Ford S-Max und BMW 2er Gran Tourer im Vergleich

Ford S-Max und BMW 2er Gran Tourer im Vergleich
:
Zweimal mehr Spaß im Van

BMW Gran Tourer 220d xDrive, Ford S-Max 2.0 TDCi, Frontansicht © Daniel Kraus 29 Bilder

Wer sagt denn, dass Familien-Vans nur langweilige Transportboxen mit großen Kofferräumen und einer dritten Sitzreihe im Fond sein dürfen? Gran Tourer und der S-Max bringen dynamische Linien und Oberklasse-Features ins Van-Segment – ein erster Vergleich.

Kompletten Artikel anzeigen

Etwas Mut gehört schon dazu, sich heute zum Van zu bekennen. Das Segment spielt nur in Europa eine nennenswerte Rolle, das Image ist, nun ja, durchwachsen, und als Premium-Produkt wird er ebenfalls nicht so ohne Weiteres wahrgenommen. Da tut sich Ford auf jeden Fall ein wenig leichter, der S-Max der ersten Generation war ein Erfolgsmodell, er verkaufte sich gut und ist für den Konzern ein Imagegewinn. Nun kommt der Neue, wie Mondeo und Galaxy auf der internationalen CD4-Plattform, die er sich künftig mit den beiden teilt, aber auch mit exotischeren Fahrzeugen wie den kommenden kleinen Lincoln-Modellen. Nicht so einfach ist das bei BMW. Dort muss man die dynamikverwöhnte Kundschaft erst einmal daran gewöhnen, dass es jenseits des Mini BMW-Modelle mit Frontantrieb gibt. Und seit letztem Jahr dürfen sie sich auch damit anfreunden, dass mit dem Active Tourer ein BMW-Van die Modellpalette erweitert.

Mit dem Gran Tourer gehen die Bayern nun einen kleinen Schritt weiter: Dank längerem Radstand (11 Zentimeter), höher gezogener Dachlinie (53 Millimeter) und 21,4 Zentimetern mehr Außenlänge steigt er in die Klasse der Siebensitzer-Vans auf – für die Traditionalisten unter den BMW-Freunden vermutlich ein Schock, für solche mit großen Familien oder platzintensiven Hobbys jedoch ein Segen.

BMW 2er Gran Tourer mit 190-Diesel-PS

Entscheidend für alle: Fährt der große Tourer wirklich noch wie ein richtiger BMW? Klare Antwort: ja. Wer den Active Tourer kennt, wird hier keine Überraschungen erleben. Natürlich ist ein Van kein M4, doch die Abstimmung von Lenkung und Fahrwerk ist überzeugend. Der für den ersten Vergleich verfügbare 220d xDrive (ein 220d mit Frontantrieb kommt erst im Juli) gefällt mit rückmeldungsintensiver Lenkung (Sportlenkung mit Servotronic: 250 Euro) und straffer, aber nicht holpriger Grundabstimmung (dynamische Dämpferkontrolle: 500 Euro).

Das alles hat ordentliche Qualität, ebenso wie der wohlbekannte 190-PS-Diesel, der den Tourer in Kombination mit der Achtstufen-Steptronic (Serie) harmonisch und ausreichend dynamisch antreibt. Kaum schlechter macht das der ebenfalls gefahrene 218i mit dem 136 PS starken Dreizylinder und optionaler Sechsgangautomatik. Der tut sich beim Durchzug etwas schwerer, kommt dennoch mit dem rund 1.500 kg schweren Van sehr gut klar (220d xDrive Siebensitzer: 1.640 kg). Apropos Siebensitzer: Diese Option kostet beim BMW 790 Euro Aufpreis, die Sitze kauern volumenneutral im Kofferraum und sind buchstäblich im Handumdrehen sitzbereit. Mühsam ist der Zugang über die serienmäßig verschiebbare Fond-S-Max-Sitzbank, doch Kinder, die größenmäßig am besten dahin passen, sollten die Übung locker meistern.

Wohlfühlen ist ohnehin auf allen verfügbaren Plätzen angesagt, jedenfalls dann, wenn der Tourer wie hier in der wohlfeilen Luxury-Ausstattung antritt. Die kostet 3.550 Euro extra und enthält unter anderem kuscheliges Dakotaleder und die hübschen Edelholzeinlagen. Doch bereits in der Basisversion ist der BMW standesgemäß ausstaffiert, etwa mit 16-Zoll-Alus, Klimaanlage, teilbarer Fondlehne, Sport-Lederlenkrad oder auch Assistenzsystemen wie Auffahrwarnung mit City-Anbremsfunktion und Notrufassistenten.

Ford-S-Max-Motoren mit bis zu 450 Nm maximalem Drehmoment

Reden wir also vom Geld – da ist der BMW erst mal das preiswertere Angebot: ein 216i-Benziner mit 100 PS steht ab 26.950 Euro in den Preislisten. Der günstigste S-Max ist da um einiges teurer (30.150 Euro), was aber – neben der 24 Zentimeter längeren Karosserie – auch an den verfügbaren Motorisierungen liegt. Dreizylinder? Im Ford S-Max bislang nicht. Unter der Haube des vergleichsweise mager ausgerüsteten Vans sitzt für diesen Preis schon der kultivierte Ecoboost-Vierzylinder-Benziner mit 150 PS. Darüber rangiert der sehr leise und dennoch kräftig antretende 240-PS-Benziner. Zudem bietet Ford im S-Max vier Euro-6-Diesel, darunter ein Biturbo mit 450 Nm und Doppelkupplungsgetriebe. Sinnvollster Motor: der Zweiliter-TDCi mit 150 PS. Kultiviert und 350 Nm stark, drückt er den Viertürer (ab 32.700 Euro) ordentlich voran und wirkt im Verbund mit dem präzisen Sechsgang-Schaltgetriebe sehr stimmig.

Interessant im Vergleich zum Gran Tourer: Gegen Zuzahlung von 2.000 Euro lässt sich dieser TDCi ebenso wie die 180-PS-Version mit 400 Nm erstmals mit einem variablen Allradantrieb kombinieren: idealer Konkurrent also zum ebenso potenten 220d xDrive.Und wie fährt sich der Ford S-Max? Kaum träger als der über 150 Kilo leichtere BMW. Gleichgültig welchen Radius eine Kurve hat, der Van nimmt sie so locker und beschwingt, dass man glatt vergisst, in einem 1,8 Tonnen schweren Siebensitzer zu reisen. Mit ein Grund der gepflegten Agilität: die neu eingesetzte Adaptivlenkung (500 Euro), eine aufwendig konstruierte Mehrlenker-Hinterachse sowie ein feinfühlig-straffes Fahrwerk. Trotz montierten 18-Zöllern lässt es sich damit wie gehabt spaßig und komfortabel zugleich über kurvige Pisten räubern. Nur mit den für den Zweier optional an-gebotenen adaptiven Dämpfern kann Ford im nicht dienen.

Dafür trumpft der etwas weniger hochwertig ausstaffierte Ford S-Max mit einem üppigeren Raumangebot auf. Fünf Insassen kommen sehr bequem unter. Zwei weitere Sitze, die man dank der leicht vorschiebbaren Fauteuils einfacher als im Zweier entern kann, verkauft Ford für zusätzliche 950 Euro. Auf Tastendruck klappen alle fünf Sessel wahlweise einzeln oder komplett vor und geben eine ebene und zwei Meter lange Ladefläche frei, die beim Siebensitzer 2.020 Liter an Gepäck aufnimmt. Bis zur zweiten Reihe sind es 965 Liter (dachhoch). Der BMW packt bis zu 200 Liter weniger ein. Ansonsten finden sich kaum Unterschiede. Beide, Ford S-Max und BMW 2er Gran Tourer lassen sich einfach bedienen und mit sinnvollen Extras wie adaptiven LED-Scheinwerfern, ACC, aktiven Notbremsund Parkassistenten sowie kamerabasierter Verkehrsschilderkennung aufrüsten.

So aufgestellt gilt damit für BMW und Ford: Der aufgebrachte Mut dürfte sich auszahlen – in einem Plus an Kunden und Image.

Fazit

Zwei flotte Vans für mehr Spaß auf Tour

So verschieden die Marken BMW und Ford einst waren und sind: Diese beiden Vans ähneln sich verblüffend. Selbst ohne Wedelzeiten und Rüttelstrecken können wir konstatieren, dass sich beide Siebensitzer erfreulich leichtfüßig und zugleich sehr sicher bewegen lassen. Ebenso arbeiten die getesteten Motoren kultiviert und sorgen für garantiert gute Fahrleistungen. Die Unterschiede, die sich schließlich ergeben, erinnern dann aber doch wieder an früher. Der Kölner, nicht ganz so hochwertig verarbeitet wie der freche Van-Frischling aus München, bietet dafür mehr Raum und Variabilität. Im Gegenzug lässt sich der Gran Tourer wahlweise in einer eher günstigen Version bestellen oder aber zum teuren Luxus-Van aufrüsten – inklusive feiner Hölzer, Internetzugang und sehr bequemer Ledersessel.

Tabelle (techn. Daten)

Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle zeigen wir weitere Inhalte, die den Artikel ergänzen. Mit Klick auf den Button geht es weiter zu unserer mobilen Website.

Dieser Artikel kann Links zu Anbietern enthalten, von denen auto motor und sport eine Provision erhalten kann (sog. „Affiliate-Links“). Weiterführende Informationen hier.

Top Tests 1 Mazda 3 e-Skyactiv G 140 im Test Ein Saugmotor für Genießer 2 SUV von BMW, Mercedes, Porsche & Volvo im Test Hier treffen Sportler auf Verwöhner 3 VW T-Cross 1.5 TSI Taugt er für lange Strecken? 4 Mercedes GLB So praktisch ist das SUV für Familien 5 Mercedes GLB 220 d 4Matic im Test Einer der besten SUV seiner Klasse
Mehr zum Thema Familienautos