Fisker Karma 2.0 im Test

Fisker Karma 2.0 im Test
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Hochspannender Luxusliner

Fisker Karma, Frontansicht © Hans-Dieter Seufert 31 Bilder

Der Fisker Karma ist der erste Plug-in-Hybrid in der Luxusklasse. Rund 60 Kilometer weit kann er rein elektrisch fahren. Bei Bedarf geht es aber auch dynamisch voran. Wir haben den E-Gleiter getestet.

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Ein veganes Auto – also eines, das ohne tierische Produkte auskommt. Das trifft auf den Fisker Karma zu, den ersten Plug-in-Hybrid im Luxus-Segment: Er entsagt Rohstoffen wie Leder und Wolle. Doch wer nun glaubt, der Viertürer sei ein fades Ökomobil, der täuscht sich: Der Karma dürfte an Coolness in der automobilen Premier-League kaum zu überbieten sein.

Dabei ist er kein Pragmatiker wie der Toyota Prius, verpackt Innovationen begehrenswert. Firmenchef Henrik Fisker hat die Limousine gestaltet – mit starker Taillierung samt muskulösen Radhäusern sowie schmal geschnittenen Rückleuchten. Seine Adonis-Proportionen machen ihn zum absoluten Blickfang, wo auch immer der Viertürer auftaucht.

Fisker Karma S 2:36 Min.

Karma mit veganem Luxus

Der Karma hat den Charme einer Start-up-Entwicklung, für die man einfach Sympathien hegen muss. Da beschaffen zwei Unternehmer, Fisker und Geschäftspartner Bernhard Köhler, 1,2 Milliarden US-Dollar an Investitionen, um in Kalifornien den derzeit fortschrittlichsten Luxusliner mit Elektroantrieb aus dem Nichts zu schaffen.

Wer den Fisker äußerlich studiert, bemerkt die Endrohr-Attrappen sowie zwei Tankklappen, auf jeder Seite eine. Öffnet man die linke, blickt man auf eine Steckdose. Rechts dagegen erscheint ein konventioneller Einfüllstutzen für Superbenzin. Der Treibstoff speist einen Zweiliter-Vierzylinder-Turbo unter der Fronthaube. Dieser unterstützt nicht etwa den Vortrieb, sondern ist ein mobiles Notstrom-Aggregat: Es liefert Strom für die E-Motoren. Range Extender heißt das auf Hybridisch, zu deutsch Reichweiten-Verlängerer. Reale Auspuff-Endrohre gibt es übrigens auch – als Sidepipe unter dem Kotflügel hinter dem Vorderrad.

Der Innenraum wirkt extrem geordnet, gleichzeitig so kuschelig wie kein Zweiter im Luxus-Segment. Das liegt vor allem an den Sitzen mit Velours-Bezug, aber auch am weichen Teppich im Fußraum sowie an der Oberfläche des Armaturenbretts: oben aus Alcantara, unten aus einer stoffähnlichen Kunstfaser. Das Holzfurnier stammt aus zertifizierten Waldbrand-Resten.

Fisker Karma mit gewaltigem Schub und gewaltiger Stille

Betätigt man den Startknopf, leuchtet kurz darauf der Schriftzug grün – das System ist hochgefahren. Die Bedienung des Getriebes entspricht der eines Automatik-Autos. In der Mittelkonsole ist der Akku-Block einsehbar; je nachdem, ob man D, R oder P drückt, leuchten verschiedene Zellen grün auf.

Mit jetartigem Sirren setzt sich der Karma in Bewegung. Das Geräusch stammt von kleinen Lautsprechern und warnt Fußgänger – damit der Fisker nicht zum akustischen Tarnkappen-Auto wird. Innen dagegen herrscht fast meditative Stille, was dem Fahren enorme Gelassenheit verschafft.

Dahingleiten beschreibt den Bewegungszustand am besten, wobei das die Ernsthaftigkeit des Beschleunigungsvermögens ausklammert: Ein Ampelstart verläuft deutlich effektiver, aber viel geräuschärmer als der eines Verbrenners. Der Schub-Eindruck erinnert dabei an den eines Porsche 911, und es ist kaum zu fassen, wie sich der 2,5-Tonner aus den Startblöcken katapultiert.

Wie der Karma übrigens auch auf dem Kleinen Kurs von Hockenheim Talent beweist – dank eher straffer Fahrwerksabstimmung und direkter Lenkung. Letztere sorgt nur auf der Autobahn für einen etwas nervösen Geradeauslauf. Der Federungskomfort ist dagegen durchaus bekömmlich.

Im Alltag versucht man, den Elektrowagen sanft zu bewegen – vorwiegend alleine von der Kapazität des Akkus gespeist, der acht Stunden zum Laden benötigt. Wer im Verkehr mitschwimmt, erreicht so 60 Kilometer Reichweite. Danach meldet sich brummend der Turbo-Vierzylinder zu Wort und sorgt für Strom-Nachschub. Auf diese Weise kommt man über 500 Kilometer weit.

Ein normaler Arbeitstag genügt, um der Batterie wieder Saft zu geben – vorausgesetzt, man verfügt über eine Garage mit Steckdose. Damit dürften es die meisten Pendler schaffen, morgens und abends rein elektrisch ins Büro zu surren.

Fisker Karma ist kein Verbrauchswunder

Über den gesamten Test gerechnet verbraucht der Karma im Schnitt 8,5 L/100 km und 5,8 kW/h Strom. Verglichen mit einem Porsche Panamera Diesel (8,9 L/100 km) sind diese Werte nicht sensationell niedrig.

Dennoch ist der Fisker wegweisend: Er lässt die automobile Zukunft bereits heute zur Gegenwart werden, schließlich kann man ihn bereits bei sieben Händlern in Deutschland zu Preisen ab 108.900 Euro kaufen. Die Premium-Elite muss dagegen erst noch ihre Versprechen einlösen und Plug-in-Modelle auf den Markt bringen.

Fiktiver und realer CO2-Ausstoß

Laut Herstellerangaben emittiert der Fisker Karma als Plug-in-Hybrid 53 Gramm CO2 pro Kilometer – ein absoluter Traumwert. Nimmt man dagegen das auto motor und sport-Profil zur Grundlage, das von einem Autofahrer mit einer jährlichen Fahrleistung von 15.000 Kilometern ausgeht, zwei Drittel davon als Kurzstrecke, so ergeben sich real 204 g/km. Dieses Profil berücksichtigt auch den Anteil des Kohlendioxids, das bei der Stromerzeugung anfällt. In Deutschland sind dies derzeit 572 Gramm pro kWh. Die Herstellerangeben nehmen dagegen eine Formel auf Grundlage von statistischen Fahrdaten (ECE-R101). Nach dieser sinkt der Gesamtverbrauch eines Plug-in-Hybrids bei einer Reichweite von 25 Kilometern um die Hälfte, bei 50 Kilometern um zwei Drittel. Die Emissionsberechnung berücksichtigt dabei lediglich den CO2-Ausstoß des Verbrennungsmotors, nicht aber die Kohlendioxid-Last der Stromgewinnung.

Vor- und Nachteile

  • bequeme Sitze
  • gute Platzverhältnisse vorn
  • Innenraum ohne Tierprodukte
  • hoher Langstreckenkomfort
  • gute Ergonomie vorn
  • muntere Fahrleistungen
  • enormes Anfahr-Drehmoment
  • angemessener Verbrauch
  • agiles Handling
  • hohe Fahrsicherheit
  • standfeste Bremsen
  • reichhaltige Ausstattung
  • vier Jahre Garantie und Kostenübernahme der Wartung
  • wenig Platz im Fond
  • minimaler Kofferraum
  • geringe Zuladung
  • umständliche Infotainment-Bedienung
  • ungleiche Spaltmaße
  • etwas ruppiges Anfahrverhalten
  • dröhniger Vierzylinder
  • nervöser Geradeauslauf
  • hohes Gewicht

Fazit

Es macht Laune, sowohl in der Stadt als auch über Land zu cruisen. Detailverbesserungen müssen den Fisker Karma noch perfektionieren.

Tabelle (techn. Daten)

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