machen kann. Dafür müssen die Hersteller aber in die Qualität der Geräte und ihrer Abstimmung investieren. Das scheint noch keine Selbstverständlichkeit zu sein, wie die dürftigen Vorstellungen von Honda Jazz und Ford Fiesta beweisen.
Peugeot 207: Bester Klang
URTEIL: sehr empfehlenswert
Schon das Basisradio für 460 Euro bietet Cinch-Eingänge im Handschuhfach und lässt sich über einen – etwas versteckt angebrachten – Bedienhebel steuern. Im Preis für das Navigationssystem mit großem Monitor (950 Euro) ist auch ein aufwendiger UKW-Doppeltuner enthalten. Für nochmals 360 Euro mehr liefert Peugeot ein HiFi-System mit 240 Watt und Subwoofer. Doch schon die Basis-Lautsprecher spielen angenehm ausgewogen und räumlich mit frischem Hochtonbereich sowie knackigem Bass. Beim Radioempfang muss sich das System lediglich dem des VW Polo geschlagen geben.
VW Polo – Top- Radioempfang
URTEIL: sehr empfehlenswert
Für den Polo bietet VW gleich drei verschiedene Radios (475 bis 950 Euro) an. Mit dem besten UKW-Empfang im Test sowie umfangreicher Ausstattung (Navigations- Erweiterung, Aux-Eingang) verdient das mittlere Gerät eine besondere Empfehlung. Über eine Multimedia-Buchse im Handschuhfach (190 Euro) lassen sich iPod und USB-Player anschließen, für weitere 210 Euro kommt sogar ein Digitalradio-Tuner hinzu. Insgesamt sechs Lautsprecher (vier vorn, zwei hinten) erzeugen ein wuchtiges und ansprechendes Klangbild, das bei höherem Pegel jedoch scharf klingt und daher auf Dauer lästig werden kann.
Ford Fiesta: Hohe Preise
URTEIL: bedingt empfehlenswert
Bei seinen Radios verlangt Ford happige Aufpreise: So kostet schon das einfachste Gerät im Fiesta 700 Euro extra. Beim getesteten Radio mit Bluetooth- Freisprecheinrichtung (1.105 Euro) kommen sechs Lautsprecher, Aux-Eingang und Fernbedienung hinzu. Zur Steuerung von iPod und USB-Spielern über das Radio ist die Audio-Anlage Sound & Connect für 1.180 Euro erforderlich. Im Test spielte das Ford-System zwar ausgewogen, machte mit geringem Auflösungsvermögen und begrenzten Pegelreserven jedoch wenig Spaß. Auch das UKW-Teil enttäuschte mit schwachem Fernempfang und mattem Klang.
Honda Jazz: Empfangsschwächen
URTEIL: bedingt empfehlenswert
Im Gegensatz zu seinen europäischen Konkurrenten wird die Basisversion des Jazz serienmäßig mit Radiovorbereitung ausgeliefert, ab Trend ist sogar ein CD Tuner mit zwei Lautsprechern und Aux-Eingang an Bord. Honda-Händler bieten darüber hinaus für sein Soundsytem Zubehör wie USB- und iPod-Adapter (ab 145 Euro) oder Premium-Lautsprecher (ab etwa 40 Euro plus Einbau). Für Musikfans eine lohnende Investition, tönen doch die beiden Basis-Lautsprecher dünn und neigen zu Dröhngeräuschen. Auch Radiohören macht keinen Spaß, da das unempfindliche UKW-Teil in schwierigen Empfangssituationen zwei Sender gleichzeitig spielt.