Das Auto ist auf den Hund gekommen. Getreu der bei Vierbeinern als gesichert geltenden Erkenntnis, dass die Mischung verschiedener Rassen nicht unbedingt schöne, aber dafür charakterlich gefestigte Exemplare hervorbringt, werden auch bei Automobilen die unterschiedlichsten Karosseriestile gemixt.Crossover nennt man das gern und macht vor keiner Klasse halt. Auch der Kia Venga präsentiert einen Cocktail der Gene, denn konventionelle Kleinwagen des so genannten B-Segments, zu dem beispielsweise auch der VW Polo gehört, gibt es ja wahrhaftig genug.
Der deutsche Einfluss wird im Innenraum des Kia Venga sichtbar
Der Kia Venga, dessen Name dem Spanischen entliehen wurde und „Los, komm!“ bedeutet, mischt eine Portion Van in das übliche Karosseriekonzept, was seinen Hersteller veranlasst, ihn als Kompakt-MPV (Multi Purpose Vehicle) zu bezeichnen. Er fällt deshalb durch seine vergleichsweise hohe Karosse auf, mehr aber noch durch die kurze Stummelschnauze eines Boxer-Welpen. Gezeichnet hat ihn Peter Schreyer, auf dessen Dienste von 1979 bis 2006 der Volkswagen-Konzern vertraute. Der deutsche Einfluss wird vor allem im Innenraum sichtbar. Die Gestaltung des Armaturenbretts und der Bedienelemente wirkt aufgeräumt und sachlich, was den Umgang mit dem Kia Venga (der Kia Venga im Fahrbericht) auf Anhieb erfreulich gestaltet.
Die Bedienung des Kia Venga ist ein Kinderspiel
Sinnvoll gruppierte, klar gekennzeichnete Schalter machen die Bedienung zu einem Kinderspiel, auch wenn der Kia Venga in der gehobenen Version Spirit antritt und damit über eine fast schon luxuriöse Ausstattung verfügt, die nicht nur Klima-Automatik und Sitzheizung enthält, sondern beispielsweise auch ein Radio, das Songs vom i-Pod kabellos per Bluetooth abspielt. Der übliche Nachteil der Van-Formatierung, nämlich die schlechte Übersichtlichkeit nach vorn, hält sich beim Venga in Grenzen, eben weil seine Schnauze so kurz ist. Vor der Windschutzscheibe kommt nicht mehr viel, und so macht das Einfädeln in enge Parklücken keine Mühe.
Das Ladevolumen des Kia Venga kann sich sehen lassen
Aber was ist „Multi Purpose“ an dem ganzen Gebilde? Das beschränkt sich auf eine in Längsrichtung verschiebbare Rücksitzbank und einen doppelten Kofferraumboden. Wird der in der oberen Schiene eingeklinkt, verliert man zwar ein paar Liter Volumen, bekommt dafür aber einen ebenen Laderaumboden, der das Beladen erleichtert. Das Fassungsvermögen des Gepäckabteils (314 bis maximal 1.341 Liter) kann sich ebenso sehen lassen wie die Größe des Innenraums. Im Fond finden auch langbeinige Figuren bequem Platz – zur Not dürfen es drei sein, weil der Wagenboden in diesem Bereich ebenso flach ist wie die Rücksitzbank.
Bei sparsamer Fahrweise verbraucht der Kia Venga unter sechs Liter
Fahren wir los. Es ist kalt, der 1,4 Liter große Turbodiesel startet etwas widerwillig und verursacht, nachdem die Verbrennung eingesetzt hat, ein polterndes Nagelgeräusch, als nehme ein Traktor seine Arbeit auf. Mit zunehmender Temperatur wird das schnell besser, das Laufgeräusch des Motors bleibt dann zumindest im unteren und mittleren Drehzahlbereich unauffällig. Dass man häufig mit bescheidener Drehzahl unterwegs ist, dafür sorgen eine mahnende Schaltanzeige sowie die lange Gesamtübersetzung in den oberen Fahrstufen des leicht schaltbaren Sechsganggetriebes. Wer dergestalt ökonomisch fährt, bewegt den Kia Venga mit Verbrauchswerten unter sechs Liter auf 100 Kilometer. Wird die vorhandene Leistung häufig voll ausgenutzt, kommen leicht acht Liter heraus, und daran ist die Eco-Übersetzung nicht unschuldig. Denn speziell der ellenlange Sechste schränkt die Durchzugskraft stark ein, wie auch die Elastizitätsmesswerte zeigen.
Die Fahreigenschaften des Kia Venga sind problemlos und sicher
Wenn man es eilig hat, zwingen schon milde Autobahnsteigungen zum Zurückschalten und Ausdrehen des fünften Gangs. Ein kleiner Diesel kann eben nicht so souverän aus der Fülle des Drehmoments schöpfen wie ein großer. Der generelle Diesel-Vorteil, bei geringer Drehzahl und wenig Last besonders wirtschaftlich zu arbeiten, ist bei forcierter Fahrweise also dahin. So kommt der Kia letztendlich auf einen Testverbrauch von 6,7 Liter/100 km, womit er weit stärkere Dieselmotoren nicht in dem Maß unterbietet, wie man das erwarten würde. Ansonsten bleiben Überraschungen aus. Die Fahreigenschaften sind so problemlos und sicher, wie sich das für einen neuzeitlichen Fronttriebler gehört. Die elektrische Servolenkung arbeitet mit variabler Unterstützung. Bei geringem Tempo in der Stadt wird die Servowirkung spürbar erhöht, und der Kia Venga lässt sich mit spielerischer Leichtigkeit dirigieren. Fährt man schneller, geht die Unterstützung zurück, man braucht etwas mehr Kraft und genießt dafür einen intimeren Fahrbahnkontakt.
Kia Venga mit sieben Jahren Garantie
Den liefert auch das Fahrwerk, vor allem auf langen Bodenwellen, wo mit kurzem Radstand naturgemäß keine Wunder zu vollbringen sind. Im Sinne eines exakten Fahrverhaltens wurde die Federung straff abgestimmt. So ergibt sich ein guter Kompromiss, aber kein Federungskomfort, der eingehender Erwähnung wert wäre. Es bleibt aber noch genügend, womit der Kia Venga verführen kann. Eine gute Karosseriequalität etwa, wie sie bei den Produkten der koreanischen Firma nicht immer selbstverständlich war. Und eine Garantie über sieben Jahre (oder maximal 150.000 Kilometer). Da sollte König Kunde schon folgsam sein. Venga.
Kia Venga 1.4 CRDi ISG Spirit | |
Grundpreis | 19.620 € |
Außenmaße | 4068 x 1765 x 1600 mm |
Kofferraumvolumen | 314 bis 1341 l |
Hubraum / Motor | 1396 cm³ / 4-Zylinder |
Leistung | 66 kW / 90 PS bei 4000 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 167 km/h |
0-100 km/h | 13,3 s |
Verbrauch | 4,5 l/100 km |
Testverbrauch | 6,7 l/100 km |