BMW X5 xDrive 30d und Range Rover Sport SDV6: Schwergewichtige Diesel-SUV im Vergleich

BMW X5 xDrive 30d und Range Rover Sport SDV6
:
Schwergewichtige Diesel-SUV im Vergleichstest

© Hans-Dieter Seufert 32 Bilder

Sie sind Schwergewichte: optisch wie auch auf der Waage. Alleine durch ihre Präsenz fallen sie im Straßenbild auf – vor allem der neue Range Rover Sport. Er will am BMW X5 als Handlingsbeauftragtem unter den SUV vorbeipreschen. Beide treten mit stämmigen Sechszylinder-Dieselmotoren gegeneinander an.

Kompletten Artikel anzeigen

Es geht ums Ansehen. Ums Repräsentieren. Sich-etwas-Gönnen. Denn beide SUV sind nicht weniger als Traumwagen für urbane Szenegänger und metropole Edel-Shopper. Für alle, die eine feine Lebensart nicht nur schätzen, sondern sie sich auch leisten können. Von niederen 4x4-Tätigkeiten bleiben sowohl der Range Rover Sport als auch der BMW X5 meist verschont: Sie müssen keine Anhänger aus – igitt! – Matschwiesen ziehen oder ihre Felgen am rauen Fels zerkratzen. Nein, beide wollen Berge auf der Passstraße statt über den Schotterweg erklimmen.

Range Rover Sport übermittelt Marken-Traditionen

So kommt dem Allradantrieb eher agilitätsfördernde Bedeutung zu. Ohnehin treten praktische Argumente als Kaufgrund in den Hintergrund. Die automobilen Statements transportieren zwar auch bis zu sieben Personen, aber vor allem das Statusbewusstsein ihrer Käufer. Dass der Range Rover etwas Besonderes ist, zeigen schon drei Wappen im Prospekt: Sie weisen die Marke als Hoflieferanten der Queen aus.

Dazu passt, dass der Sport oberstylish, aber nicht overstyled ist. Der Range Rover Sport übermittelt Marken-Traditionen, ohne zum Klischee seiner selbst zu werden. Und paart sich mit der Moderne, ohne Trends hinterherzuhecheln. In seiner klaren, kubisch gemeißelten Form ist er praktisch auf dem Weg zum Klassiker der Moderne: Allein seine schiere Größe verleiht dem Range Rover Sport eine berückende Gegenwärtigkeit. Doch wie bei einer Burg widerspricht das eher knappe Innere den äußeren Maßen, was im Falle des SUV vor allem an seinen kleinen Fenstern und den stämmigen Dachsäulen liegt.

Trotz geringerer Innenbreite und -höhe wirkt der BMW X5 weiträumiger, freundlicher und vor allem hochwertiger. Kritik an den Vorgängern hat der bayrische Hersteller ernst genommen und den BMW X5 zu einem echten Genussraum gestaltet: geschmackvoll luxuriös, aber keinesfalls neureich. Kritik müssen sich nur die leichte Cellulitis der Lederverkleidung an den Sitzen sowie dürftig entgratete Hebel gefallen lassen.

BMW X5 mit mit fein ausgeschlagenem Gepäckraum

Davon abgesehen beweist BMW Stilsicherheit – bis hinein in den großen Kofferraum des X5. Dieser ist penibel mit hochflorigem Teppich ausgeschlagen. Massive Fixierschienen helfen beim Verzurren, der Gepäckraumboden surrt an einer Gasdruckfeder geführt hoch, und die zweigeteilte Heckklappe erleichtert das Beladen.

Im Ladeabteil des Range Rover Sport zeigen dagegen einfache Auslegware, etwas instabile Verkleidungen, dürftige Haken und ein hakeliges Gepäckraumrollo samt scharfkantigem Griff der Heckklappe, wo gespart wird. Die Kritik geht weiter: Kleine Türausschnitte zwingen beim Einsteigen in den Range Rover Sport zum Kopfeinziehen, die Rücksitzlehnen klappen nur mit Nachdruck um, die hohe Motorhaube behindert die Sicht vors Auto, und die zwar gut verarbeiteten, aber einfach gehaltenen Materialien enttäuschen die Erwartungen an einen noblen Innenraum.

Außergewöhnliches dagegen bei der Bedienung – und hier erfordert es Zugeständnisse: Man muss sich intensiv in die Menülogik einarbeiten, die psychedelische Kartendarstellung des Navigationssystems mit pinken Straßen und weißen topografischen Höhenlinien hinnehmen. Genauso wie man akzeptieren muss, dass die Menge der Optionen für den Range Rover Sport nicht gerade überbordend ausfällt: Die dicke Preisliste ist vorwiegend mit Vorschlägen zur Farbzusammenstellung gespickt.

BMW X5 könnte notfalls vom Range Rover Sport geborgen werden

Da mag der Gedanke trösten, dass der Range Rover Sport trotz seines bedeutungsschweren Namenszusatzes notfalls einen im Gelände gestrandeten BMW X5 bergen könnte. Sport hin oder her – die Tradition verpflichtet zu überragender 4x4-Kompetenz. Und so rüsten die Engländer ihren Offroader zum Test mit hochflankigen 21-Zöllern samt Pirelli Scorpion Verde aus.

Dieser Spezialreifen für SUV mag abseits der Straße Vorteile bieten – auf ihr jedenfalls nicht. Zunächst lenkt der Brite für einen Range Rover ungewohnt zackig ein, wirkt auf der Landstraße erfrischend wach. Bis man eine Kurve zu optimistisch angeht; dann schiebt der schwere Range Rover Sport über die Vorderräder und braucht dabei erschreckend viel Platz.

Die überdirekte Lenkung gibt ein Richtungsversprechen, das der Aufbau nur verzögert einlösen kann. Hier wie auch bei der trägeren Beschleunigung und dem höheren Verbrauch spürt man die über 100 Kilogramm Mehrgewicht zum BMW X5 deutlich. Dabei ist der BMW X5 xDrive 30d sogar 34 PS schwächer – und erreicht dennoch problemlos ein höheres Tempo als der Range Rover Sport SDV6 SE.

Sicherheitskapitel geht an den BMW X5

Die SUV-Reifen tragen übrigens auch zu nicht gerade kurzen Bremswegen bei, weshalb der Range Rover Sport das Sicherheitskapitel an den BMW X5 abgeben muss. Ähnliches gilt für den Komfort; entsprechend seinem Namen wurde der Sport straff abgestimmt, wohingegen der BMW X5 mittlerweile zum angenehm federnden und leisen Reisewagen geworden ist. Anders als ihre Vorgänger wirkt die dritte Generation nicht mehr agilitätsgetrieben, sondern gesetzter.

Das früher etwas unerlöste Stürmen und Drängen reifte zu einer stattlichen Ernsthaftigkeit; die Lenkung ist weniger direkt und die Rückmeldung geringer. Dennoch wedelt der BMW X5 noch immer locker dahin, dreht bei Lastwechseln lustvoll mit dem Heck ein – und entzaubert damit den Range Rover Sport: Im direkten Vergleich ist dieser ganz seinem Gewicht entsprechend deutlich schwerfälliger.

Längst hat sich der BMW X5 in der Eigenschaftswertung den Sieg gekrallt, und bei den Kosten sieht es ebenfalls gut für ihn aus: Als xDrive 30d mit 258 PS ist er deutlich günstiger als der Range Rover Sport SDV6 mit 292 PS. Ein gleich starkes Dieselmodell steht bei Range Rover zwar in der Preisliste, aber noch nicht abholbereit auf dem Hof des Herstellers – gleiches gilt übrigens für den X5 40d.

Range Rover Sport bietet viel fürs Geld

Dass der Range Rover fürs viele Geld auch viel bietet – adaptive Stoßdämpfer und Navigationssystem sind serienmäßig, müssen bei BMW dagegen extra bezahlt werden –, bringt ihm zwar wieder Punkte ein, doch diese reichen nicht aus, um den Preismalus auszugleichen. So liegt der Range Rover Sport am Ende relativ abgeschlagen auf Platz zwei, obwohl er doch eigentlich keinen schlechten Eindruck hinterlassen hat.

Es läppert sich einfach. Hier einen Punkt einbüßen, da eine kleine Schwäche zeigen – das rechnet sich zu einem veritablen Abstand. Doch um Details geht es dem Range Rover Sport weniger. Es geht ums Ansehen. Ums Repräsentieren. Sich-etwas-Gönnen ...

Fazit

1. BMW X5 xDrive 30d
504 Punkte

Den Part des noblen und geräumigen Langstreckenwagens übernimmt der BMW X5 noch überzeugender als früher. Er ist schneller, agiler, komfortabler, sparsamer und günstiger als sein Konkurrent.

2. Range Rover Sport SDV6
461 Punkte

Schon optisch ist der Sport etwas Besonderes, macht seine Sache gut – wird seinem Dynamikversprechen aber nicht ganz gerecht. Eine unglückliche Reifenwahl verhindert ein besseres Abschneiden.

Tabelle (techn. Daten)

Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle zeigen wir weitere Inhalte, die den Artikel ergänzen. Mit Klick auf den Button geht es weiter zu unserer mobilen Website.

Dieser Artikel kann Links zu Anbietern enthalten, von denen auto motor und sport eine Provision erhalten kann (sog. „Affiliate-Links“). Weiterführende Informationen hier.

Top Tests 1 Tivoli Nomad SUV mit Komfort zum Sparpreis 2 Fahrt im Dacia Bigster mit Basismotor Nur 23.990 Euro – wo ist der Haken? 3 Audi A6 Avant endlich gefahren Warum der Basis-Benziner der heimliche Star ist 4 BMW 550e im Test Noch immer ein perfekter Sleeper? 5 KGM Actyon (2025) SUV in Kodiaq-Größe, aber 7.000 Euro billiger