Ford Ecosport (2012) im Gebrauchtwagen-Check

Ford Ecosport im Gebrauchtwagen-Check
Mini-SUV gleich Mini-Probleme?

„Es gibt ja kaum noch eine Klasse, die vor dem SUV-Boom sicher ist“, witzelt Meister Wünsch gleich zur Begrüßung. Ganz offensichtlich zählt er nicht zu den größten Fans der angesagten Fahrzeuggattung. „Ich kann dem Trend einfach nicht so viel abgewinnen, weil viele dieser hochbeinigen Modelle nicht mehr draufhaben als vergleichbare Kombis oder Vans“, erklärt er. „Zudem passen sie überhaupt nicht in eine Zeit, in der alle Hersteller sparsamere Autos anbieten wollen und müssen, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen. Dennoch pressen sie aktuell einen dicken SUV nach dem anderen in die Verkaufsräume – und feiern Verkaufsrekorde, anstatt mit visionären Fahrzeugen zu überraschen.“

Technisch ein Fiesta

Ein durchaus nachvollziehbarer Standpunkt, der den Nerv der Zeit trifft. Und unseren heutigen Testkandidaten ins rechte Licht rückt: Bühne frei für den smokegrauen Ford Ecosport – der zwar zum Club der SUV gehört, aber nicht so verschwenderisch viel Platz einnimmt wie die meisten seiner Kollegen. Mit gut 4,30 Metern Länge und knapp 1,80 Metern Breite zählt er zu den kleinsten Crossover-Modellen auf dem Markt, basiert technisch auf dem Fiesta und startete seine Karriere Anfang der 2000er-Jahre in Südamerika.

Ford Ecosport, Unterboden
Dany Heyne

Die deutschen Straßen eroberte erst der Ecosport der zweiten Generation ab 2014 – wobei die Nachfrage nur sehr langsam in Schwung kam. Anfänglich zählte Ford nicht einmal 3.000 Kaufverträge pro Jahr – was unter anderem mit der legeren Verarbeitung zu tun hatte. Nicht wenige Käufer der ersten Exemplare machten sich in diversen Internetforen Luft, allen voran eben über die Verarbeitung. Die Erfahrungsberichte schmücken häufig Sätze wie „Knarzgeräusche im ganzen Auto“ oder „miserable Verarbeitung“. Auch Meister Wünsch kennt solche Aussagen über die frühen Ecosport: „Doch bemerkenswert ist, dass nur ganz selten über die Technik des kleinen SUV geschimpft wird. Im Gegenteil, die kleinen Dreizylinder-Turbobenziner bekommen Lob für ihre spritzige Art. Beim knurrigen Sound scheiden sich dann wieder die Geister – die einen mögen ihn, die anderen erinnert er an einen uralten Stößelstangen-Benziner aus dem Fiesta.“

Ford reagierte und besserte schnell nach

Ein Jahr nach dem Marktstart in Deutschland gab’s eine erste Modellpflege. Bessere Verarbeitung, ein Farbdisplay in der Mittelkonsole und nachgeschärfte Fahreigenschaften – schließlich heißt das Modell ja Ecosport. Ein Zentimeter Tieferlegung fällt bei einem SUV zwar kaum auf, doch zusammen mit anderen Reifen servieren das straffer abgestimmte Fahrwerk und die präzisere Lenkung seither mehr Fahrspaß.

Ford Ecosport, Unterboden
Dany Heyne

Unser Testkandidat – Erstzulassung Dezember 2016 – hat diese Vorzüge bereits an Bord. Der Vorbesitzer wählte die zweitstärkste Version des Turbo-Dreizylinders mit 125 PS und spulte in zweieinhalb Jahren knapp 40.000 Kilometer ab. Beim ausgewählten Titanium- Paket handelt es sich um die Luxusausstattung, daher hat der kleine SUV viele nette Extras wie beheizbare Vordersitze und Frontscheibe, Parkpiepser hinten, eine Klimaautomatik, ein Navigationssystem und 17-Zöller bereits ab Werk an Bord.

„Steht gut da, der Wagen“, urteilt Meister Wünsch und checkt wie immer zuerst das Blechkleid auf „Kampfspuren“. Einen Lackabplatzer auf der Haube, eine Delle in der Flanke und zwei kleine Kratzer an der Heckschürze – so seine Ausbeute. „Hinweise auf einen schlecht instand gesetzten Blechschaden kann ich nicht ausmachen. Auch die Frontscheibe trägt keinerlei Steinschläge.“

Der Turbo-Dreizylinder? Eine kluge Wahl

Auf der Probefahrt wird schnell klar, dass der Einliter-Dreizylinder gut zum Ecosport passt. Der kleine Motor schiebt dank Aufladung überzeugend an und lässt zu keiner Zeit das Gefühl aufkommen, am Limit zu arbeiten. „Das serienmäßige Sechsganggetriebe gefällt mit kurzen Wegen und langer Übersetzung“, urteilt Meister Wünsch und ist begeistert von dem Antrieb, der sich auch keine teuren Kinderkrankheiten wie ausgeleierte Steuerketten leistete. „Nur die 5,5 Liter Durchschnittsverbrauch sollte man nicht als ein Versprechen sehen – in der Realität braucht der Dreizylinder im Ecosport eher zwei Liter mehr.“ Zurück in der Werkstatt geht’s direkt auf die Hebebühne – hier fühlt Meister Wünsch der Technik des Ford auf den Zahn.

Ford Ecosport, Motorraum
Dany Heyne

„Die Bremsscheiben sind arg eingelaufen“, murmelt er und fährt mit dem Zeigefinger über die leicht korrodierten Scheiben der Hinterachse. „Vermutlich war der Vorbesitzer ein vorausschauender Fahrer, der selten stark bremsen musste. An und für sich prima – nur für die Bremsscheiben nicht so. Die brauchen von Zeit zu Zeit eine Vollbremsung.“ Die Bremsbeläge sind noch für rund 20.000 Kilometer gut, die Reifen schaffen bestimmt noch zwei Jahre. „Der Antrieb des Ford ist absolut trocken, der Auspuff weder eingerissen noch verrostet. Auch die Achsen hinterlassen einen guten Eindruck, hier ist nichts ausgeschlagen, die Achsmanschetten sind nicht eingerissen“, fasst Meister Wünsch zusammen. Rost kann er nirgendwo am Unterboden finden, die Versiegelung ist da, wo sie sein soll.

„Mein Fazit: Ein kleines, technisch solides Auto mit einem modernen Benziner, der noch viele Jahre vor sich hat“, fasst Meister Wünsch seinen Check zusammen.

Werfen wir noch einen Blick auf die Preise: Vergleichbare Ecosport-Modelle mit Turbobenziner starten aktuell bei knapp unter 12.000 Euro. Zwei Jahre alte Diesel gibt’s mit 70.000 Kilometern schon ab 10.500 Euro.