Mastertest anno 2011: Der Hyundai i30 kassiert von der nahezu komplett versammelten Garde der Kompaktklasse eine Klatsche. Ganz vorn, wie sollte es auch anders sein, turnt der VW Golf. Und der Koreaner treibt das Feld vor sich her. Geschichte. Abgehakt. Nach alleine in Deutschland 100.000 verkauften Einheiten war der seit 2007 auf dem Markt befindliche Koreaner eben in die Jahre gekommen. Die zweite Generation des Hyundai i30 beißt im internationalen Haifischbecken der Kompakten mit deutlich schärferen Zähnen zu. Schon bei der ersten Begegnung wird klar: Der Neue rollt mit ansprechender Technik, Solidität und einer gehörigen Portion Eigenständigkeit auf die Bühne.
Spardiesel im Hyundai i30 wirkt etwas lustlos
Selbstsicher tritt er auf, mit seinen exzessiv gesetzten Ecken und Kanten, blickt mit seinen serienmäßigen LED-Tagfahrlichtern geschärft auf den europäischen Markt. Dafür ist er aufgestellt, und da kommt er letztlich auch her. Konzeptionell im Forschungs- und Entwicklungszentrum in Rüsselsheim erdacht, läuft der Hyundai i30 in Tschechien vom Band und lockt angesichts seiner guten Ausstattung mit einem annehmbaren Preis.
21.530 Euro – und der i30 blue 1.6 CRDi in der Ausstattungslinie Trend geht über den Ladentisch. Eine gute passive Sicherheitsausstattung inklusive Knieairbags, elektrischen Fensterhebern rundum und hinteren Parksensoren. Unter der Haube nagelt dann ein verbrauchsoptimierter, mit Start-Stopp-Technologie gekoppelter 1,6-Liter-Common-Rail-Diesel.
Ein ziemlich rauer Bursche, was sich durch grobe Verbrennungstakte äußert. Bei rund 3.500 Touren mischt sich noch eine unangenehme Dröhnfrequenz dazu. Und trotz seiner 128 PS sowie 260 Newtonmeter Drehmoment wird man den Eindruck nicht los, dass der 1.6 CRDi immer etwas lustlos und zugeschnürt agiert. Natürlich geht‘s auch ausreichend flott vorwärts, zumal das Sechsganggetriebe exakt und gut zu schalten, jedoch verhältnismäßig lang übersetzt ist.
Angemessener Verbrauch, gutes Raumgefühl
Sein NEFZ-Versprechen, sich mit 97 Gramm CO2 zu begnügen, kann auch der Hyundai i30 blue in der Praxis nicht halten. Auf der extrem zurückhaltend gefahrenen Verbrauchsrunde waren weniger als 4,2 Liter/100 Kilometer (entspricht 111 g CO2/km) nicht zu realisieren. Im Testmittel kommt der 1.6 CRDi mit 5,8 Liter Diesel aus, womit sich der Vierzylinder auf gutem Klassendurchschnitt bewegt.
Auf einem ähnlich prima Niveau liegt die Handhabe des übersichtlichen Fünftürers. Auch wenn die in Aluminium-Optik eingefasste Mittelkonsole auf den ersten Blick überladen wirkt, so gibt die Bedienung nach kurzer Zeit keine Rätsel mehr auf. Die Regler für Klimaanlage und Radio liegen auf gut erreichbarer Höhe. Die perfekt ablesbaren Rundinstrumente goutiert man ebenso wie die perfekte – natürlich in der Höhe verstellbare – Sitzposition. Die Sitze selbst bieten eine angemessen straffe, langstreckentaugliche Polsterung. Nur die flauschigen Seitenwangen sind mehr Schein als Sein, und die Oberschenkelauflage dürfte gern eine Spur länger ausfallen.
An Platz und Raumgefühl gibt es absolut nichts zu mäkeln, da braucht sich der Hyundai hinter dem Branchenprimus Golf ganz und gar nicht zu verstecken. Ganz im Gegenteil, er legt bei der Breite des Innenraums sogar noch etwas drauf. Und diejenigen, die hinten sitzen, müssen sich ebenfalls nicht grämen. Sogar Zeitgenossen über 1,80 Meter Körpergröße ecken weder mit dem Kopf noch mit den Knien an.
Hyundai i30 ist kein Fahrdynamiker
Apropos Eck. Als Anhänger exzessiver Fahrdynamik geht der Hyundai i30 nicht durch. Der viel zitierte VW Golf schwingt sich da schon spür- und messbar engagierter durch 18-Meter-Slalom und Ausweichgasse. Daran mag auch die variable Lenkunterstützung namens Flex Steer nichts ändern.
Auf Stellung Comfort wirkt sie zu leicht, auf normal passend und auf Sport aufgesetzt schwer – auf jeden Fall aber immer mit synthetischem Beigeschmack. Keine Nachwirkungen dafür im Grenzbereich, da der Hyundai in kritischen Situationen verlässlich untersteuernd und ESP-geführt sicher beherrschbar bleibt.
Zurück in den automobilen Alltag, wo das komfortbetonte Fahrwerk kleine Stöße ebenso sorgsam ausfiltert, wie es große Wellen unterdrückt. Mit einer Vielzahl an unterschiedlich großen Ablagen setzt sich der neue Hyundai i30 als sehr praktischer Begleiter in Szene. Sperriges Ladegut schluckt der 378 Liter (Golf 350 L) große Kofferraum. Mit wenigen Handgriffen lässt sich der Schlund sogar auf stattliche 1.316 Liter vergrößern. Schön: der bei umgeklappten Sitzen tatsächlich ebene Ladeboden und die kleinen Fächer darunter. Weniger schön hingegen: die mit 730 Millimeter relativ hohe Ladekante.
Obgleich im Innenraum der ein oder andere Grat an den verbauten Kunststoffen zu ertasten ist, darf dem neuen Kompakt-Koreaner bei den verwendeten Materialien und deren Verarbeitung getrost ein „Gut“ attestiert werden. Was angesichts des attraktiven Gesamtpakets einen weiteren Teil dazu beiträgt, dass die zweite Auflage des Hyundai i30 den auto motor und sport-Test mit vier Sternen abschließt und sich somit selbstbewusst dem nächsten Mastertest stellen kann.
Hyundai i30 blue 1.6 CRDi Trend | |
Grundpreis | 21.960 € |
Außenmaße | 4300 x 1780 x 1465 mm |
Kofferraumvolumen | 378 bis 1316 l |
Hubraum / Motor | 1582 cm³ / 4-Zylinder |
Leistung | 94 kW / 128 PS bei 4000 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 188 km/h |
0-100 km/h | 10,1 s |
Verbrauch | 3,7 l/100 km |
Testverbrauch | 5,8 l/100 km |