Ford Kuga, Skoda Karoq, Volvo XC40 im Test

Ford Kuga gegen Skoda Karoq und Volvo XC40
:
Kompakte SUV mit Turbobenziner im Test

Ford Kuga 1.5 Ecoboost, Skoda Karoq 1.5 TSI Act, Volvo XC40 T3, Exterieur © Hans-Dieter Seufert 34 Bilder

Es sieht aus, als begegneten sich Ford Kuga, Skoda Karoq und Volvo XC40 im bläulichen Kunstlicht zur chilligen Happy Hour. Dabei trifft der bewährte Kuga auf zwei neue Rivalen im Boom-Segment Kompakt-SUV. Können die alles besser?

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Dürfen wir mit ein paar Zahlen beginnen? Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland genau 820.552 SUV neu zugelassen – etwa ein Viertel der Gesamtzulassungen. Fast 40.000 davon waren Exemplare des Ford Kuga , der damit auf Platz drei der SUV-Hitliste hinter VW Tiguan und Mercedes GLC lag.

Ein echter Bestseller also, der aber aktuell mit Gegenwind zu kämpfen hat. Auch weil es neue Konkurrenten gibt, unter anderem Skoda Karoq und Volvo XC40 . Die kamen Ende 2017 auf den Markt und schießen nun durch die Charts des Boom-Segments Kompakt-SUV – mit sehr unterschiedlichen Charakteren: betont pragmatisch und preissensibel der Skoda, wertig und nobel der Volvo. Kann der Ford da mithalten?

© Achim Hartmann
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Komfortabler Ford

Zu diesem Test tritt der Kuga als 1.5 EcoBoost mit Vorderradantrieb und Schaltgetriebe an, eine der beliebtesten Antriebsvarianten, die bereits ab 25.950 Euro in der Preisliste steht. Mit der teuren ST-Line-Ausstattung werden jedoch mindestens 31.650 Euro fällig, wofür es außer dem aktiven Parkassistenten und den 18-Zoll-Alus wenig Habhaftes gibt. Fürs Punktekonto in diesem Vergleich und für nüchtern Kalkulierende ist die 2.350 Euro günstigere Titanium-Version wohl eine bessere Wahl.

Wenig rumzumosern gibt es dagegen an der Motorisierung. Der 150 PS starke Turbo-Vierzylinder gibt sich leise und geschmeidig, hängt gut am Gas und verfügt über ein passend gestuftes, aber etwas hakelig schaltendes Sechsganggetriebe. Allerdings verbraucht das Ford-Triebwerk deutlich mehr als die Antriebe der Konkurrenz.

© Stuart Price
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Obwohl der Antriebsstrang die Traktion der Vorderräder nicht vor große Herausforderungen stellt, verirrt sich ab und zu ein sanftes Zerren bis ins Lenkrad – harmlos und nur spürbar, weil die Lenkung sehr direkt arbeitet. Allzu stürmisch geht der EcoBoost nicht zur Sache, wobei das Fahrwerk deutlich mehr Leistung vertragen könnte. Es ist nicht nur harmonisch und komfortabel abgestimmt, sondern zudem recht neutral und kurvenfreudig. Das ist es also nicht, was den Kuga etwas ins Hintertreffen geraten lässt.

Vielmehr sammelt er mit seiner spärlichen Infotainment- und Sicherheitsausstattung deutlich weniger Punkte als Skoda und Volvo. Und die Bedienung des Ford-Sync-Systems ist über die Jahre nicht besser geworden. Variabilität und Verarbeitung sind ebenfalls nicht top, die Materialien im Innenraum zum Teil eher rustikal und einige Detaillösungen wenig überzeugend – etwa die Styropor-Bauklötzchen zur Höhenverstellung des Ladebodens.

Was uns sonst beim Kuga aufgefallen ist? Dass seine eigentlich gut zupackenden Bremsen spürbar zum Fading neigen. Bei größerer Beanspruchung werden Pedal- und Anhalteweg deutlich länger.

Cooler Volvo

Das kann der XC40 schon mal deutlich besser. Der fährt als T3 mit einem 156 PS starken Dreizylinder zum Vergleichstest vor, da schluckt man womöglich erst einmal. Ein Dreizylinder in einem deutlich über 30.000 Euro teuren und rund 1,6 Tonnen schweren Auto, kann das gut gehen? Es kann.

Denn von seiner speziellen Bauform merkt man nicht viel, nur bei höheren Drehzahlen wird der 1,5-Liter-Turbo etwas brummiger, hält sich ansonsten aber akustisch zurück. Und da Volvo mit Schaltgetriebe selten geworden sind: Auch das geht sehr gut, die Sechsgangbox gefällt mit kurzen Schaltwegen, exakter Führung und passenden Übersetzungen. Nur der sehr lange Sechste passt nicht so ins Bild. Dass diese Antriebsvariante des XC40 nicht die spritzigste in der Palette ist – geschenkt. Mit seinen 156 PS sorgt der Turbobenziner für ordentliche Fahrleistungen, obwohl Ford und vor allem Skoda etwas flotter unterwegs sind. Dafür entspricht der T3 der neuesten Abgasnorm Euro 6d-Temp.

© Volvo
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Nicht so zeitgemäß wie die Abgas-Einstufung ist das Gesamtgewicht des kompakten Volvo. Der Testwagen bringt genau 1.589 kg auf die Waage, sieben mehr als der Ford und happige 178 mehr als der Skoda. Zum einen stecken die vielen Kilos im zusätzlichen Stahl, den er mit sich herumträgt, denn er ist rund vier Zentimeter länger und jeweils zwei gute Zentimeter breiter und höher als der kompakte Karoq. Ein anderer Teil geht wohl aufs Konto der zusätzlichen Ausstattung, denn der XC40 hat so ungefähr alles an Bord, was im Volvo-Arsenal an Assistenz- und Infotainment-Systemen verfügbar ist.

Dafür heimst er zwar richtig viele Punkte ein, doch das reicht nicht, um in diesem Test am Skoda vorbeizuziehen. Denn in Sachen Fahrkomfort und Fahrverhalten kann der Volvo nicht mit dem sehr ausgewogenen Karoq mithalten.

Ausgewogener Skoda

Wir lassen uns ja gern überraschen und überzeugen, doch auch in dieser Runde ist der Karoq der eifrigste Punktesammler – und zwar mit Abstand. Was nicht nur am günstigen Preis der getesteten Variante 1.5 TSI mit 150 PS liegt, die bereits ab 26.490 Euro und mit dem üppigen Style-Outfit für 28.090 Euro zu haben ist.

Eine Menge Auto fürs Geld, obwohl der Skoda etwas weniger Länge und Radstand als die Rivalen aufweist. Aber er ist innen groß, bietet kaum weniger Raum zum Leben als der wuchtigere Kuga und deutlich mehr als der XC40. Dass es im Interieur nicht noch wohnlicher zugeht, liegt an den Sitzmöbeln. Hinten kommt der Testwagen mit den verschieb- und herausnehmbaren Einzelsitzen (Varioflex, 390 Euro), was zwar praktisch, doch für die Fondinsassen unbequem ist. Vorn verfügt er über die sehr komfortablen und haltstarken Sportsitze (Dynamic, 290 Euro), die ohne verstellbare Kopfstützen auskommen müssen.

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Das Fahrwerk gibt weiteren Anlass zum Lob. Es ist angenehm straff, aber nicht unkomfortabel abgestimmt, reagiert fein auf kleine und große Unebenheiten, enthält sich zudem übermäßiger Wankerei bei Kurvenfahrt. So vermisst keiner die Adaptivdämpfer.

Ähnlich gut beherrscht der Karoq hurtige Kurvenfahrt, zeigt wenig Seitenneigung, wirkt agil und kurvenwillig und verfügt über eine leichtgängige, exakte Lenkung. Dass er etwas langsamer durch Ausweichgasse und Slalom des Dynamikparcours pfeffert als seine Konkurrenten, liegt am behutsam eingreifenden ESP. Auf Landstraßen und im Stadtverkehr ist er jedenfalls das handlichste und kurvenfreudigste Auto dieses Trios. Den kleinsten Wendekreis liefert er obendrein.

Dazu kommen die besten Bremsen sowie der sparsamste und kultivierteste Antrieb im Vergleich. Kein Wunder, dass Skoda mehr Karoq verkaufen könnte, als sie bauen. Damit wir Sie am Ende nicht mit Zahlen langweilen: Um der Nachfrage Herr zu werden, läuft der Karoq ab Herbst zusätzlich im ehemaligen Karmann-Werk in Osnabrück vom Band.

Fazit

1. Skoda Karoq 1.5 TSI ACT
433 Punkte

Der Karoq setzt sich hier sehr souverän durch, weil er viele Stärken und kaum Schwächen zeigt: Das beste Fahrwerk und den sparsamsten Antrieb bietet er zum günstigsten Preis.

2. Volvo XC40 T3
404 Punkte

Raumausnutzung, Federungskomfort und Preisniveau sind keine Stärken des XC40. Dafür hat er die beste Sicherheitsausstattung, ist solide und wertig verarbeitet und sieht cool aus.

3. Ford Kuga 1.5 EcoBoost
375 Punkte

Trotz des Facelifts merkt man dem Kuga sein Alter an, der durstige Motor und die dürftige Assistenzausstattung werfen ihn zurück. Ein Plus: das sauber abgestimmte Fahrwerk.

Tabelle (techn. Daten)

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