Citroën Berlingo gegen VW Caddy im Test

Citroën Berlingo und VW Caddy im Test
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Welcher Hochdachkombi ist praktischer?

Citroen Berlingo PureTech 110 Shine, VW Caddy 1.0 TSI Trendline, Exterieur © Jan Bürgermeister

Zunächst mag es schwerfallen, sich für kubikmeterweise Laderaum oder seitliche Schiebetüren im Speziellen und ganz allgemein für Kastenkombis mit Basisbenzinern zu begeistern. Aber dann zeigen Citroën Berlingo und VW Caddy, wie locker der Familienalltag mit ihnen klappt.

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So langsam müssten die ersten wissenschaftlichen Erhebungen erscheinen, ob Kinder zu glücklicheren Erwachsenen heranreifen, wenn ein Kastenkombi das Familienauto war. Immerhin ist es 23 Jahre her, dass die erste Generation des Citroën Berlingo startete und der Familienmobilität eine neue Qualität an Pragmatik brachte. Und sollten sich Kinder nicht besonders geliebt fühlen, wenn ihre Eltern so offensichtlich beim Automobil auf Eleganz und Dynamik verzichten, stattdessen ein Fahrzeug wählen, das darauf abzielt, das Familienleben zu verbessern – mit viel Platz, farbenfroher, doch schmutzresistenter Innenarchitektur und ab 1999 auch den grandiosen Schiebetüren?

Inzwischen ist die erste Generation von Kindern, die auf der Rückbank des Berlingo I groß wurden, selbst im zeugungsfähigen Alter angekommen. Zeit zu klären, wie gut der neue Citroën ist und ob er mehr kann als der VW Caddy .

Der ist im Grunde seiner Konstruktion seit 15 Jahren im Geschäft – daran haben kleine Modellpflegen zwischendurch und das Facelift vor vier Jahren nichts geändert.

999 Kubikzentimeter, 3.030 Kubikdezimeter

Wobei sich gerade jetzt etwas tut beim Caddy – da haben sie im Moment den Einliter-Dreizylinder-Turbobenziner nicht im Programm, der den Testwagen motorisierte – aber noch ohne Benzinpartikelfilter. An sich passt das aber erstaunlich gut, der kleine Motor und der große Kasten. Der legt trotz des knappen Hubraums homogen los, stemmt sich wacker gegen das Schrankwandige in Form und Masse des VW. Sehr sparsam ist er mit 7,8 Liter auf 100 Kilometer nicht, schwächelt dazu bei voller Zuladung, auch weil VW ihn nur mit dem präzisen Fünfganggetriebe mit größeren Gangsprüngen verkuppelt. Aber als Alltags-/Basismotor? Alles gut.

© Jan Bürgermeister

Den großen VW-Kasten motorisiert der kleine Basis-Dreizylinder mit einem Liter Hubraum wacker.

Das gilt ebenso für den 1,2-Liter-Dreizylinder des Berlingo. Er zieht etwas nachdrücklicher voran – abgesehen von den Pausen, die entstehen, wenn man mit dem Schalthebel den nächsten der sechs Gänge hineinstochern muss. Unvernünftig schnell wird es auch im Berlingo nie – gut so, schließlich wäre das Fahrwerk darauf nicht recht vorbereitet. Mit weichem Set-up überkuschelt der Berlingo kleine Unebenheiten, wogt langen Wellen aber intensiv nach. Zudem wankt er durch Kurven, wobei die Lenkung Richtungsänderungen nicht als ihre Kernaufgabe, eher als unausweichliche Pflicht versteht.

Im Caddy hilft ebenso ein weitreichender Begriff dessen, was man noch als Fahrvergnügen begreifen mag. Doch spricht seine Lenkung viel präziser an, meldet ordentlich zurück. Und auch das Wanken hat das straffer ausgelegte Fahrwerk im Griff.

Der Caddy und Schlaglöcher – da biste Blatt

Im Bereich des Komforts dagegen gilt es zu relativieren. Denn der Caddy kombiniert hinten eine Starrachse mit Blattfedern – eine Nutzfahrzeugkonstruktion, auf deren Finesse inzwischen selbst viele Pickups nicht mehr zurückgreifen. Alles recht rustikal also, und dafür wiederum ganz akzeptabel, solange der Wagen nicht voll beladen ist. Dann nämlich bolzt der VW über Unebenheiten. Doch er fährt immer sicher – wie der Citroën, der übrigens serienmäßig mehr Assistenz mitbringt.

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Ums Klappen geht es beim Berlingo, dessen drei Einzelsitze sich separat zur Ebene fügen lassen. Rechts könnte so ein Fahrrad einparken.

Auch im Alltag assistiert der Berlingo cleverer – bei der Variabilität nämlich. So lassen sich seine drei Rücksitze separat zur Ebene legen. Die dick gepolsterte Rückbank des Caddy klappt nur zweiteilig vor, steht dann wie eine Mauer am Ende des wie beim Berlingo ganz enormen Laderaums. Gerne verweist VW darauf, man könne die Bank herausnehmen. Zweifellos korrekt, zudem passt ihre Massivität auch zur insgesamt deutlich höheren Solidität des Wagens im Vergleich zum leger verarbeiteten Citroën. Dennoch möchten wir vor dem Unterfangen des Ausbaus warnen, fordert es doch dieselbe Tatkraft und Aufgeschlossenheit gegenüber Bandscheiben- vorfällen wie die Idee, kurz mal einen Strandkorb durch das Treppenhaus auf die Dachterrasse zu wuchten.

Der Berlingo bremst besser, ist günstiger und beweist mit Ablagen bis in die Dachkonsole sowie der separat öffnenden Heckscheibe mehr Alltagscleverness – und auch mit dreifach Isofix, fernverriegelbaren Kindersicherungen und Klapptischen im Fond, dass er hier das Auto mit der besten Kinderstube ist.

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Kubikmeterweise Laderraum und seitliche Schiebetüren? Citroën Berlingo und VW Caddy zeigen, wie locker der Familienalltag mit ihnen klappt.
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4,4 Meter lang, 1,85 Meter breit und 1,84 Meter hoch. Der Citroën Berlingo ist zwar höher als der VW Caddy, jedoch besitzt er eine geringere Innenraumhöhe. Dadurch übertrifft der Caddy den Berlingo im Raumreichtum.
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Etwas mehr Vehemenz beim Tempo legt der Berlingo an den Tag. Der Caddy beschleunigt noch verhaltener. Aber bei beiden reicht das alles aus.
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Mit etwas mehr Hubraum und Drehbegeisterung legt der 1.200er ein wenig beherzter los.
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Hoch schalten: Infotainment-Touchscreen und Schalthebel – weit oben und gut erreichbar beim Berlingo.
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Auch – oder gerade – günstige Familienautos sollten besser bremsen als diese beiden. Citroën bietet mehr Assistenzsysteme an.
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Im Citroën Berlingo zu finden: Weiche Sitze und viele Ablagen,...
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... diese verbirgen sich auch mal hinter Schiebetürchen.
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Auf Tischen lässt sich der kleine Reisesnack servieren. Dreifach Isofix im Fond. Weiche, nicht so bequeme, aber buntere Polster.
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Ums Klappen geht es beim Berlingo, dessen drei Einzelsitze sich separat zur Ebene fügen lassen. Rechts könnte so ein Fahrrad einparken.
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Scheiben kleister! Eingeklebte Heckscheibe am VW, die am Citroën lässt sich fürs kleine Gepäck zwischendurch öffnen.
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Mit der Innenhöhe von vorne 1,16 Meter und hinten 1,12 Meter übertrifft der Caddy den Raumreichtum des Berlingo.
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Den großen Kasten motorisiert der kleine Einliter-Dreizylinder wacker.
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Nutzmunter: Fröhliche Kindereien? Vielleicht im Fond, das Cockpit aber möbliert sich rustikal-nutzwagig.
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Ständig mit der Familie unterwegs? Da muss das Smartphone öfters mal aufgeladen werden. Im VW Caddy findet man neben USB-Anschluss zum Aufladen, noch eine passene Ablage für das Smartphone.
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Bequeme Sitze, beste Aussicht und dazu große Ablagen.
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Mit Bank zurück und hin auch gern, denn die Dreierbank ist bequem und breit genug für drei Erwachsene oder drei Kindersitze.
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Die Stange hält die zweiteilige Bank fest. Rausnehmen ginge zwar theoretisch, wirklich praktisch ist das Herauswuchten aber nicht.
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Den Sieg holt der Berlingo über den günstigen Preis – aber der ist eben oft entscheidend. Auch sonst überzeugt er mit viel Platz und cleverer Variabilität. Der Caddy ist solider und agiler, aber viel teurer.

Fazit

1. Citroën Berlingo PureTech 110 Shine
269 Punkte

Den Sieg holt der Berlingo über den günstigen Preis – aber der ist eben oft entscheidend. Auch sonst überzeugt er mit viel Platz und cleverer Variabilität.

2. VW Caddy 1.0 TSI Trendline
266 Punkte

Der Caddy ist solider und agiler, aber viel teurer.

Tabelle (techn. Daten)

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