Dauertest Kia Sportage 2.0 CRDi AWD

Kia Sportage 2.0 CRDi AWD im Dauertest
:
Nicht fehlerfrei, aber zuverlässig!

Kia Sportage 2.0 CRDi AWD, Exterieur © Tobias Grüner 28 Bilder

Es ist gerade mal zwei Jahre her, da meisterte der alte Kia Sportage die 100.000 Dauertest-Kilometer ohne Mängel. Kann’s der neue genauso gut?

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Es ist schon beeindruckend, wie sich Kia im letzten Jahrzehnt von der biederen Sparmarke zur attraktiven Import-Alternative gewandelt hat. Und das liegt nicht nur am einprägsamen Garantieversprechen von sieben Jahren, wie der erste Sportage bereits 2016 mit einer makellosen Bilanz im 100.000-Kilometer-Dauertest bewiesen hat.

Noch im selben Jahr trat Sportage Nummer zwei seinen Dienst bei auto motor und sport an, diesmal mit einem modifizierten Zweiliter-Diesel, 185 PS, Allradantrieb und Schaltgetriebe. Konfiguriert in der meistgewählten Ausstattungslinie GT Line, repräsentiert er laut Preisliste einen Wert von 37.390 Euro. Darin sind bereits serienmäßig Extras wie Navi, Sitzheizung vorn und hinten sowie Xenon-Scheinwerfer mit Kurvenlicht enthalten. Das Panoramadach, der Metallic-Lack und zwei Ausstattungspakete mit Fahrerassistenzsystemen sowie ein um belüftete Ledersitze aufgewertetes Interieur erhöhen den Preis auf 40.920 Euro.

Qualitätsschwächen

Eine beachtliche Summe also, die zunächst nicht so recht zur etwas lieblosen Detailverarbeitung des im slowakischen Zilina gebauten Testwagens passen will. Schon nach 4.215 Kilometern erwähnen einige Kollegen nervige Klappergeräusche aus dem Fond. Erst nach einem außerplanmäßigen Besuch in der Werkstatt, bei dem die Rückbank neu justiert und besser gedämmt wurde, herrscht wieder Ruhe.

Allerdings nicht dauerhaft. Denn bereits nach 16.000 Kilometern fallen bei Autobahn-Richtgeschwindigkeit immer häufiger lästige Pfeifgeräusche auf, die uns bis zum Schluss begleiten. Außerdem entwickelt der Kia mit zunehmender Laufleistung bei niedrigen Drehzahlen ein hochfrequentes Gezirpe aus den Tiefen des Armaturenträgers. Trotz wiederholter Ursachenforschung ließ sich das Problem ebenso wenig beheben wie die gegen Dauertestende immer wieder auftretenden Kupplungsrutscher: Dabei nimmt der Motor Gas an, treibt die Drehzahl in die Höhe, doch die Leistung kommt nicht an den Rädern an. Das tückische Phänomen trat ebenso unerwartet auf, wie es wieder verschwand.

© Kia
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Ansonsten spulte der 4,48 Meter lange SUV seine 100.000 Kilometer vorbildlich ab. Es gab keine weiteren außerplanmäßigen Werkstattaufenthalte, keinerlei Defekte oder Systemabstürze und keinen erhöhten Ölverbrauch. Sogar mit den 19 Zoll großen Reifen ging der Sportage sorgsam um. Drei vorgeschriebene Inspektionen und leicht erhöhter Bremsenverschleiß – das war’s. Letzterer lässt sich angesichts des Gewichts und der sehr ordentlichen Fahrleistungen aber verschmerzen.

Zuverlässiger Antrieb

Verantwortlich hierfür ist ein etwas knurriger, aber überaus tatkräftiger Zweiliter-Diesel. Dank 400 Newtonmetern Drehmoment verleiht er dem 1,7-Tonner ein beachtliches Temperament und bleibt selbst bei voll beladenem Auto ein zugkräftiger Begleiter, der – wie die Abschlussmessung zeigt – am Ende der Distanz sogar schneller beschleunigt als zu Beginn. Dabei punktet das passend gestufte Sechsganggetriebe bis zum Schluss mit hoher Präzision und Leichtgängigkeit.

Der Testverbrauch pendelte sich bei passablen 8,1 Litern Diesel auf 100 Kilometer ein, aber auch Werte um sechs Liter sind möglich. Der Vorgänger verbrauchte noch 9,4 Liter im Schnitt und kam nie unter die Sieben-Liter-Marke.

© Hans-Dieter Seufert
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Dank seines automatisch zuschaltenden Allradantriebs verfügt der Sportage über eine gute Traktion, und bei Bedarf unterstützen eine sperrbare Kraftverteilung (bis 30 km/h) sowie eine Bergan- und Bergabfahrhilfe das Vorankommen. Für Einsätze in schwierigem Gelände ist die Bodenfreiheit mit 17 Zentimetern jedoch etwas knapp bemessen.

Viel wohler fühlt sich der SUV ohnehin auf asphaltierten Strecken, die gern auch kurvig sein dürfen. Hier profitiert der Dauertester von der erwähnten GT Line, die ihm ein straffer abgestimmtes Sportfahrwerk und eine direkter ansprechende Lenkung beschert. So lässt sich der Kia präzise, mit wenig Seitenneigung und angenehm neutral durch Kurven steuern und macht dabei mehr Laune als manche Limousine. Nachteil der Abstimmung ist freilich eine teils deutliche Weitergabe von Querfugen und Straßenschäden an die Insassen.

Viel Lob im Fahrtenbuch heimst hingegen das übersichtliche Cockpit samt klar gezeichneten Instrumenten, sinnvoll platzierten Tasten und großen Ablagen ein. Einfach reinsetzen und losfahren – kein Problem. Nur ein Abstandsregeltempomat sowie die Anzeige der eingestellten Geschwindigkeit beim konventionellen Tempomat wurden vermisst. Darauf hat Kia übrigens reagiert, denn das ab August verfügbare Facelift-Modell bekommt eine automatische Distanzkontrolle samt Animation.

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Simpel, aber immer aktuell

Infotainment und Navigation lassen sich mit zwei Drehknöpfen und dem acht Zoll großen Touchscreen leicht bedienen. Das Kartenmaterial wirkte jedoch von Anfang an recht antiquiert. Up to date sind trotzdem alle, die die Datenverbindung ihres Smartphones nutzen. Via Kia Connected Services lassen sich beispielsweise Verkehrs- und Wetterdaten in Echtzeit ziehen – sieben Jahre lang kostenfrei. Mit dem Facelift beherrscht der Sportage zudem Apple CarPlay und Android Auto, bietet darüber hinaus eine Sprachsteuerung.

Nicht verändert werden mussten die elektrisch verstellbaren Ledersitze. Nahezu alle Kollegen stiegen selbst nach langen Etappen wieder entspannt aus, lobten zudem an heißen Tagen die optionale Sitzventilation, die tatsächlich kräftig kühlte. Darauf müssen die Fondpassagiere zwar einstweilen verzichten, doch ansonsten haben auch sie keinen Anlass zur Klage. Ganz im Gegenteil: Die Kopffreiheit ist trotz des Panoramadachs üppig, die weich gepolsterte Bank bietet genügend Sitztiefe (48 cm), und dank der geteilt verstellbaren Lehne können es sich zwei Insassen dort noch gemütlicher machen.

© Hans-Dieter Seufert
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Hinter der Heckklappe verbirgt sich ein klassengemäß großer, gut zugänglicher Kofferraum (503 bis 1.492 Liter) samt variablem Ladeboden. Praktisch: Das Abdeckrollo lässt sich unter dem Boden verstauen. Weniger praktisch, aber SUV-typisch ist dagegen die hohe Ladekante.

Abgesehen von den erwähnten störenden Zwischentönen bleibt zu konstatieren: Auch der neue Sportage ist ein zuverlässiger SUV. Insofern ist es kein Wunder, dass Kia die Fahrzeuggarantie so unbekümmert in die Länge zieht.

Vor- und Nachteile

  • langstreckentauglicher Reisewagen
  • bequeme Sitze inklusive Lüftung
  • gutes Platzangebot im Fond
  • einfache, übersichtliche Bedienung
  • kräftiger und sparsamer Diesel
  • helle, mitlenkende Xenon- Scheinwerfer
  • präzise Lenkung
  • leichtgängige Schaltung
  • Lenkradheizung
  • leicht bedienbares Infotainment- und Navigationssystem
  • gute Traktion
  • neigungsverstellbare Fondsitzlehne
  • gut nutzbarer Laderaum
  • mäßige Rundumsicht
  • diverse Klappergeräusche
  • straffes GT-Line-Fahrwerk
  • fehlende Smartphone-Kopplung
  • hohe Ladekante
  • brummiger Dieselmotor
  • schlecht erkennbarer Ölmessstab
  • zeitweise nicht definierbares Kupplungsrutschen
  • Tempomat ohne Anzeige der eingestellten Geschwindigkeit

Fazit

Besser als der fehlerfreie Vorgänger hätte der aktuelle Typ QL kaum abschneiden können, im Dauertest störten nur kleinere Qualitätsmängel das positive Gesamtbild. Ansonsten ist der Sportage ein zuverlässiger, geräumiger und recht agiler SUV, der seit dem Modellwechsel mit niedrigerem Verbrauch und geringerem Wertverlust punktet.

Tabelle (techn. Daten)

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