Der große Kombi-Wettkampf
Sie fahren Terminfracht in aller Herren Länder ... Ach nee, ganz so ist es freilich nicht, doch ihr Hauptjob ist es, viel Laderaum und Variabilität zu bieten. Kann der neue Superb die Kombi-Mittelklasse aufmischen?
Viel fehlt ja nicht, und man fühlt sich wie Franz Meersdonk und Günther Willers in der 80er-Jahre-Fernsehserie "Auf Achse". Schließlich sitzt man im Falle des Skoda Superb Combi am vorderen Ende eines beinahe zwei Kubikmeter fassenden Laderaums. Da kann im Kreise der normal großen Kombis keiner so recht mithalten, allenfalls das T-Modell der Mercedes E-Klasse hat einen ähnlich großen Frachtraum. Selbst der bekannt geräumige Passat kann 170 Liter weniger verklappen, und bei der sonstigen Konkurrenz ist der Abstand noch beträchtlicher. Können Ford Mondeo Turnier, Hyundai i40 Kombi, Toyota Avensis Touring Sports und VW Passat Variant also nun einpacken, weil der neue Skoda Superb Combi (immer mit C geschrieben) kommt?
Ganz so einfach ist es nicht, selbst Meersdonk und Willers waren nicht nur an der Ladekapazität ihrer Frachter interessiert. Beginnen wir also. Zum Test angereist sind die fünf Kombis mit Dieselantrieben der 150-PS-Klasse, nicht ohne Grund eine bei Familien- und Geschäftswagen beliebte Größenordnung. Die kräftigen Selbstzünder ermöglichen eine sehr sparsame, gleichwohl keineswegs langsame Fahrt.
Hyundai i40 Kombi kann nur mit langer Garantie punkten
Am unteren Ende der Leistungsskala befindet sich mit 141 PS der Hyundai i40. Die schöpft er aus nur 1,7 Litern Hubraum, nicht die beste Wahl, denn der Motor gibt sich eher zäh und träge, ohne deswegen besonders sparsam zu sein. Auch in den Disziplinen Laufkultur und Geräuschentwicklung kann das i40-Triebwerk kaum glänzen. Damit mag man ja noch gerechnet haben, nicht jedoch damit, dass der Hyundai das teuerste Auto im Vergleich ist. Er kommt in der sehr opulenten Premium-Ausstattung, die zwar wenig Wünsche offenlässt, doch den Preis auf 37.730 Euro hievt. Der Passat Comfortline ist knapp 4.000 Euro billiger.
Da schluckt der deutsche Kombi-Käufer, obwohl er sicher nichts gegen Navi, 18-Zoll-Räder oder elektrisch verstellbare Leder-Fauteuils hätte. Das alles gibt es beim i40 Premium serienmäßig, der jedoch mal wieder beweist, dass viel Ausstattung noch lange kein gutes Auto ergibt. Denn weder beim Raumangebot noch bei Fahrkomfort oder Fahrverhalten kann der i40 sonderlich überzeugen. Die gefühllose Lenkung, die polterige Federung und das indifferente Fahrgefühl lassen wenig Begehrlichkeiten aufkommen. Immerhin, fünf Jahre Garantie, das hat sonst keiner.
Toyota Avensis mit neuem BMW-Dieselmotor
Einen BMW-Dieselmotor hat er nun also unter der Haube, der neue Avensis. Mit 143 PS soll er in der Mittelklasse wieder etwas Dampf machen, denn gerade in Deutschland verkaufte sich das Vorgängermodell sehr mäßig. Wobei das vermutlich nicht einmal in erster Linie am Motor lag. Zudem wird der eine oder andere bedauern, dass der alte 2,2-Liter-Diesel mit 170 PS seit dem Modellwechsel nicht mehr im Angebot ist.
Einen seltsam verdrucksten Eindruck hinterlässt der Avensis aber auch mit dem neuen Motor, ein wenig so, als fehle seinen Erbauern der wahre Mut zum großen Wurf. Natürlich wird das nicht bepunktet, wir halten uns an Zahlen und Fakten. So viel können wir vorweg verraten: An die Fahrleistungen und Verbrauchswerte des TDI im Skoda und VW kommt auch das neue Triebwerk nicht heran. Es geht spürbar verhaltener (bis 100 km/h 0,8 Sekunden langsamer als der Passat-Motor) zur Sache und benötigt fast einen halben Liter mehr Treibstoff. Zudem läuft es rauer und unwilliger als der Wolfsburger Selbstzünder. Das Sechsganggetriebe ist zwar zu lang übersetzt, lässt sich aber knackig und schnell schalten.
Mit klassischen Kombi-Tugenden kann der Toyota ebenfalls nicht überzeugen, dafür ist der Laderaum zu klein. Bleibt das Fahrwerk, das einen brauchbaren Kompromiss aus straffer Grundabstimmung und weichem Abrollen bietet. Allerdings agiert es bei flotterer Fahrweise ausgesprochen freudlos und wird von einem übervorsichtigen ESP an der Kette gehalten – alles in allem etwas wenig für ein Produkt eines der größten Automobilhersteller der Welt.
Ford Mondeo Turnier federt besser als die Konkurrenz
Okay, da tun wir dem Mondeo Turnier jetzt vielleicht etwas unrecht, denn wirklich klein ist er nicht – jedoch auch nicht besonders großzügig. Denn trotz fast fünf Metern Außenlänge hat er nur wenig mehr Platz zu bieten als die viel kompakteren i40 und Avensis. Das Raumangebot ist jedenfalls kein Fortschritt gegenüber dem alten Mondeo, der noch nicht auf der weltweit verwendeten Ford-CD-Plattform basierte.
Es lässt sich dennoch sagen, dass 500 Liter Kofferraum und 1.605 Liter maximales Ladevolumen für die meisten Ansprüche voll und ganz ausreichen. Zumal das Raumangebot für die bis zu fünf Insassen ebenfalls recht großzügig ist. Die können sich außer an den nachgiebigen Sitzen auch am komfortablen Fahrwerk erfreuen. Denn federn kann der Mondeo besser als die Kombi-Konkurrenz, wobei anzumerken ist, dass er – ebenso wie Superb und Passat – mit optionalem Adaptivfahrwerk antritt (Komfort-Paket, 2.000 Euro). Der 150-PS-Selbstzünder geht übrigens eine Klasse schlechter als der Antrieb in Skoda Superb und VW Passat, außerdem verbraucht er mehr. Das hohe Gewicht zehrt zusammen mit der langen Übersetzung vor allem bei höherem Tempo sehr heftig am Temperament des Ford, auch ein Grund, aus dem er deutlich hinter den beiden Produkten des Volkswagen-Konzerns landet.
Skoda Superb Combi ist der nicht ganz perfekte Raumriese
Ganz nach vorn reicht es allerdings auch für den Skoda Superb Combi nicht. Wobei es – ähnlich wie bei den Limousinen – nicht leichtfällt zu erklären, warum das so ist. Antriebsseitig ergeben sich keine erwähnenswerten Unterschiede, der Skoda ist größer, billiger und hat viele praktische Details, die dem VW fehlen, sein Infotainment ist auf der Höhe der Zeit, warum also sammelt er weniger Punkte? Zum Teil sicherlich wegen der Soft Skills, der Superb Combi federt nicht ganz so fein und ausgewogen, die Sitzposition ist etwas hoch und kutschig, die Verarbeitung und die Werkstoffwahl nicht so ausgefeilt wie im Passat.
All das summiert sich zu einem Gesamteindruck, den Kollege Renz einmal auf den Punkt brachte: Der Passat führe einfach schöner, sagte er nach einer Ausfahrt mit beiden. Und er hat recht. Die Superb-Lenkung ist eine Spur sperriger, unsensibler, das Untersteuern etwas nachdrücklicher. Dass der Punkteabstand am Ende dieses Vergleichstests bei beachtlichen 18 Zählern liegt, dafür ist ebenso objektiv Messbares verantwortlich: Der Superb Combi bremst eher mäßig, und er hat die geringste Zuladung in diesem Vergleich.
VW Passat Variant überzeugt mit harmonischem Gesamtpaket
Der Passat also mal wieder. Bevor Sie jetzt gähnen und weiterblättern, könnten wir Ihnen erklären, warum das so ist. Selbst wenn das nicht so einfach scheint. Ja, der Passat ist teuer, doch der Unterschied zu Superb und Mondeo ist nicht so groß. Nicht schön ist allerdings, dass ihm selbst in der Comfortline-Ausstattung Selbstverständlichkeiten wie USB-Anschluss oder Klimaautomatik fehlen. Kein anderer Kombi im Vergleich lässt sich so individuell ausstaffieren wie der Passat. Ansonsten zeigt er mal wieder, dass es weniger darauf ankommt, alles am besten zu können, sondern vielmehr darauf, das beste Paket zu bieten.
Er federt fast so gut wie der Mondeo, ist sehr agil und handlich, hat die beste Lenkung und fast so gute Bremsen wie der in dieser Hinsicht vorbildliche Ford. Das Raumangebot genügt locker für vier Erwachsene plus Gepäck, die Zuladung ist für einen Kombi dieser Größe gerade noch ausreichend. Dass er zudem die besten Sitze und das ausgeklügeltste Bedienkonzept sowie die umfangreichste Sicherheitsausstattung vorweisen kann, bestätigt nur den Eindruck eines rundum gelungenen und harmonischen Kombinationskraftwagens. Das hätten vermutlich auch Meersdonk und Willers so gesehen – selbst wenn in den Skoda Superb Combi etwas mehr Terminfracht passt.
Fazit
Ja nun, der Passat kann alles ziemlich gut: federn, beschleunigen, Treibstoff sparen, ums Eck fahren und bremsen – ein Punktsieg für das harmonischste Gesamtpaket.
Natürlich hat der Superb den größten Laderaum, das macht ihn allerdings nur zum zweitbesten Kombi in diesem Vergleich, was aber im Vergleich mit dem Seriensieger Passat wahrlich keine Schande ist.
Guter Fahrkomfort, hohe Zuladung, ausreichend viel Platz, kultivierter Motor – der Mondeo ist ein talentierter Kombi, reicht jedoch in der Summe seiner Eigenschaften nicht ganz an Passat und Superb heran.
Insgesamt liefert der Avensis eine enttäuschende Vorstellung ab. Der neue Motor bietet keine Glanzpunkte, Raumangebot und Fahreigenschaften sind unterdurchschnittlich, fast nur der niedrige Preis spricht für ihn.
Die sehr umfangreiche Serienausstattung macht aus dem i40 auch keinen besseren Kombi, der Motor ist schlapp, der Komfort bescheiden und die Fahreigenschaften mäßig. Der hohe Grundpreis wirft ihn zudem zurück.
Tabelle (techn. Daten)
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