BMW M340i xDrive im Test: Besser als der M3?

BMW M340i xDrive im Test
Ist der M340i der bessere M3?

Die Kollegen brechen nicht ge­rade in Jubel aus, wenn sie sich an den 340i der Baureihe F30 erinnern. Ein eher brav ausge­legter 3er sei der gewesen – keiner, der einen auf der Landstraße, und erst recht nicht auf der Rennstrecke aus der Fassung fuhr. Bei seinem Nachfolger, dem M340i xDrive, ist das anders. Mit dem M-Abzeichen steigt er zum Performance-Modell auf – und fährt genau so.

Bis zur Ankunft des neuen M3 ist der M340i sogar der Krösus der Baureihe. 2021 rückt er zurück in die zweite Reihe, wird vom Topmodell zum Bindeglied. So, wie es bei Mercedes-AMG der C 43 ist. Genau so einer fehlte in der 3er-Baureihe: Mit dem 340i hatte BMW nur einen dünnen Draht nach oben gespannt, jetzt hält man ein dickes Seil in der Hand.

Kritiker werden einwerfen, der Hinterradantrieb sei nicht mal mehr eine Option. Das schmälere den Fahrspaß. Wir können nach dem Test entgegnen: Macht nichts, weil sich die Sportlimousine fährt wie ein Hecktriebler – trotz Allradantrieb. Alles eine Frage der Abstimmung.

Vor allem auf der Rennstrecke benimmt sich der M340i wie der Jeck an Karneval: Er lässt die Sau raus. Es reicht, das Gas zu liebkosen, und die Fünflenker-Hinterachse holt zum Seit­fallzieher aus. Lenkung aufmachen, die Kurve mit voller Breitseite nehmen, das macht Laune. Etwas getrübt wird sie nur durch Bremsen-Fading schon in der zweiten Hockenheim-Runde, was der Rundenzeit ebenso wenig zuträglich ist wie die Quersteher. Nach 2.01,1 Minuten klat­schen die vier Michelin-Reifen mit der Ziellinie ab. Nicht falsch verstehen: Das ist schon schnell, aber der 3er könnte mit etwas ernsthafterem Fahrverhalten vermutlich noch schneller sein. Die große Frage: Haben die BMW-Entwickler mit der frechen Abstimmung vielleicht sogar ein bisschen übers Ziel hinausgeschos­sen?

Der Allrad richtet es im Alltag

BMW M340i xDrive, Exterieur
Rossen Gargolov

Wir finden die Antwort darauf im Alltag. Das Fahrmenü hält neben "EcoPro" für spritsparendes Fahren und "Comfort" noch die Einstellungen "Sport" und "Sport Plus" bereit. Für den Ausflug über kurvige Landstraßen muss man nicht lange überlegen: Der 3er will sportlich bewegt werden, also muss man die Kenn­linie der Lenkung und der Dämpfer sowie das Ansprechverhalten von Motor und Getriebe auch auf sportlich stellen. Das geht über die eingelassenen Schalter auf der Mittelkonsole, die zwar schick aussehen, aber ein bisschen gewöhnungsbedürf­tig sind. Eine echte Taste mit Ecken und Kanten vermittelt doch mehr Fingerspitzengefühl – ob man sie erwischt hat oder eben nicht.

Sei’s drum: Dafür überzeugt der 3er mit seinem hochauflösenden Bildschirm, der sich ansprechen, betouchen oder über den Drehsteller bedienen lässt; mit der Ergonomie im Cockpit allgemein und den tief positionierten Sportsitzen im Besonderen. Sie sind straff gepolstert, trotzdem ausreichend schmeichelnd für längere Wegstrecken. Wie das ganze Auto ohnehin. Klar lässt einen das Fahrwerk wissen, dass Kanaldeckel oder brüchige Stolperfallen im Asphalt es durchschütteln. Doch es steckt Tiefschläge weg wie die Deckung eines guten Boxers. Der Fahrer merkt’s, wird aber nicht durchgeprügelt.

Jetzt aber zum Wesentlichen, zum Sportlichen. In lang gezogenen Kurven besticht der M340i durch seine Stabilität. Seitenneigung? Nur wenig. Sobald sich die Biegungen zusammen­ziehen, sich auch mal fies eindrehen und dann wieder öffnen, überzeugt die Sportlimousine erst durch neu­tra­les Einlenkverhalten, dann durch Trak­tion.

Der Fahrer muss kein Künstler sein. Einlenken, kurz abwarten, drauftreten, sobald der Kurvenausgang im Augenwinkel auftaucht: Dann renken Allradantrieb und Sperrdifferenzial die Hinterachse ein, sodass der M340i wie auf Schienen gelegt herausbeschleunigt. In Sport Plus lockert sich die Sta­bilitätskontrolle, erlaubt ausgedehntere Driftwinkel, ohne dass das Heck auszubüchsen droht. Der Fahrer lenkt über das Gaspedal. Der M340i xDrive bewegt sich ausgesprochen sportlich, ohne einem die Schweißperlen auf die Stirn zu treiben. Wirklich cool!

Querdynamik reißt mit

BMW M340i xDrive, Emblem
Rossen Gargolov

Mit seinem Erscheinungsbild hängt er nicht gerade die Sportskanone raus. Der M340i hat zwar ein grimmigeres Gesicht als etwa ein 330i, größere Kühlöffnungen in der Schnauze und blau gefärbte Bremssättel unter den 19-Zoll-Felgen. Doch man identifiziert ihn nicht direkt auf den ersten Blick als Sportmodell. Das mag auch mit der gediegenen Lackierung zu tun haben.

Die Radkästen bläst der M340i nicht auf, dafür der Twinscroll-Lader den Reihensechser. In 4,4 Sekunden reißen ihn 500 Newtonmeter auf Land­straßentempo. Damit egalisiert er die Werksangabe und hängt den 390 PS starken C 43 AMG um zwei Zehntel ab. Die 200 km/h knackt der Allradler nach 16,4 Sekunden (C 43 in sport auto 12/2018: 16,2 Sekunden).

Doch viel mitreißender als die Längsdynamik ist die Querbeschleunigung. Im Slalom geigt der M340i nochmals auf, will etwas früher eingelenkt werden, drängelt dann beim schnellen Richtungswechsel wunderbar leichtfüßig mit dem Heck. Mit die­sem umgänglichen Übersteuern wird er zum Kumpeltyp. Der M340i fährt sich ganz natürlich aus dem Bauch heraus, ohne Filter. Da muss der M3 schon ranklotzen.

Technische Daten
BMW M340i xDrive
Grundpreis61.412 €
Außenmaße4713 x 1827 x 1440 mm
Kofferraumvolumen480 l
Hubraum / Motor2998 cm³ / 6-Zylinder
Leistung275 kW / 374 PS bei 5500 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h
Verbrauch7,0 l/100 km